Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.kommt nur noch auf eine grobe Verletzung der Treue an! Das Schauspiel muß uns Einer, der daraus Geschäfte macht, erst dichten! Wir wollen Alexander Dumas fragen! Wir studiren's ein! Das ist die Ordnung unserer civilisirten Welt! Ja, ja, sprach er dann mit wunderlichem Humor und zum klappernden Wagenfenster hin, ihr Wipfel der Bäume, hört wenigstens ihr mein stilles Hoffen! Bewahrt es stumm! Geliebt um seiner selbst willen! Nicht um schnöden Reichthum! Da ergreift mich Seligkeit, das zersprengt mir die Brust! Damit öffnete er das Fenster. Es war die höchste Zeit, daß der Wagen anhielt. Helene wäre sonst hinausgesprungen. Noch hielt das Gefährt nicht vor'm Schlosse. Aber es fielen doch einzelne Lichtstrahlen in's Dunkel. Der Kutscher ließ den Wagen der alten Gräfin voranfahren. Dann fuhren der Graf und Helene langsam nach. Es wurde nun kein Wort mehr gesprochen. Helene ordnete sich zum unbefangenen Erscheinen vor den Uebrigen. Daran konnte man keinen Anstoß nehmen, daß sie sich, keinen Appetit zum Nachtessen zu haben, erklärend, auf ihr Zimmer begab und sich schnell einschloß. Hier brach sie in Thränen aus vor Scham und Verzweiflung. Wie in einen schönen Garten war ein wilder Eber gefahren! Sie verwarf dies Bild. Lucifer stand vor ihr, ja er verwandelte sich in einen Engel - kommt nur noch auf eine grobe Verletzung der Treue an! Das Schauspiel muß uns Einer, der daraus Geschäfte macht, erst dichten! Wir wollen Alexander Dumas fragen! Wir studiren’s ein! Das ist die Ordnung unserer civilisirten Welt! Ja, ja, sprach er dann mit wunderlichem Humor und zum klappernden Wagenfenster hin, ihr Wipfel der Bäume, hört wenigstens ihr mein stilles Hoffen! Bewahrt es stumm! Geliebt um seiner selbst willen! Nicht um schnöden Reichthum! Da ergreift mich Seligkeit, das zersprengt mir die Brust! Damit öffnete er das Fenster. Es war die höchste Zeit, daß der Wagen anhielt. Helene wäre sonst hinausgesprungen. Noch hielt das Gefährt nicht vor’m Schlosse. Aber es fielen doch einzelne Lichtstrahlen in’s Dunkel. Der Kutscher ließ den Wagen der alten Gräfin voranfahren. Dann fuhren der Graf und Helene langsam nach. Es wurde nun kein Wort mehr gesprochen. Helene ordnete sich zum unbefangenen Erscheinen vor den Uebrigen. Daran konnte man keinen Anstoß nehmen, daß sie sich, keinen Appetit zum Nachtessen zu haben, erklärend, auf ihr Zimmer begab und sich schnell einschloß. Hier brach sie in Thränen aus vor Scham und Verzweiflung. Wie in einen schönen Garten war ein wilder Eber gefahren! Sie verwarf dies Bild. Lucifer stand vor ihr, ja er verwandelte sich in einen Engel – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="23"/> kommt nur noch auf eine grobe Verletzung der Treue an! Das Schauspiel muß uns Einer, der daraus Geschäfte macht, erst dichten! Wir wollen Alexander Dumas fragen! Wir studiren’s ein! Das ist die Ordnung unserer civilisirten Welt! Ja, ja, sprach er dann mit wunderlichem Humor und zum klappernden Wagenfenster hin, ihr Wipfel der Bäume, hört wenigstens ihr mein stilles Hoffen! Bewahrt es stumm! Geliebt um seiner selbst willen! Nicht um schnöden Reichthum! Da ergreift mich Seligkeit, das zersprengt mir die Brust!</p> <p>Damit öffnete er das Fenster. Es war die höchste Zeit, daß der Wagen anhielt. Helene wäre sonst hinausgesprungen. Noch hielt das Gefährt nicht vor’m Schlosse. Aber es fielen doch einzelne Lichtstrahlen in’s Dunkel. Der Kutscher ließ den Wagen der alten Gräfin voranfahren. Dann fuhren der Graf und Helene langsam nach. Es wurde nun kein Wort mehr gesprochen. Helene ordnete sich zum unbefangenen Erscheinen vor den Uebrigen. Daran konnte man keinen Anstoß nehmen, daß sie sich, keinen Appetit zum Nachtessen zu haben, erklärend, auf ihr Zimmer begab und sich schnell einschloß. Hier brach sie in Thränen aus vor Scham und Verzweiflung. Wie in einen schönen Garten war ein wilder Eber gefahren! Sie verwarf dies Bild. Lucifer stand vor ihr, ja er verwandelte sich in einen Engel – </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0029]
kommt nur noch auf eine grobe Verletzung der Treue an! Das Schauspiel muß uns Einer, der daraus Geschäfte macht, erst dichten! Wir wollen Alexander Dumas fragen! Wir studiren’s ein! Das ist die Ordnung unserer civilisirten Welt! Ja, ja, sprach er dann mit wunderlichem Humor und zum klappernden Wagenfenster hin, ihr Wipfel der Bäume, hört wenigstens ihr mein stilles Hoffen! Bewahrt es stumm! Geliebt um seiner selbst willen! Nicht um schnöden Reichthum! Da ergreift mich Seligkeit, das zersprengt mir die Brust!
Damit öffnete er das Fenster. Es war die höchste Zeit, daß der Wagen anhielt. Helene wäre sonst hinausgesprungen. Noch hielt das Gefährt nicht vor’m Schlosse. Aber es fielen doch einzelne Lichtstrahlen in’s Dunkel. Der Kutscher ließ den Wagen der alten Gräfin voranfahren. Dann fuhren der Graf und Helene langsam nach. Es wurde nun kein Wort mehr gesprochen. Helene ordnete sich zum unbefangenen Erscheinen vor den Uebrigen. Daran konnte man keinen Anstoß nehmen, daß sie sich, keinen Appetit zum Nachtessen zu haben, erklärend, auf ihr Zimmer begab und sich schnell einschloß. Hier brach sie in Thränen aus vor Scham und Verzweiflung. Wie in einen schönen Garten war ein wilder Eber gefahren! Sie verwarf dies Bild. Lucifer stand vor ihr, ja er verwandelte sich in einen Engel –
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