Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.trotzend, des Alten Befehl, Dietericis Anerbieten anzunehmen! Costümes erfinden, die ich nicht tragen kann! Denken für Anderer Eitelkeit, die glücklicher sind, als ich! Die im Theater lachen, sich in den Logen wälzen! Hu, nach Polen, fuhr sie in Betrachtung fort, da will er mich auch mitnehmen, wenn ich gut thäte! Noch hatte der Pflegevater für einen häßlichen Namen, den er ihr schon gegeben, keine schlagenden Beweise. Die lustige Gesellschaft, die mit Cavaliermanieren Nachts im Hause rumorte, wer konnte das Alles controliren, auch die in die welke Hand der Ugarti beim Abschied gedrückten Dukaten zählen! Das Zurückgehen des äußern Glanzes schien ja natürlich. Edwina war majorenn. Sie hatte ihr Vermögen durchgebracht, in Hoffnung, durch Glanz zu imponiren, eine hohe Stellung zu gewinnen. Jetzt konnte die Pfändung der kostbaren Spiegel, Consolen, der Etageren, der langen Ausziehtische zum Speisen der Schmarotzer nicht Wunder nehmen. Oft geschah das unter harten Worten der Gläubiger, Rücksichtslosigkeiten der Gerichtsvollstrecker. Edwina hatte Stunden der innern Einkehr. Sie dichtete dann. Sie dachte an Druckenlassen. Aber was brachten einige Verse an den Mond, an die einsame Weide, an den Bach, "wo die tiefste Stelle ist", ein? Verloren! war ihr steter Refrain. Die Gemeinheit ihrer Duenna nannte Alles "verfehlte Speculation" und trotzend, des Alten Befehl, Dietericis Anerbieten anzunehmen! Costümes erfinden, die ich nicht tragen kann! Denken für Anderer Eitelkeit, die glücklicher sind, als ich! Die im Theater lachen, sich in den Logen wälzen! Hu, nach Polen, fuhr sie in Betrachtung fort, da will er mich auch mitnehmen, wenn ich gut thäte! Noch hatte der Pflegevater für einen häßlichen Namen, den er ihr schon gegeben, keine schlagenden Beweise. Die lustige Gesellschaft, die mit Cavaliermanieren Nachts im Hause rumorte, wer konnte das Alles controliren, auch die in die welke Hand der Ugarti beim Abschied gedrückten Dukaten zählen! Das Zurückgehen des äußern Glanzes schien ja natürlich. Edwina war majorenn. Sie hatte ihr Vermögen durchgebracht, in Hoffnung, durch Glanz zu imponiren, eine hohe Stellung zu gewinnen. Jetzt konnte die Pfändung der kostbaren Spiegel, Consolen, der Etagèren, der langen Ausziehtische zum Speisen der Schmarotzer nicht Wunder nehmen. Oft geschah das unter harten Worten der Gläubiger, Rücksichtslosigkeiten der Gerichtsvollstrecker. Edwina hatte Stunden der innern Einkehr. Sie dichtete dann. Sie dachte an Druckenlassen. Aber was brachten einige Verse an den Mond, an die einsame Weide, an den Bach, „wo die tiefste Stelle ist“, ein? Verloren! war ihr steter Refrain. Die Gemeinheit ihrer Duenna nannte Alles „verfehlte Speculation“ und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0290" n="284"/> trotzend, des Alten Befehl, Dietericis Anerbieten anzunehmen! Costümes erfinden, die ich nicht tragen kann! Denken für Anderer Eitelkeit, die glücklicher sind, als ich! Die im Theater lachen, sich in den Logen wälzen! Hu, nach Polen, fuhr sie in Betrachtung fort, da will er mich auch mitnehmen, wenn ich gut thäte! Noch hatte der Pflegevater für einen häßlichen Namen, den er ihr schon gegeben, keine schlagenden Beweise. Die lustige Gesellschaft, die mit Cavaliermanieren Nachts im Hause rumorte, wer konnte das Alles controliren, auch die in die welke Hand der Ugarti beim Abschied gedrückten Dukaten zählen! Das Zurückgehen des äußern Glanzes schien ja natürlich. Edwina war majorenn. Sie hatte ihr Vermögen durchgebracht, in Hoffnung, durch Glanz zu imponiren, eine hohe Stellung zu gewinnen. Jetzt konnte die Pfändung der kostbaren Spiegel, Consolen, der Etagèren, der langen Ausziehtische zum Speisen der Schmarotzer nicht Wunder nehmen. Oft geschah das unter harten Worten der Gläubiger, Rücksichtslosigkeiten der Gerichtsvollstrecker. Edwina hatte Stunden der innern Einkehr. Sie dichtete dann. Sie dachte an Druckenlassen. Aber was brachten einige Verse an den Mond, an die einsame Weide, an den Bach, „wo die tiefste Stelle ist“, ein? Verloren! war ihr steter Refrain. Die Gemeinheit ihrer Duenna nannte Alles „verfehlte Speculation“ und </p> </div> </body> </text> </TEI> [284/0290]
trotzend, des Alten Befehl, Dietericis Anerbieten anzunehmen! Costümes erfinden, die ich nicht tragen kann! Denken für Anderer Eitelkeit, die glücklicher sind, als ich! Die im Theater lachen, sich in den Logen wälzen! Hu, nach Polen, fuhr sie in Betrachtung fort, da will er mich auch mitnehmen, wenn ich gut thäte! Noch hatte der Pflegevater für einen häßlichen Namen, den er ihr schon gegeben, keine schlagenden Beweise. Die lustige Gesellschaft, die mit Cavaliermanieren Nachts im Hause rumorte, wer konnte das Alles controliren, auch die in die welke Hand der Ugarti beim Abschied gedrückten Dukaten zählen! Das Zurückgehen des äußern Glanzes schien ja natürlich. Edwina war majorenn. Sie hatte ihr Vermögen durchgebracht, in Hoffnung, durch Glanz zu imponiren, eine hohe Stellung zu gewinnen. Jetzt konnte die Pfändung der kostbaren Spiegel, Consolen, der Etagèren, der langen Ausziehtische zum Speisen der Schmarotzer nicht Wunder nehmen. Oft geschah das unter harten Worten der Gläubiger, Rücksichtslosigkeiten der Gerichtsvollstrecker. Edwina hatte Stunden der innern Einkehr. Sie dichtete dann. Sie dachte an Druckenlassen. Aber was brachten einige Verse an den Mond, an die einsame Weide, an den Bach, „wo die tiefste Stelle ist“, ein? Verloren! war ihr steter Refrain. Die Gemeinheit ihrer Duenna nannte Alles „verfehlte Speculation“ und
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