Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Heimath! Wer die nicht hütet mit Cherubimschwertern, wer da tändelt mit dem Schönen, Edlen, Guten, der ist in einem Gefängniß, er weiß nicht wie! Ich bin gefangen in mir selbst! In der Ugarti auch -! Ach, mein Vater! Den ganzen langen Tag wartete ich auf sein Erscheinen, übte mich im Fleiß, sorgte für eine abendliche Ueberraschung! Die Lampe, der Tisch, Alles mußte blank, hell, schön sein! Man wußte, wofür man lebte. Dann klingelte es! Er kam -! Ich zog ihm die Handschuhe aus! Ich war ein gutes Kind! Ich plauderte, er erzählte, wir spielten Schach. Ich war eine verzauberte Prinzessin! Und er - freilich mein Hochmuth! - ein Graf! Ugarti! unterbrach sie ihr Träumen. Was essen wir morgen? Ich habe keinen Groschen Geld! Kein Seufzer folgte. Noch ein Glas Champagner wurde hinuntergestürzt. Die alte Großmutter ahnte, was die Ungarin mit der Aufforderung zum Ausgehen sagen wollte. Edwina! schrie sie und stürzte auf das abenteuerliche Wesen, das Edwinens Toilette ordnete, zu, um ihr die Champagnerflasche und die Tochter ihrer Tochter zu entreißen. Du bleibst! Du gehst nicht mit ihr! wiederholte sie. Die alte Müllern hatte nicht Kraft genug gegen die Krallen der Ugarti. Der Wirth hatte die hundert Thaler genommen. Reichthümer hatte Marloff trotz Heimath! Wer die nicht hütet mit Cherubimschwertern, wer da tändelt mit dem Schönen, Edlen, Guten, der ist in einem Gefängniß, er weiß nicht wie! Ich bin gefangen in mir selbst! In der Ugarti auch –! Ach, mein Vater! Den ganzen langen Tag wartete ich auf sein Erscheinen, übte mich im Fleiß, sorgte für eine abendliche Ueberraschung! Die Lampe, der Tisch, Alles mußte blank, hell, schön sein! Man wußte, wofür man lebte. Dann klingelte es! Er kam –! Ich zog ihm die Handschuhe aus! Ich war ein gutes Kind! Ich plauderte, er erzählte, wir spielten Schach. Ich war eine verzauberte Prinzessin! Und er – freilich mein Hochmuth! – ein Graf! Ugarti! unterbrach sie ihr Träumen. Was essen wir morgen? Ich habe keinen Groschen Geld! Kein Seufzer folgte. Noch ein Glas Champagner wurde hinuntergestürzt. Die alte Großmutter ahnte, was die Ungarin mit der Aufforderung zum Ausgehen sagen wollte. Edwina! schrie sie und stürzte auf das abenteuerliche Wesen, das Edwinens Toilette ordnete, zu, um ihr die Champagnerflasche und die Tochter ihrer Tochter zu entreißen. Du bleibst! Du gehst nicht mit ihr! wiederholte sie. Die alte Müllern hatte nicht Kraft genug gegen die Krallen der Ugarti. Der Wirth hatte die hundert Thaler genommen. Reichthümer hatte Marloff trotz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0292" n="286"/> Heimath! Wer die nicht hütet mit Cherubimschwertern, wer da tändelt mit dem Schönen, Edlen, Guten, der ist in einem Gefängniß, er weiß nicht wie! Ich bin gefangen in mir selbst! In der Ugarti auch –! Ach, mein Vater! Den ganzen langen Tag wartete ich auf sein Erscheinen, übte mich im Fleiß, sorgte für eine abendliche Ueberraschung! Die Lampe, der Tisch, Alles mußte blank, hell, schön sein! Man wußte, wofür man lebte. Dann klingelte es! Er kam –! Ich zog ihm die Handschuhe aus! Ich war ein gutes Kind! Ich plauderte, er erzählte, wir spielten Schach. Ich war eine verzauberte Prinzessin! Und er – freilich mein Hochmuth! – ein Graf! Ugarti! unterbrach sie ihr Träumen. Was essen wir morgen? Ich habe keinen Groschen Geld!</p> <p>Kein Seufzer folgte. Noch ein Glas Champagner wurde hinuntergestürzt.</p> <p>Die alte Großmutter ahnte, was die Ungarin mit der Aufforderung zum Ausgehen sagen wollte. Edwina! schrie sie und stürzte auf das abenteuerliche Wesen, das Edwinens Toilette ordnete, zu, um ihr die Champagnerflasche und die Tochter ihrer Tochter zu entreißen. Du bleibst! Du gehst nicht mit ihr! wiederholte sie.</p> <p>Die alte Müllern hatte nicht Kraft genug gegen die Krallen der Ugarti. Der Wirth hatte die hundert Thaler genommen. Reichthümer hatte Marloff trotz </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0292]
Heimath! Wer die nicht hütet mit Cherubimschwertern, wer da tändelt mit dem Schönen, Edlen, Guten, der ist in einem Gefängniß, er weiß nicht wie! Ich bin gefangen in mir selbst! In der Ugarti auch –! Ach, mein Vater! Den ganzen langen Tag wartete ich auf sein Erscheinen, übte mich im Fleiß, sorgte für eine abendliche Ueberraschung! Die Lampe, der Tisch, Alles mußte blank, hell, schön sein! Man wußte, wofür man lebte. Dann klingelte es! Er kam –! Ich zog ihm die Handschuhe aus! Ich war ein gutes Kind! Ich plauderte, er erzählte, wir spielten Schach. Ich war eine verzauberte Prinzessin! Und er – freilich mein Hochmuth! – ein Graf! Ugarti! unterbrach sie ihr Träumen. Was essen wir morgen? Ich habe keinen Groschen Geld!
Kein Seufzer folgte. Noch ein Glas Champagner wurde hinuntergestürzt.
Die alte Großmutter ahnte, was die Ungarin mit der Aufforderung zum Ausgehen sagen wollte. Edwina! schrie sie und stürzte auf das abenteuerliche Wesen, das Edwinens Toilette ordnete, zu, um ihr die Champagnerflasche und die Tochter ihrer Tochter zu entreißen. Du bleibst! Du gehst nicht mit ihr! wiederholte sie.
Die alte Müllern hatte nicht Kraft genug gegen die Krallen der Ugarti. Der Wirth hatte die hundert Thaler genommen. Reichthümer hatte Marloff trotz
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