Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.auch offen. Sie findet, daß Edwina durch mich in zwei Hälften getheilt sei. Sie will sie beide haben. Sie ist eifersüchtig auf mich. Sie küßt Edwinen wie ein Mann so zärtlich! Mir kommt die aus lauter Ersatzmitteln von Gutta-Percha und Stahlfedern zusammengesetzte alte Kokette wie eine Schlange vor, die durch ihren Blick erstarren macht. Mit größter Gemüthlichkeit spricht sie von einer hinreichenden Portion Cyankali, die sie besäße, um sich den Garaus zu machen. Denke Dir -! Man ist versucht zu glauben, sie werde das schreckliche Gift eher gegen Andre anwenden. Ich passe ihr auf! Sie soll mir Edwina nicht, wie die Schwalbe den Regenwurm verspeisen! Ich kenne die Schliche der Menschen! Nur das verstehe ich nicht, daß selbst Edwina zittert, wenn dies Weib so listig lächelt, daß alle ihre falschen Zähne zu zählen sind! Sie könne die Frau nicht von sich abschütteln, sagte sie mir, nicht im Theater, nicht in Gesellschaften! Den Pflegevater meines Engels setzte ich einmal vor die Thüre, und thue es wieder, wenn er nicht anständiger auftritt. Die Großmutter, die Frau Müllern, bekomme ich nur selten zu sehen. Die größten Erscheinungen hatten kleinliche Familienannexe. Cäsar, die Macedonier, Napoleon, Alle haben sie sich, wie neulich Edwina, ihrem Vater, dem Grafen Wilhelm, nachsprach, durch den Unverstand ruinirt, Bedienten- und auch offen. Sie findet, daß Edwina durch mich in zwei Hälften getheilt sei. Sie will sie beide haben. Sie ist eifersüchtig auf mich. Sie küßt Edwinen wie ein Mann so zärtlich! Mir kommt die aus lauter Ersatzmitteln von Gutta-Percha und Stahlfedern zusammengesetzte alte Kokette wie eine Schlange vor, die durch ihren Blick erstarren macht. Mit größter Gemüthlichkeit spricht sie von einer hinreichenden Portion Cyankali, die sie besäße, um sich den Garaus zu machen. Denke Dir –! Man ist versucht zu glauben, sie werde das schreckliche Gift eher gegen Andre anwenden. Ich passe ihr auf! Sie soll mir Edwina nicht, wie die Schwalbe den Regenwurm verspeisen! Ich kenne die Schliche der Menschen! Nur das verstehe ich nicht, daß selbst Edwina zittert, wenn dies Weib so listig lächelt, daß alle ihre falschen Zähne zu zählen sind! Sie könne die Frau nicht von sich abschütteln, sagte sie mir, nicht im Theater, nicht in Gesellschaften! Den Pflegevater meines Engels setzte ich einmal vor die Thüre, und thue es wieder, wenn er nicht anständiger auftritt. Die Großmutter, die Frau Müllern, bekomme ich nur selten zu sehen. Die größten Erscheinungen hatten kleinliche Familienannexe. Cäsar, die Macedonier, Napoleon, Alle haben sie sich, wie neulich Edwina, ihrem Vater, dem Grafen Wilhelm, nachsprach, durch den Unverstand ruinirt, Bedienten- und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0053" n="47"/> auch offen. Sie findet, daß Edwina durch mich in zwei Hälften getheilt sei. Sie will sie beide haben. Sie ist eifersüchtig auf mich. Sie küßt Edwinen wie ein Mann so zärtlich! Mir kommt die aus lauter Ersatzmitteln von Gutta-Percha und Stahlfedern zusammengesetzte alte Kokette wie eine Schlange vor, die durch ihren Blick erstarren macht. Mit größter Gemüthlichkeit spricht sie von einer hinreichenden Portion Cyankali, die sie besäße, um sich den Garaus zu machen. Denke Dir –! Man ist versucht zu glauben, sie werde das schreckliche Gift eher gegen Andre anwenden. Ich passe ihr auf! Sie soll mir Edwina nicht, wie die Schwalbe den Regenwurm verspeisen! Ich kenne die Schliche der Menschen! Nur das verstehe ich nicht, daß selbst Edwina zittert, wenn dies Weib so listig lächelt, daß alle ihre falschen Zähne zu zählen sind! Sie könne die Frau nicht von sich abschütteln, sagte sie mir, nicht im Theater, nicht in Gesellschaften! Den Pflegevater meines Engels setzte ich einmal vor die Thüre, und thue es wieder, wenn er nicht anständiger auftritt. Die Großmutter, die Frau Müllern, bekomme ich nur selten zu sehen. Die größten Erscheinungen hatten kleinliche Familienannexe. Cäsar, die Macedonier, Napoleon, Alle haben sie sich, wie neulich Edwina, ihrem Vater, dem Grafen Wilhelm, nachsprach, durch den Unverstand ruinirt, Bedienten- und </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0053]
auch offen. Sie findet, daß Edwina durch mich in zwei Hälften getheilt sei. Sie will sie beide haben. Sie ist eifersüchtig auf mich. Sie küßt Edwinen wie ein Mann so zärtlich! Mir kommt die aus lauter Ersatzmitteln von Gutta-Percha und Stahlfedern zusammengesetzte alte Kokette wie eine Schlange vor, die durch ihren Blick erstarren macht. Mit größter Gemüthlichkeit spricht sie von einer hinreichenden Portion Cyankali, die sie besäße, um sich den Garaus zu machen. Denke Dir –! Man ist versucht zu glauben, sie werde das schreckliche Gift eher gegen Andre anwenden. Ich passe ihr auf! Sie soll mir Edwina nicht, wie die Schwalbe den Regenwurm verspeisen! Ich kenne die Schliche der Menschen! Nur das verstehe ich nicht, daß selbst Edwina zittert, wenn dies Weib so listig lächelt, daß alle ihre falschen Zähne zu zählen sind! Sie könne die Frau nicht von sich abschütteln, sagte sie mir, nicht im Theater, nicht in Gesellschaften! Den Pflegevater meines Engels setzte ich einmal vor die Thüre, und thue es wieder, wenn er nicht anständiger auftritt. Die Großmutter, die Frau Müllern, bekomme ich nur selten zu sehen. Die größten Erscheinungen hatten kleinliche Familienannexe. Cäsar, die Macedonier, Napoleon, Alle haben sie sich, wie neulich Edwina, ihrem Vater, dem Grafen Wilhelm, nachsprach, durch den Unverstand ruinirt, Bedienten- und
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