Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Erstes Kapitel. Ueber den unheimlichen Tiefen des Gebirges, an den Felsenklippen entlang, den Abgründen und waldigen Schluchten blühte die holde Blume der Geselligkeit auf Hochlinden fort und fort. Alle sahen die Gefahren, in denen sich ringsum die Herzen befanden, und Niemand floh sie! Niemand entrang sich der verstrickenden, überlistenden Gelegenheit! Diese Verführerin zur gedankenlosen "Sünde" schien siegen zu wollen. Selbst Ottomar, der sich doch sein Leben von allem rosigen Schein des Idealismus befreien zu wollen oft erklärte, der nur Ringen nach Existenz, nach Aufgehen in die große Allgemeinheit unsrer Zeit für einzig erstrebbar hielt, erlag dem Rapport zum Welträthsel, das in der beseligenden Liebe liegt. Er sprach von Geschäften, von der Nothwendigkeit abzureisen, und doch folgte er nicht! Erstes Kapitel. Ueber den unheimlichen Tiefen des Gebirges, an den Felsenklippen entlang, den Abgründen und waldigen Schluchten blühte die holde Blume der Geselligkeit auf Hochlinden fort und fort. Alle sahen die Gefahren, in denen sich ringsum die Herzen befanden, und Niemand floh sie! Niemand entrang sich der verstrickenden, überlistenden Gelegenheit! Diese Verführerin zur gedankenlosen „Sünde“ schien siegen zu wollen. Selbst Ottomar, der sich doch sein Leben von allem rosigen Schein des Idealismus befreien zu wollen oft erklärte, der nur Ringen nach Existenz, nach Aufgehen in die große Allgemeinheit unsrer Zeit für einzig erstrebbar hielt, erlag dem Rapport zum Welträthsel, das in der beseligenden Liebe liegt. Er sprach von Geschäften, von der Nothwendigkeit abzureisen, und doch folgte er nicht! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0007" n="1"/> <div n="1"> <head>Erstes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">U</hi>eber den unheimlichen Tiefen des Gebirges, an den Felsenklippen entlang, den Abgründen und waldigen Schluchten blühte die holde Blume der Geselligkeit auf Hochlinden fort und fort.</p> <p>Alle sahen die Gefahren, in denen sich ringsum die Herzen befanden, und Niemand floh sie!</p> <p>Niemand entrang sich der verstrickenden, überlistenden Gelegenheit!</p> <p>Diese Verführerin zur gedankenlosen „Sünde“ schien siegen zu wollen.</p> <p>Selbst Ottomar, der sich doch sein Leben von allem rosigen Schein des Idealismus befreien zu wollen oft erklärte, der nur Ringen nach Existenz, nach Aufgehen in die große Allgemeinheit unsrer Zeit für einzig erstrebbar hielt, erlag dem Rapport zum Welträthsel, das in der beseligenden Liebe liegt.</p> <p>Er sprach von Geschäften, von der Nothwendigkeit abzureisen, und doch folgte er nicht!</p> </div> </body> </text> </TEI> [1/0007]
Erstes Kapitel.
Ueber den unheimlichen Tiefen des Gebirges, an den Felsenklippen entlang, den Abgründen und waldigen Schluchten blühte die holde Blume der Geselligkeit auf Hochlinden fort und fort.
Alle sahen die Gefahren, in denen sich ringsum die Herzen befanden, und Niemand floh sie!
Niemand entrang sich der verstrickenden, überlistenden Gelegenheit!
Diese Verführerin zur gedankenlosen „Sünde“ schien siegen zu wollen.
Selbst Ottomar, der sich doch sein Leben von allem rosigen Schein des Idealismus befreien zu wollen oft erklärte, der nur Ringen nach Existenz, nach Aufgehen in die große Allgemeinheit unsrer Zeit für einzig erstrebbar hielt, erlag dem Rapport zum Welträthsel, das in der beseligenden Liebe liegt.
Er sprach von Geschäften, von der Nothwendigkeit abzureisen, und doch folgte er nicht!
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