Verzweiflungsschritten ihr Zimmer. Es schien ihr der herbste Schlag, der sie treffen konnte. Das Gehen machte sie ruhiger. Sie setzte sich und jetzt erst konnte sie weinen.
"Womit verdient' ich das?" war ein er¬ stickter Ton ihrer Stimme. Woran dachte sie jetzt! Was hatte sie alles gethan, um ihm eine Liebe zu zeigen, an die er, an die sie nicht glaubte, und die sich doch so unvertilgbar in ihre Herzen eingenistet hatte! Womit ver¬ dient' ich das? Unglückliche Wally! Was hat¬ test du nicht dem Egoismus eines Mannes ge¬ opfert? Du gabst ihm deine Seele, deine Gedanken, deine Schaam, Alles, was du außer dem armseligen Stand der Verheira¬ thung hattest; und dies Alles dem Egois¬ mus, dem Lächeln, vielleicht dem Verrath? O, das wäre entsetzlich, schrie sie auf; dem Ver¬ rath? Das nicht, Wally! Aber sein Herz ist kalt, er lebt nur von Gefühlen, die er raffini¬
Verzweiflungsſchritten ihr Zimmer. Es ſchien ihr der herbſte Schlag, der ſie treffen konnte. Das Gehen machte ſie ruhiger. Sie ſetzte ſich und jetzt erſt konnte ſie weinen.
„Womit verdient' ich das?“ war ein er¬ ſtickter Ton ihrer Stimme. Woran dachte ſie jetzt! Was hatte ſie alles gethan, um ihm eine Liebe zu zeigen, an die er, an die ſie nicht glaubte, und die ſich doch ſo unvertilgbar in ihre Herzen eingeniſtet hatte! Womit ver¬ dient' ich das? Unglückliche Wally! Was hat¬ teſt du nicht dem Egoismus eines Mannes ge¬ opfert? Du gabſt ihm deine Seele, deine Gedanken, deine Schaam, Alles, was du außer dem armſeligen Stand der Verheira¬ thung hatteſt; und dies Alles dem Egois¬ mus, dem Lächeln, vielleicht dem Verrath? O, das wäre entſetzlich, ſchrie ſie auf; dem Ver¬ rath? Das nicht, Wally! Aber ſein Herz iſt kalt, er lebt nur von Gefühlen, die er raffini¬
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Verzweiflungsſchritten ihr Zimmer. Es ſchien
ihr der herbſte Schlag, der ſie treffen konnte.
Das Gehen machte ſie ruhiger. Sie ſetzte ſich
und jetzt erſt konnte ſie weinen.
„Womit verdient' ich das?“ war ein er¬
ſtickter Ton ihrer Stimme. Woran dachte ſie
jetzt! Was hatte ſie alles gethan, um ihm eine
Liebe zu zeigen, an die er, an die ſie nicht
glaubte, und die ſich doch ſo unvertilgbar in
ihre Herzen eingeniſtet hatte! Womit ver¬
dient' ich das? Unglückliche Wally! Was hat¬
teſt du nicht dem Egoismus eines Mannes ge¬
opfert? Du gabſt ihm deine Seele, deine
Gedanken, deine Schaam, Alles, was du
außer dem armſeligen Stand der Verheira¬
thung hatteſt; und dies Alles dem Egois¬
mus, dem Lächeln, vielleicht dem Verrath? O,
das wäre entſetzlich, ſchrie ſie auf; dem Ver¬
rath? Das nicht, Wally! Aber ſein Herz iſt
kalt, er lebt nur von Gefühlen, die er raffini¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/168>, abgerufen am 21.11.2024.
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