spricht, nimmt den Ausdruck des Zarten, Scho¬ nenden und Bittenden an. Bittend sind die meisten Töne ihres Lautregisters. Nichts kann hinreißender sein, als dies flehende, mit einer gewissen lächelnden und doch schmerzlichen Selbst¬ ironie hervorgebrachte: O Gott! womit sie so vieles begleitet, was sie spricht. O Gott! Dieser Ausdruck soll ihr ewiges Ueberwunden¬ sein, ihre Hingebung an die Menschheit, an die sie glaubt, ausdrücken. Wer könnte widerste¬ hen, wo solche Töne anschlagen! Delphine ist so willenlos, daß sie die Beute jeder pronon¬ cirten Absicht wird. Mit liebenswürdiger Nai¬ vetät gestand sie mir einst: Sie würde Jeden lieben, der sie liebt. O wie nöthig ist es, bei einer solchen Willensschwäche, daß sie in die Hut eines Mannes kömmt, der so viel geisti¬ ges Leben besitzt, um sie ganz durchströmen zu können mit seiner eignen Willenskraft! Del¬ phine liebte unglücklich, mehrmals; aber sie ist
ſpricht, nimmt den Ausdruck des Zarten, Scho¬ nenden und Bittenden an. Bittend ſind die meiſten Töne ihres Lautregiſters. Nichts kann hinreißender ſein, als dies flehende, mit einer gewiſſen lächelnden und doch ſchmerzlichen Selbſt¬ ironie hervorgebrachte: O Gott! womit ſie ſo vieles begleitet, was ſie ſpricht. O Gott! Dieſer Ausdruck ſoll ihr ewiges Ueberwunden¬ ſein, ihre Hingebung an die Menſchheit, an die ſie glaubt, ausdrücken. Wer könnte widerſte¬ hen, wo ſolche Töne anſchlagen! Delphine iſt ſo willenlos, daß ſie die Beute jeder pronon¬ cirten Abſicht wird. Mit liebenswürdiger Nai¬ vetät geſtand ſie mir einſt: Sie würde Jeden lieben, der ſie liebt. O wie nöthig iſt es, bei einer ſolchen Willensſchwäche, daß ſie in die Hut eines Mannes kömmt, der ſo viel geiſti¬ ges Leben beſitzt, um ſie ganz durchſtrömen zu können mit ſeiner eignen Willenskraft! Del¬ phine liebte unglücklich, mehrmals; aber ſie iſt
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ſpricht, nimmt den Ausdruck des Zarten, Scho¬
nenden und Bittenden an. Bittend ſind die
meiſten Töne ihres Lautregiſters. Nichts kann
hinreißender ſein, als dies flehende, mit einer
gewiſſen lächelnden und doch ſchmerzlichen Selbſt¬
ironie hervorgebrachte: O Gott! womit ſie ſo
vieles begleitet, was ſie ſpricht. O Gott!
Dieſer Ausdruck ſoll ihr ewiges Ueberwunden¬
ſein, ihre Hingebung an die Menſchheit, an die
ſie glaubt, ausdrücken. Wer könnte widerſte¬
hen, wo ſolche Töne anſchlagen! Delphine iſt
ſo willenlos, daß ſie die Beute jeder pronon¬
cirten Abſicht wird. Mit liebenswürdiger Nai¬
vetät geſtand ſie mir einſt: Sie würde Jeden
lieben, der ſie liebt. O wie nöthig iſt es, bei
einer ſolchen Willensſchwäche, daß ſie in die
Hut eines Mannes kömmt, der ſo viel geiſti¬
ges Leben beſitzt, um ſie ganz durchſtrömen zu
können mit ſeiner eignen Willenskraft! Del¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/217>, abgerufen am 09.11.2024.
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