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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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Ich lese das Buch: Rahel; aber nur
in Bruchstücken. Viel davon auf einmal ver¬
wirrt den Kopf; nicht deßhalb, weil das
Buch absolut schwer wäre, sondern relativ
schwer ist es, in Beziehung auf Rahel, die
sich das Denken so schwer machte. Ich
glaube, daß diese Frau unter Denken ver¬
standen hat, die Dinge immer von der ver¬
kehrten Seite anfassen oder doch von der
entgegengesetzten, gegenüber dem gewöhnlichen
Wege. Sie gräbt sich wie ein Maulwurf
in die Ideen ein, und bezeichnet dann und
wann ihre Resultate durch kleine aufgewor¬
fene Hügel, die nichts sagen, nämlich nichts
Positives, die nur Wahrzeichen sind, daß hier
etwas war, was wie ein Gedanke war und
was so leicht wieder vergessen ist! Wie reich
ist diese Frau an Philosophie und objektiver
Vergeßlichkeit! Man hat so wenig in ihrem

Gutzkow's Wally. 16

Ich leſe das Buch: Rahel; aber nur
in Bruchſtücken. Viel davon auf einmal ver¬
wirrt den Kopf; nicht deßhalb, weil das
Buch abſolut ſchwer wäre, ſondern relativ
ſchwer iſt es, in Beziehung auf Rahel, die
ſich das Denken ſo ſchwer machte. Ich
glaube, daß dieſe Frau unter Denken ver¬
ſtanden hat, die Dinge immer von der ver¬
kehrten Seite anfaſſen oder doch von der
entgegengeſetzten, gegenüber dem gewöhnlichen
Wege. Sie gräbt ſich wie ein Maulwurf
in die Ideen ein, und bezeichnet dann und
wann ihre Reſultate durch kleine aufgewor¬
fene Hügel, die nichts ſagen, nämlich nichts
Poſitives, die nur Wahrzeichen ſind, daß hier
etwas war, was wie ein Gedanke war und
was ſo leicht wieder vergeſſen iſt! Wie reich
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Vergeßlichkeit! Man hat ſo wenig in ihrem

Gutzkow's Wally. 16
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[241/0250] Ich leſe das Buch: Rahel; aber nur in Bruchſtücken. Viel davon auf einmal ver¬ wirrt den Kopf; nicht deßhalb, weil das Buch abſolut ſchwer wäre, ſondern relativ ſchwer iſt es, in Beziehung auf Rahel, die ſich das Denken ſo ſchwer machte. Ich glaube, daß dieſe Frau unter Denken ver¬ ſtanden hat, die Dinge immer von der ver¬ kehrten Seite anfaſſen oder doch von der entgegengeſetzten, gegenüber dem gewöhnlichen Wege. Sie gräbt ſich wie ein Maulwurf in die Ideen ein, und bezeichnet dann und wann ihre Reſultate durch kleine aufgewor¬ fene Hügel, die nichts ſagen, nämlich nichts Poſitives, die nur Wahrzeichen ſind, daß hier etwas war, was wie ein Gedanke war und was ſo leicht wieder vergeſſen iſt! Wie reich iſt dieſe Frau an Philoſophie und objektiver Vergeßlichkeit! Man hat ſo wenig in ihrem Gutzkow's Wally. 16

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/250>, abgerufen am 24.11.2024.