Jungen, weil er wußte, daß der Nachruhm in den Händen derer liegt, die nach uns leben. Cäsar war auf der Folter: er ahnte, daß sie ausschweifen wollten, daß sie auf dem Wege wa¬ ren, zur schönen Literatur überzugehen.
"Wirklich?" zitterte er für sich hinein. "Warlich! Ja sie müssen -- O --." Cäsar war aufgesprungen.
Er wollte fort. Wally frug ihn, was er hätte?
Der Justizrath, Mitglied einer Liederta¬ fel, das heißt eines Vereins, wo man über Tafel die schlechten Compositionen eines Zelter und Anderer zu singen pflegte, rief: "Ist es nicht auffallend, daß auch nicht ein Einziger aus der neuen Schule in Deutsch¬ land sich auf Musik versteht. Wie schön hat Tieck die italienische Musik in seinen Sonet¬ ten charakterisirt! Wie treffend drückt er in seinem Vorspiel zum gestiefelten Kater oder
Gutzkow's Wally. 3
Jungen, weil er wußte, daß der Nachruhm in den Händen derer liegt, die nach uns leben. Cäſar war auf der Folter: er ahnte, daß ſie ausſchweifen wollten, daß ſie auf dem Wege wa¬ ren, zur ſchönen Literatur überzugehen.
„Wirklich?“ zitterte er für ſich hinein. „Warlich! Ja ſie müſſen — O —.“ Cäſar war aufgeſprungen.
Er wollte fort. Wally frug ihn, was er hätte?
Der Juſtizrath, Mitglied einer Liederta¬ fel, das heißt eines Vereins, wo man über Tafel die ſchlechten Compoſitionen eines Zelter und Anderer zu ſingen pflegte, rief: „Iſt es nicht auffallend, daß auch nicht ein Einziger aus der neuen Schule in Deutſch¬ land ſich auf Muſik verſteht. Wie ſchön hat Tieck die italieniſche Muſik in ſeinen Sonet¬ ten charakteriſirt! Wie treffend drückt er in ſeinem Vorſpiel zum geſtiefelten Kater oder
Gutzkow's Wally. 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0042"n="33"/>
Jungen, weil er wußte, daß der Nachruhm<lb/>
in den Händen derer liegt, die nach uns leben.<lb/>
Cäſar war auf der Folter: er ahnte, daß ſie<lb/>
ausſchweifen wollten, daß ſie auf dem Wege wa¬<lb/>
ren, zur ſchönen Literatur überzugehen.</p><lb/><p>„Wirklich?“ zitterte er für ſich hinein.<lb/>„Warlich! Ja ſie müſſen — O —.“ Cäſar<lb/>
war aufgeſprungen.</p><lb/><p>Er wollte fort. Wally frug ihn, was er<lb/>
hätte?</p><lb/><p>Der Juſtizrath, Mitglied einer Liederta¬<lb/>
fel, das heißt eines Vereins, wo man über<lb/>
Tafel die ſchlechten Compoſitionen eines Zelter<lb/>
und Anderer zu ſingen pflegte, rief: „Iſt<lb/>
es nicht auffallend, daß auch nicht ein<lb/>
Einziger aus der neuen Schule in Deutſch¬<lb/>
land ſich auf Muſik verſteht. Wie ſchön hat<lb/>
Tieck die italieniſche Muſik in ſeinen Sonet¬<lb/>
ten charakteriſirt! Wie treffend drückt er<lb/>
in ſeinem Vorſpiel zum geſtiefelten Kater oder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gutzkow's Wally. 3<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[33/0042]
Jungen, weil er wußte, daß der Nachruhm
in den Händen derer liegt, die nach uns leben.
Cäſar war auf der Folter: er ahnte, daß ſie
ausſchweifen wollten, daß ſie auf dem Wege wa¬
ren, zur ſchönen Literatur überzugehen.
„Wirklich?“ zitterte er für ſich hinein.
„Warlich! Ja ſie müſſen — O —.“ Cäſar
war aufgeſprungen.
Er wollte fort. Wally frug ihn, was er
hätte?
Der Juſtizrath, Mitglied einer Liederta¬
fel, das heißt eines Vereins, wo man über
Tafel die ſchlechten Compoſitionen eines Zelter
und Anderer zu ſingen pflegte, rief: „Iſt
es nicht auffallend, daß auch nicht ein
Einziger aus der neuen Schule in Deutſch¬
land ſich auf Muſik verſteht. Wie ſchön hat
Tieck die italieniſche Muſik in ſeinen Sonet¬
ten charakteriſirt! Wie treffend drückt er
in ſeinem Vorſpiel zum geſtiefelten Kater oder
Gutzkow's Wally. 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/42>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.