Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.Schwermuth zu vermehren, und die Religion "Wer wird auch," entgegnete Cäsar, "bei "Sie sollte es wohl; jede Religion soll 6 *
Schwermuth zu vermehren, und die Religion „Wer wird auch,“ entgegnete Cäſar, „bei „Sie ſollte es wohl; jede Religion ſoll 6 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="83"/> Schwermuth zu vermehren, und die Religion<lb/> hat man mir durch meine Erziehung verleidet.“</p><lb/> <p>„Wer wird auch,“ entgegnete Cäſar, „bei<lb/> üblen Stimmungen Hülfe von der Religion<lb/> erwarten! Religion iſt das Produkt der Ver¬<lb/> zweiflung: wie kann ſie die Verzweiflung heilen?“</p><lb/> <p>„Sie ſollte es wohl; jede Religion ſoll<lb/> es, welche die Miene der Offenbarung an¬<lb/> nimmt,“ ſagte Waldemar. „Aechte Religion<lb/> iſt poſitive Heilkraft; aber gleicht das Chriſten¬<lb/> thum nicht einer Latwerge, die aus hundert<lb/> Ingredienzien zuſammengekocht iſt? Meine Ver¬<lb/> nunft ſagt mir, auch ohne Hahnemanns Or¬<lb/> ganon, daß die Krankheiten immer einfache und<lb/> nur die Symptome zuſammengeſetzt ſind, daß<lb/> die Natur für jede ihrer Abnormitäten eine<lb/> mediziniſche Rektifikation im ſimpeln Zuſtande<lb/> hat und daß in einer Mixtur von Heilkräften<lb/> eine Kraft die andere aufhebt. Die unerhörte<lb/> Ueberladenheit des Chriſtenthums aus traditio¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">6 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0092]
Schwermuth zu vermehren, und die Religion
hat man mir durch meine Erziehung verleidet.“
„Wer wird auch,“ entgegnete Cäſar, „bei
üblen Stimmungen Hülfe von der Religion
erwarten! Religion iſt das Produkt der Ver¬
zweiflung: wie kann ſie die Verzweiflung heilen?“
„Sie ſollte es wohl; jede Religion ſoll
es, welche die Miene der Offenbarung an¬
nimmt,“ ſagte Waldemar. „Aechte Religion
iſt poſitive Heilkraft; aber gleicht das Chriſten¬
thum nicht einer Latwerge, die aus hundert
Ingredienzien zuſammengekocht iſt? Meine Ver¬
nunft ſagt mir, auch ohne Hahnemanns Or¬
ganon, daß die Krankheiten immer einfache und
nur die Symptome zuſammengeſetzt ſind, daß
die Natur für jede ihrer Abnormitäten eine
mediziniſche Rektifikation im ſimpeln Zuſtande
hat und daß in einer Mixtur von Heilkräften
eine Kraft die andere aufhebt. Die unerhörte
Ueberladenheit des Chriſtenthums aus traditio¬
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