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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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fort. Da fing Cäsar, der viel Menschen haben wollte, um unter ihnen der Erste zu seyn, an, auf die eheliche Fruchtbarkeit Prämien auszustellen. Frauen, die im vierundfünfzigsten Lebensjahre noch keinen Mann oder wenigstens ein Kind hatten, durften weder Edelgesteine noch sonstige Befriedigungen weiblicher Eitelkeit tragen. Augustus gab noch dringendere Gesetze. Er erhöhte die Strafen und die Belohnungen in Betreff der Nachkommenschaft. Er übertrieb aber seinen Widerstand gegen Umstände, die beinahe schon in der Natur zu liegen anfingen. Die Adeligen murrten. Augustus berief sie, stellte hierher die Verheiratheten, dorthin die bei weitem größere Anzahl der Hagestolzen und sprach Folgendes: "Während uns Krieg und Pest eine so große Anzahl von Bürgern raubt, was soll aus dem Staate werden, wenn man sich nicht mehr verheirathet? Unser Staat besteht nicht aus Häusern, Säulengängen und öffentlichen Plätzen, sondern die Menschen machen die Stadt. Jhr werdet es nicht mehr erleben, daß wie in alten Zeiten die Leute aus der Erde kommen und eure Geschäfte übernehmen. Der Einsamkeit wegen seyd ihr nicht ehelos. Jeder von euch hat seine Bett- und Tischgenossin, und ihr sucht die Ordnung eben in eurer Unordnung. Jhr wollt euch wohl auf das Beispiel der vom Staate geduldeten vestalischen Jungfrauen berufen?" Nach ähnlichen spottenden und erzürnten Bemerkungen kam das berühmte Gesetz Papia Poppäa zu Stande, welches nicht nur die ganze Strenge der früheren

fort. Da fing Cäsar, der viel Menschen haben wollte, um unter ihnen der Erste zu seyn, an, auf die eheliche Fruchtbarkeit Prämien auszustellen. Frauen, die im vierundfünfzigsten Lebensjahre noch keinen Mann oder wenigstens ein Kind hatten, durften weder Edelgesteine noch sonstige Befriedigungen weiblicher Eitelkeit tragen. Augustus gab noch dringendere Gesetze. Er erhöhte die Strafen und die Belohnungen in Betreff der Nachkommenschaft. Er übertrieb aber seinen Widerstand gegen Umstände, die beinahe schon in der Natur zu liegen anfingen. Die Adeligen murrten. Augustus berief sie, stellte hierher die Verheiratheten, dorthin die bei weitem größere Anzahl der Hagestolzen und sprach Folgendes: "Während uns Krieg und Pest eine so große Anzahl von Bürgern raubt, was soll aus dem Staate werden, wenn man sich nicht mehr verheirathet? Unser Staat besteht nicht aus Häusern, Säulengängen und öffentlichen Plätzen, sondern die Menschen machen die Stadt. Jhr werdet es nicht mehr erleben, daß wie in alten Zeiten die Leute aus der Erde kommen und eure Geschäfte übernehmen. Der Einsamkeit wegen seyd ihr nicht ehelos. Jeder von euch hat seine Bett- und Tischgenossin, und ihr sucht die Ordnung eben in eurer Unordnung. Jhr wollt euch wohl auf das Beispiel der vom Staate geduldeten vestalischen Jungfrauen berufen?" Nach ähnlichen spottenden und erzürnten Bemerkungen kam das berühmte Gesetz Papia Poppäa zu Stande, welches nicht nur die ganze Strenge der früheren

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[182/0210] fort. Da fing Cäsar, der viel Menschen haben wollte, um unter ihnen der Erste zu seyn, an, auf die eheliche Fruchtbarkeit Prämien auszustellen. Frauen, die im vierundfünfzigsten Lebensjahre noch keinen Mann oder wenigstens ein Kind hatten, durften weder Edelgesteine noch sonstige Befriedigungen weiblicher Eitelkeit tragen. Augustus gab noch dringendere Gesetze. Er erhöhte die Strafen und die Belohnungen in Betreff der Nachkommenschaft. Er übertrieb aber seinen Widerstand gegen Umstände, die beinahe schon in der Natur zu liegen anfingen. Die Adeligen murrten. Augustus berief sie, stellte hierher die Verheiratheten, dorthin die bei weitem größere Anzahl der Hagestolzen und sprach Folgendes: "Während uns Krieg und Pest eine so große Anzahl von Bürgern raubt, was soll aus dem Staate werden, wenn man sich nicht mehr verheirathet? Unser Staat besteht nicht aus Häusern, Säulengängen und öffentlichen Plätzen, sondern die Menschen machen die Stadt. Jhr werdet es nicht mehr erleben, daß wie in alten Zeiten die Leute aus der Erde kommen und eure Geschäfte übernehmen. Der Einsamkeit wegen seyd ihr nicht ehelos. Jeder von euch hat seine Bett- und Tischgenossin, und ihr sucht die Ordnung eben in eurer Unordnung. Jhr wollt euch wohl auf das Beispiel der vom Staate geduldeten vestalischen Jungfrauen berufen?" Nach ähnlichen spottenden und erzürnten Bemerkungen kam das berühmte Gesetz Papia Poppäa zu Stande, welches nicht nur die ganze Strenge der früheren

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/210>, abgerufen am 24.11.2024.