Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Girardin will in seinem Vierzigfrankenblatte: Die Presse das Uebel heilen. Eine gute Absicht. Möge sie sich im Zusammenhange aussprechen! Da sey Gott für, Jemanden zu hindern, der sich einbildet, Gutes wirken zu können. Finanzielle Zerrüttungen, sagt Herr von Girardin, ziehen so viele Uebel nach sich, daß man sie nicht nahe genug betrachten kann. Der Unglücksstern, welcher bei diesem Phänomen zu walten pflegt, drückt von Tag zu Tag mehr auf die Jndustrie und den Handel von Europa. Wir glauben zwar nicht, daß uns schon wieder eine neue Krisis bevorsteht. Wenn auch einzelne Erwerbszweige sehr in die Enge getrieben sind, und auch mehre Fallissements aufs Neue sich ankündigen sollten, so gibt es doch nichts Allgemeines, was den Handel in Unruhe versetzen könnte. Wenn wir deßhalb doch auf die Frage zurückkommen, so geschieht es, um die Mittel zu entdecken, für die Zukunft sich sicher zu stellen, und besonders deßhalb, weil die öffentlichen Blätter, welche die gegenwärtige Frage behandelten, doch nur die Auswüchse des Stammes betrachteten, welcher kürzlich so bittre Früchte getragen hat. Sie hätten, um wahr zu seyn und auf den Grund des Uebels zu kommen, vor der Gesellschaft selbst ihre Sitten, ihre Vorurtheile und ihre materielle Existenz anklagen sollen. Die Verallgemeinerung des laisser faire, die Erleichterung der allgemeinen Conkurrenz, der wenig vorwärts gerückte Zustand unserer Binnenbeziehungen, die zufällige und auf Girardin will in seinem Vierzigfrankenblatte: Die Presse das Uebel heilen. Eine gute Absicht. Möge sie sich im Zusammenhange aussprechen! Da sey Gott für, Jemanden zu hindern, der sich einbildet, Gutes wirken zu können. Finanzielle Zerrüttungen, sagt Herr von Girardin, ziehen so viele Uebel nach sich, daß man sie nicht nahe genug betrachten kann. Der Unglücksstern, welcher bei diesem Phänomen zu walten pflegt, drückt von Tag zu Tag mehr auf die Jndustrie und den Handel von Europa. Wir glauben zwar nicht, daß uns schon wieder eine neue Krisis bevorsteht. Wenn auch einzelne Erwerbszweige sehr in die Enge getrieben sind, und auch mehre Fallissements aufs Neue sich ankündigen sollten, so gibt es doch nichts Allgemeines, was den Handel in Unruhe versetzen könnte. Wenn wir deßhalb doch auf die Frage zurückkommen, so geschieht es, um die Mittel zu entdecken, für die Zukunft sich sicher zu stellen, und besonders deßhalb, weil die öffentlichen Blätter, welche die gegenwärtige Frage behandelten, doch nur die Auswüchse des Stammes betrachteten, welcher kürzlich so bittre Früchte getragen hat. Sie hätten, um wahr zu seyn und auf den Grund des Uebels zu kommen, vor der Gesellschaft selbst ihre Sitten, ihre Vorurtheile und ihre materielle Existenz anklagen sollen. Die Verallgemeinerung des laisser faire, die Erleichterung der allgemeinen Conkurrenz, der wenig vorwärts gerückte Zustand unserer Binnenbeziehungen, die zufällige und auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0234" n="206"/> Girardin will in seinem Vierzigfrankenblatte: Die <hi rendition="#g">Presse</hi> das Uebel heilen. Eine gute Absicht. Möge sie sich im Zusammenhange aussprechen! Da sey Gott für, Jemanden zu hindern, der sich einbildet, Gutes wirken zu können.</p> <p>Finanzielle Zerrüttungen, sagt Herr von Girardin, ziehen so viele Uebel nach sich, daß man sie nicht nahe genug betrachten kann. Der Unglücksstern, welcher bei diesem Phänomen zu walten pflegt, drückt von Tag zu Tag mehr auf die Jndustrie und den Handel von Europa. Wir glauben zwar nicht, daß uns schon wieder eine neue Krisis bevorsteht. Wenn auch einzelne Erwerbszweige sehr in die Enge getrieben sind, und auch mehre Fallissements aufs Neue sich ankündigen sollten, so gibt es doch nichts Allgemeines, was den Handel in Unruhe versetzen könnte. Wenn wir deßhalb doch auf die Frage zurückkommen, so geschieht es, um die Mittel zu entdecken, für die Zukunft sich sicher zu stellen, und besonders deßhalb, weil die öffentlichen Blätter, welche die gegenwärtige Frage behandelten, doch nur die Auswüchse des Stammes betrachteten, welcher kürzlich so bittre Früchte getragen hat. Sie hätten, um wahr zu seyn und auf den Grund des Uebels zu kommen, vor der Gesellschaft selbst ihre Sitten, ihre Vorurtheile und ihre materielle Existenz anklagen sollen. Die Verallgemeinerung des <hi rendition="#aq">laisser faire,</hi> die Erleichterung der allgemeinen Conkurrenz, der wenig vorwärts gerückte Zustand unserer Binnenbeziehungen, die zufällige und auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0234]
Girardin will in seinem Vierzigfrankenblatte: Die Presse das Uebel heilen. Eine gute Absicht. Möge sie sich im Zusammenhange aussprechen! Da sey Gott für, Jemanden zu hindern, der sich einbildet, Gutes wirken zu können.
Finanzielle Zerrüttungen, sagt Herr von Girardin, ziehen so viele Uebel nach sich, daß man sie nicht nahe genug betrachten kann. Der Unglücksstern, welcher bei diesem Phänomen zu walten pflegt, drückt von Tag zu Tag mehr auf die Jndustrie und den Handel von Europa. Wir glauben zwar nicht, daß uns schon wieder eine neue Krisis bevorsteht. Wenn auch einzelne Erwerbszweige sehr in die Enge getrieben sind, und auch mehre Fallissements aufs Neue sich ankündigen sollten, so gibt es doch nichts Allgemeines, was den Handel in Unruhe versetzen könnte. Wenn wir deßhalb doch auf die Frage zurückkommen, so geschieht es, um die Mittel zu entdecken, für die Zukunft sich sicher zu stellen, und besonders deßhalb, weil die öffentlichen Blätter, welche die gegenwärtige Frage behandelten, doch nur die Auswüchse des Stammes betrachteten, welcher kürzlich so bittre Früchte getragen hat. Sie hätten, um wahr zu seyn und auf den Grund des Uebels zu kommen, vor der Gesellschaft selbst ihre Sitten, ihre Vorurtheile und ihre materielle Existenz anklagen sollen. Die Verallgemeinerung des laisser faire, die Erleichterung der allgemeinen Conkurrenz, der wenig vorwärts gerückte Zustand unserer Binnenbeziehungen, die zufällige und auf
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