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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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eine Aristokratie der Geister etablirt werde, die auf hundert Menschen immer neunzig Darbende brächte *).

Was thu' ich? Diese Fragen sind die müßigsten von der Welt. Die Umstände, nicht Personen könnten sie allenfalls entscheiden. Welche Thorheit, Fragen aufzuwerfen, die nicht anders klingen, als wenn man Jemanden früge: Würden Sie wohl von einem Thurme herabspringen, wenn das Leben Jhrer Schwester davon abhinge! Und doch liegt vielleicht ein Sinn hinter der Frage - mag ihn die Zukunft auffinden. Jch fühle nur zu gut, daß aus Theorien nichts Ewiges geboren wird, und daß in der Geschichte keine Theorie wahr ist, wenn sie nicht sogleich Eile hat, daß sie von der Praxis nicht überholt werde. Auch Fourier's Phalanstere, große Gemeindehäuser, wo jeder zur Philosophie der Attraction passionee sich Bekennende finden solle Wohnung und Erholung, Rath, Unterhalt und Opern, auch diese Musterkolonien einer nach unsrem Owen zugeschnittenen Volksbeglückung haben sich nicht erhalten können. Doch auch in ihnen liegt die Andeutung eines Bedürfnisses, und an alle Gesetzgeber und Staatsmänner die Mahnung, ernstlich über eine Abhülfe desselben nachzudenken.

*) Die Alternative des Verfassers ist richtig, aber wunderlich gestellt; wenigstens würde Tiek, der bekanntlich wenig Sinn für die Menschheit im Großen hat, die von Bulwer an ihn gestellte Frage ganz in einem ihm unerwarteten Sinne beantworten. A. d. U.

eine Aristokratie der Geister etablirt werde, die auf hundert Menschen immer neunzig Darbende brächte *).

Was thu’ ich? Diese Fragen sind die müßigsten von der Welt. Die Umstände, nicht Personen könnten sie allenfalls entscheiden. Welche Thorheit, Fragen aufzuwerfen, die nicht anders klingen, als wenn man Jemanden früge: Würden Sie wohl von einem Thurme herabspringen, wenn das Leben Jhrer Schwester davon abhinge! Und doch liegt vielleicht ein Sinn hinter der Frage – mag ihn die Zukunft auffinden. Jch fühle nur zu gut, daß aus Theorien nichts Ewiges geboren wird, und daß in der Geschichte keine Theorie wahr ist, wenn sie nicht sogleich Eile hat, daß sie von der Praxis nicht überholt werde. Auch Fourier’s Phalanstère, große Gemeindehäuser, wo jeder zur Philosophie der Attraction passionée sich Bekennende finden solle Wohnung und Erholung, Rath, Unterhalt und Opern, auch diese Musterkolonien einer nach unsrem Owen zugeschnittenen Volksbeglückung haben sich nicht erhalten können. Doch auch in ihnen liegt die Andeutung eines Bedürfnisses, und an alle Gesetzgeber und Staatsmänner die Mahnung, ernstlich über eine Abhülfe desselben nachzudenken.

*) Die Alternative des Verfassers ist richtig, aber wunderlich gestellt; wenigstens würde Tiek, der bekanntlich wenig Sinn für die Menschheit im Großen hat, die von Bulwer an ihn gestellte Frage ganz in einem ihm unerwarteten Sinne beantworten. A. d. U.
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[223/0251] eine Aristokratie der Geister etablirt werde, die auf hundert Menschen immer neunzig Darbende brächte *). Was thu’ ich? Diese Fragen sind die müßigsten von der Welt. Die Umstände, nicht Personen könnten sie allenfalls entscheiden. Welche Thorheit, Fragen aufzuwerfen, die nicht anders klingen, als wenn man Jemanden früge: Würden Sie wohl von einem Thurme herabspringen, wenn das Leben Jhrer Schwester davon abhinge! Und doch liegt vielleicht ein Sinn hinter der Frage – mag ihn die Zukunft auffinden. Jch fühle nur zu gut, daß aus Theorien nichts Ewiges geboren wird, und daß in der Geschichte keine Theorie wahr ist, wenn sie nicht sogleich Eile hat, daß sie von der Praxis nicht überholt werde. Auch Fourier’s Phalanstère, große Gemeindehäuser, wo jeder zur Philosophie der Attraction passionée sich Bekennende finden solle Wohnung und Erholung, Rath, Unterhalt und Opern, auch diese Musterkolonien einer nach unsrem Owen zugeschnittenen Volksbeglückung haben sich nicht erhalten können. Doch auch in ihnen liegt die Andeutung eines Bedürfnisses, und an alle Gesetzgeber und Staatsmänner die Mahnung, ernstlich über eine Abhülfe desselben nachzudenken. *) Die Alternative des Verfassers ist richtig, aber wunderlich gestellt; wenigstens würde Tiek, der bekanntlich wenig Sinn für die Menschheit im Großen hat, die von Bulwer an ihn gestellte Frage ganz in einem ihm unerwarteten Sinne beantworten. A. d. U.

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/251>, abgerufen am 22.11.2024.