Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.und sogar mit Entschiedenheit auf eine das europäische Element zuletzt doch überwältigende Revolution rechnen dürfen, ist in Amerika alles ursprüngliche und eingeborne Kolorit verwischt. Nirgends behauptet sich das Blut und die Farbe, als etwa in den bereits mit Europäischem versetzten Mischungen der Mulatten, Mestizen und Quarteronen. Jn diesen Mischungen ist es der europäische Uebermuth und klügelnde Verstand, welcher die thierischen, ungezügelten Leidenschaften des Negers und Jndianers aufwiegelt. Der reine Jndianer folgt mit nachgiebiger Entsagung dem kräftigeren Willen des Europäers, der auch Scheiterhaufen genug angezündet hat, um dem Armen das Maal seiner Tyrannei einzubrennen. Die Entdeckungen in Südamerika treffen nur noch das Jnnere desselben. Jene beiden Flächen, welche sich von dem Gürtel der Andes nach Osten und Westen abplatten, sind in neuerer Zeit von naturkundigen Reisenden untersucht worden. Ein großer Theil derselben kam in derselben Absicht, wie Ferdinand Kortez und Pizarro nach Amerika, um die Bergwerke zu untersuchen. Ein Dutzend Aktiengesellschaften waren in Europa zusammengetreten, um die Goldminen von Potosi aufs neue anzustechen und aus den Flüssen den Goldsand auszuschwemmen. Jhre Delegirte überzeugten sich aber bald, daß der Mythus von Peru und Chili größer war, als die kleine Basis von Wirklichkeit, auf welche man ihn gebaut hatte. Ja, sie mußten eingestehen, daß sie erst jetzt und sogar mit Entschiedenheit auf eine das europäische Element zuletzt doch überwältigende Revolution rechnen dürfen, ist in Amerika alles ursprüngliche und eingeborne Kolorit verwischt. Nirgends behauptet sich das Blut und die Farbe, als etwa in den bereits mit Europäischem versetzten Mischungen der Mulatten, Mestizen und Quarteronen. Jn diesen Mischungen ist es der europäische Uebermuth und klügelnde Verstand, welcher die thierischen, ungezügelten Leidenschaften des Negers und Jndianers aufwiegelt. Der reine Jndianer folgt mit nachgiebiger Entsagung dem kräftigeren Willen des Europäers, der auch Scheiterhaufen genug angezündet hat, um dem Armen das Maal seiner Tyrannei einzubrennen. Die Entdeckungen in Südamerika treffen nur noch das Jnnere desselben. Jene beiden Flächen, welche sich von dem Gürtel der Andes nach Osten und Westen abplatten, sind in neuerer Zeit von naturkundigen Reisenden untersucht worden. Ein großer Theil derselben kam in derselben Absicht, wie Ferdinand Kortez und Pizarro nach Amerika, um die Bergwerke zu untersuchen. Ein Dutzend Aktiengesellschaften waren in Europa zusammengetreten, um die Goldminen von Potosi aufs neue anzustechen und aus den Flüssen den Goldsand auszuschwemmen. Jhre Delegirte überzeugten sich aber bald, daß der Mythus von Peru und Chili größer war, als die kleine Basis von Wirklichkeit, auf welche man ihn gebaut hatte. Ja, sie mußten eingestehen, daß sie erst jetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0274" n="246"/> und sogar mit Entschiedenheit auf eine das europäische Element zuletzt doch überwältigende Revolution rechnen dürfen, ist in Amerika alles ursprüngliche und eingeborne Kolorit verwischt. Nirgends behauptet sich das Blut und die Farbe, als etwa in den bereits mit Europäischem versetzten Mischungen der Mulatten, Mestizen und Quarteronen. Jn diesen Mischungen ist es der europäische Uebermuth und klügelnde Verstand, welcher die thierischen, ungezügelten Leidenschaften des Negers und Jndianers aufwiegelt. Der reine Jndianer folgt mit nachgiebiger Entsagung dem kräftigeren Willen des Europäers, der auch Scheiterhaufen genug angezündet hat, um dem Armen das Maal seiner Tyrannei einzubrennen.</p> <p>Die Entdeckungen in Südamerika treffen nur noch das Jnnere desselben. Jene beiden Flächen, welche sich von dem Gürtel der Andes nach Osten und Westen abplatten, sind in neuerer Zeit von naturkundigen Reisenden untersucht worden. Ein großer Theil derselben kam in derselben Absicht, wie Ferdinand Kortez und Pizarro nach Amerika, um die Bergwerke zu untersuchen. Ein Dutzend Aktiengesellschaften waren in Europa zusammengetreten, um die Goldminen von Potosi aufs neue anzustechen und aus den Flüssen den Goldsand auszuschwemmen. Jhre Delegirte überzeugten sich aber bald, daß der Mythus von Peru und Chili größer war, als die kleine Basis von Wirklichkeit, auf welche man ihn gebaut hatte. Ja, sie mußten eingestehen, daß sie erst jetzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0274]
und sogar mit Entschiedenheit auf eine das europäische Element zuletzt doch überwältigende Revolution rechnen dürfen, ist in Amerika alles ursprüngliche und eingeborne Kolorit verwischt. Nirgends behauptet sich das Blut und die Farbe, als etwa in den bereits mit Europäischem versetzten Mischungen der Mulatten, Mestizen und Quarteronen. Jn diesen Mischungen ist es der europäische Uebermuth und klügelnde Verstand, welcher die thierischen, ungezügelten Leidenschaften des Negers und Jndianers aufwiegelt. Der reine Jndianer folgt mit nachgiebiger Entsagung dem kräftigeren Willen des Europäers, der auch Scheiterhaufen genug angezündet hat, um dem Armen das Maal seiner Tyrannei einzubrennen.
Die Entdeckungen in Südamerika treffen nur noch das Jnnere desselben. Jene beiden Flächen, welche sich von dem Gürtel der Andes nach Osten und Westen abplatten, sind in neuerer Zeit von naturkundigen Reisenden untersucht worden. Ein großer Theil derselben kam in derselben Absicht, wie Ferdinand Kortez und Pizarro nach Amerika, um die Bergwerke zu untersuchen. Ein Dutzend Aktiengesellschaften waren in Europa zusammengetreten, um die Goldminen von Potosi aufs neue anzustechen und aus den Flüssen den Goldsand auszuschwemmen. Jhre Delegirte überzeugten sich aber bald, daß der Mythus von Peru und Chili größer war, als die kleine Basis von Wirklichkeit, auf welche man ihn gebaut hatte. Ja, sie mußten eingestehen, daß sie erst jetzt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-09-13T12:39:16Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |