Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Das Leben im Staate. So wie man zugibt, daß der Mensch zur Geselligkeit geboren ist, so muß man auch zugeben, daß das Leben im Staate seine natürliche Bestimmung ist. Denn man braucht das Prinzip der Geselligkeit nur festzuhalten, auszudehnen, durch die Wiederkehr ihrer Bestimmungen zur Gewohnheit zu machen, so sind auch alle Anfänge des Staates gegeben, so vertauscht der Mensch seine allgemeine Bestimmung mit der des Bürgers. Noch weniger kann man sich dem Staate entziehen, wenn man mitten in seinen Vorschriften und Wohlthaten geboren ist, wie es denn nichts Vergeblicheres gab, als die Bemühung eines Bekannten von mir, der den Staat gleichsam umgehen wollte. "Sehen Sie," sagte dieser Mann, als er sich von seinen Bestrebungen den besten Erfolg versprach, "ich halt' es für die größte Thorheit, den Staat zu bekämpfen. Wenn wir schon im gemeinen Leben unsre Verachtung und unsern Haß recht grell und empfindlich ausdrücken wollen, so pflegen wir den Gegenstand dieser Leidenschaften am besten zu ignoriren. Der Zurückgesetzte und Verachtete fühlt sich tiefer gekränkt, Das Leben im Staate. So wie man zugibt, daß der Mensch zur Geselligkeit geboren ist, so muß man auch zugeben, daß das Leben im Staate seine natürliche Bestimmung ist. Denn man braucht das Prinzip der Geselligkeit nur festzuhalten, auszudehnen, durch die Wiederkehr ihrer Bestimmungen zur Gewohnheit zu machen, so sind auch alle Anfänge des Staates gegeben, so vertauscht der Mensch seine allgemeine Bestimmung mit der des Bürgers. Noch weniger kann man sich dem Staate entziehen, wenn man mitten in seinen Vorschriften und Wohlthaten geboren ist, wie es denn nichts Vergeblicheres gab, als die Bemühung eines Bekannten von mir, der den Staat gleichsam umgehen wollte. "Sehen Sie," sagte dieser Mann, als er sich von seinen Bestrebungen den besten Erfolg versprach, "ich halt’ es für die größte Thorheit, den Staat zu bekämpfen. Wenn wir schon im gemeinen Leben unsre Verachtung und unsern Haß recht grell und empfindlich ausdrücken wollen, so pflegen wir den Gegenstand dieser Leidenschaften am besten zu ignoriren. Der Zurückgesetzte und Verachtete fühlt sich tiefer gekränkt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0298" n="270"/> <head> <hi rendition="#b">Das Leben im Staate.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>So wie man zugibt, daß der Mensch zur Geselligkeit geboren ist, so muß man auch zugeben, daß das Leben im Staate seine natürliche Bestimmung ist. Denn man braucht das Prinzip der Geselligkeit nur festzuhalten, auszudehnen, durch die Wiederkehr ihrer Bestimmungen zur Gewohnheit zu machen, so sind auch alle Anfänge des Staates gegeben, so vertauscht der Mensch seine allgemeine Bestimmung mit der des Bürgers. Noch weniger kann man sich dem Staate entziehen, wenn man mitten in seinen Vorschriften und Wohlthaten geboren ist, wie es denn nichts Vergeblicheres gab, als die Bemühung eines Bekannten von mir, der den Staat gleichsam umgehen wollte. "Sehen Sie," sagte dieser Mann, als er sich von seinen Bestrebungen den besten Erfolg versprach, "ich halt’ es für die größte Thorheit, den Staat zu bekämpfen. Wenn wir schon im gemeinen Leben unsre Verachtung und unsern Haß recht grell und empfindlich ausdrücken wollen, so pflegen wir den Gegenstand dieser Leidenschaften am besten zu ignoriren. Der Zurückgesetzte und Verachtete fühlt sich tiefer gekränkt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [270/0298]
Das Leben im Staate.
So wie man zugibt, daß der Mensch zur Geselligkeit geboren ist, so muß man auch zugeben, daß das Leben im Staate seine natürliche Bestimmung ist. Denn man braucht das Prinzip der Geselligkeit nur festzuhalten, auszudehnen, durch die Wiederkehr ihrer Bestimmungen zur Gewohnheit zu machen, so sind auch alle Anfänge des Staates gegeben, so vertauscht der Mensch seine allgemeine Bestimmung mit der des Bürgers. Noch weniger kann man sich dem Staate entziehen, wenn man mitten in seinen Vorschriften und Wohlthaten geboren ist, wie es denn nichts Vergeblicheres gab, als die Bemühung eines Bekannten von mir, der den Staat gleichsam umgehen wollte. "Sehen Sie," sagte dieser Mann, als er sich von seinen Bestrebungen den besten Erfolg versprach, "ich halt’ es für die größte Thorheit, den Staat zu bekämpfen. Wenn wir schon im gemeinen Leben unsre Verachtung und unsern Haß recht grell und empfindlich ausdrücken wollen, so pflegen wir den Gegenstand dieser Leidenschaften am besten zu ignoriren. Der Zurückgesetzte und Verachtete fühlt sich tiefer gekränkt,
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