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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Jntelligenz wieder in die Regierungen so aufgenommen werden, wie sie es früher allein waren, welche die Jntelligenz förderten und aufrecht erhielten. Die Regierungen müssen versuchen, sich von der blos juristischen und staatsrechtlichen Einseitigkeit zu befreien, nach welcher sie sich gegenwärtig in der Geschichte geltend machen; sie müssen sich von den unglücklichen Folgen jenes Satzes: daß alle Fragen der Humanität besser gedeihen, je weniger sie von den Regierungen abhängen, lossagen. Denn wohin führt dieser liberale Satz, wohin führt die Unbeholfenheit, mit welcher jeder einzelne sich selbst überlassene Zweig der Humanität sich entwickeln will? Zu nichts anderm, als dazu, daß man eingestehen muß: die Regierungen haben die Jntelligenz nicht mehr für sich, sie seyen nicht mehr nothwendig für unsere Religion, Moral, Kunst und Wissenschaft.

Es ist eine ganz eitle Selbsttäuschung, wenn die Regierungen glauben, daß sie jeder freien Thätigkeit in wissenschaftlichen und künstlerischen Gebieten Sonnenschein und Schutz geben, und es würde eben diese Thätigkeit in dem Grade gefördert, als sich der Staat von ihr entferne. Dieser Satz schließt eine Wahrheit in sich, die nämlich, daß der Staat keine Systeme begünstigen und keine schwankenden Meinungen zum Gesetze machen solle; allein um dieß Ziel zu erreichen, darum dieß gänzliche Zurückziehen auf blos polizeiliche und juristische Administration; darum diese Kühle und Entfremdung gegen Alles, was in der Geschichte des Jahrhunderts weit mehr

Jntelligenz wieder in die Regierungen so aufgenommen werden, wie sie es früher allein waren, welche die Jntelligenz förderten und aufrecht erhielten. Die Regierungen müssen versuchen, sich von der blos juristischen und staatsrechtlichen Einseitigkeit zu befreien, nach welcher sie sich gegenwärtig in der Geschichte geltend machen; sie müssen sich von den unglücklichen Folgen jenes Satzes: daß alle Fragen der Humanität besser gedeihen, je weniger sie von den Regierungen abhängen, lossagen. Denn wohin führt dieser liberale Satz, wohin führt die Unbeholfenheit, mit welcher jeder einzelne sich selbst überlassene Zweig der Humanität sich entwickeln will? Zu nichts anderm, als dazu, daß man eingestehen muß: die Regierungen haben die Jntelligenz nicht mehr für sich, sie seyen nicht mehr nothwendig für unsere Religion, Moral, Kunst und Wissenschaft.

Es ist eine ganz eitle Selbsttäuschung, wenn die Regierungen glauben, daß sie jeder freien Thätigkeit in wissenschaftlichen und künstlerischen Gebieten Sonnenschein und Schutz geben, und es würde eben diese Thätigkeit in dem Grade gefördert, als sich der Staat von ihr entferne. Dieser Satz schließt eine Wahrheit in sich, die nämlich, daß der Staat keine Systeme begünstigen und keine schwankenden Meinungen zum Gesetze machen solle; allein um dieß Ziel zu erreichen, darum dieß gänzliche Zurückziehen auf blos polizeiliche und juristische Administration; darum diese Kühle und Entfremdung gegen Alles, was in der Geschichte des Jahrhunderts weit mehr

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Jntelligenz wieder in die Regierungen so aufgenommen werden, wie sie es früher allein waren, welche die Jntelligenz förderten und aufrecht erhielten. Die Regierungen müssen versuchen, sich von der blos juristischen und staatsrechtlichen Einseitigkeit zu befreien, nach welcher sie sich gegenwärtig in der Geschichte geltend machen; sie müssen sich von den unglücklichen Folgen jenes Satzes: daß alle Fragen der Humanität besser gedeihen, je weniger sie von den Regierungen abhängen, lossagen. Denn wohin führt dieser liberale Satz, wohin führt die Unbeholfenheit, mit welcher jeder einzelne sich selbst überlassene Zweig der Humanität sich entwickeln will? Zu nichts anderm, als dazu, daß man eingestehen muß: die Regierungen haben die Jntelligenz nicht mehr für sich, sie seyen nicht mehr nothwendig für unsere Religion, Moral, Kunst und Wissenschaft.</p>
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[346/0374] Jntelligenz wieder in die Regierungen so aufgenommen werden, wie sie es früher allein waren, welche die Jntelligenz förderten und aufrecht erhielten. Die Regierungen müssen versuchen, sich von der blos juristischen und staatsrechtlichen Einseitigkeit zu befreien, nach welcher sie sich gegenwärtig in der Geschichte geltend machen; sie müssen sich von den unglücklichen Folgen jenes Satzes: daß alle Fragen der Humanität besser gedeihen, je weniger sie von den Regierungen abhängen, lossagen. Denn wohin führt dieser liberale Satz, wohin führt die Unbeholfenheit, mit welcher jeder einzelne sich selbst überlassene Zweig der Humanität sich entwickeln will? Zu nichts anderm, als dazu, daß man eingestehen muß: die Regierungen haben die Jntelligenz nicht mehr für sich, sie seyen nicht mehr nothwendig für unsere Religion, Moral, Kunst und Wissenschaft. Es ist eine ganz eitle Selbsttäuschung, wenn die Regierungen glauben, daß sie jeder freien Thätigkeit in wissenschaftlichen und künstlerischen Gebieten Sonnenschein und Schutz geben, und es würde eben diese Thätigkeit in dem Grade gefördert, als sich der Staat von ihr entferne. Dieser Satz schließt eine Wahrheit in sich, die nämlich, daß der Staat keine Systeme begünstigen und keine schwankenden Meinungen zum Gesetze machen solle; allein um dieß Ziel zu erreichen, darum dieß gänzliche Zurückziehen auf blos polizeiliche und juristische Administration; darum diese Kühle und Entfremdung gegen Alles, was in der Geschichte des Jahrhunderts weit mehr

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/374>, abgerufen am 22.11.2024.