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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Worte werden erzürnt, bitter, ich will nicht einmal sagen, ungerecht, wenn Sie von der Kirche sprechen. Wenn irgend ein Land durch eine übergroße äußerlich zur Schau getragene Begünstigung der Religion den Wahrheiten derselben geschadet hat, so ist es unser Vaterland. Wenn sich irgend ein Land findet, das noch mehr als England gewisse äußerliche Thatsachen der Honnetetät und Respektabilität als gleißnerisches Gewand um die Religion gelegt hat, so würde es bald so sehr ohne alle Religion seyn, wie England es seyn wird, wenn nicht seine geistigen Lenker den schlaffen Zügel des allgemeinen Gewissens schärfer anziehen und im Lande eine tiefe, recht aus dem zerknirschten Zustande der Seele kommende Besinnung und Reue wirken. Sie und wer Jhnen verwandt ist, haben ein Ziel. Sie hoffen, die Menschheit aus dem Schlamme des Materialismus durch moralische Anrede, durch enthusiastische Darstellungen der Menschenwürde und durch die größtmögliche Aufklärung über die unklaren Freiheitsbegriffe erlösen zu können; allein, soviel Wärme Jhrem Busen entströmt, so leuchtend Jhre Rede in der Nacht aufflackert, Sie werden nie mehr bewirken, als daß die Edeln ihres Schmerzes nur noch gewisser werden. Verzeihen Sie diese entschiedene Erklärung, der ich noch den Vorwurf hinzufüge, daß ich an den Männern Jhres Glaubens die Hingebung und die Liebe vermisse.

Es gibt nur einen Eck- und Schrittstein für das Gebäude unsrer und jeder Zeit - Jesus Christus. Und

Worte werden erzürnt, bitter, ich will nicht einmal sagen, ungerecht, wenn Sie von der Kirche sprechen. Wenn irgend ein Land durch eine übergroße äußerlich zur Schau getragene Begünstigung der Religion den Wahrheiten derselben geschadet hat, so ist es unser Vaterland. Wenn sich irgend ein Land findet, das noch mehr als England gewisse äußerliche Thatsachen der Honnetetät und Respektabilität als gleißnerisches Gewand um die Religion gelegt hat, so würde es bald so sehr ohne alle Religion seyn, wie England es seyn wird, wenn nicht seine geistigen Lenker den schlaffen Zügel des allgemeinen Gewissens schärfer anziehen und im Lande eine tiefe, recht aus dem zerknirschten Zustande der Seele kommende Besinnung und Reue wirken. Sie und wer Jhnen verwandt ist, haben ein Ziel. Sie hoffen, die Menschheit aus dem Schlamme des Materialismus durch moralische Anrede, durch enthusiastische Darstellungen der Menschenwürde und durch die größtmögliche Aufklärung über die unklaren Freiheitsbegriffe erlösen zu können; allein, soviel Wärme Jhrem Busen entströmt, so leuchtend Jhre Rede in der Nacht aufflackert, Sie werden nie mehr bewirken, als daß die Edeln ihres Schmerzes nur noch gewisser werden. Verzeihen Sie diese entschiedene Erklärung, der ich noch den Vorwurf hinzufüge, daß ich an den Männern Jhres Glaubens die Hingebung und die Liebe vermisse.

Es gibt nur einen Eck- und Schrittstein für das Gebäude unsrer und jeder Zeit – Jesus Christus. Und

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Worte werden erzürnt, bitter, ich will nicht einmal sagen, ungerecht, wenn Sie von der Kirche sprechen. Wenn irgend ein Land durch eine übergroße äußerlich zur Schau getragene Begünstigung der Religion den Wahrheiten derselben geschadet hat, so ist es unser Vaterland. Wenn sich irgend ein Land findet, das noch mehr als England gewisse äußerliche Thatsachen der Honnetetät und Respektabilität als gleißnerisches Gewand um die Religion gelegt hat, so würde es bald so sehr ohne alle Religion seyn, wie England es seyn wird, wenn nicht seine geistigen Lenker den schlaffen Zügel des allgemeinen Gewissens schärfer anziehen und im Lande eine tiefe, recht aus dem zerknirschten Zustande der Seele kommende Besinnung und Reue wirken. Sie und wer Jhnen verwandt ist, haben ein Ziel. Sie hoffen, die Menschheit aus dem Schlamme des Materialismus durch moralische Anrede, durch enthusiastische Darstellungen der Menschenwürde und durch die größtmögliche Aufklärung über die unklaren Freiheitsbegriffe erlösen zu können; allein, soviel Wärme Jhrem Busen entströmt, so leuchtend Jhre Rede in der Nacht aufflackert, Sie werden nie mehr bewirken, als daß die Edeln ihres Schmerzes nur noch gewisser werden. Verzeihen Sie diese entschiedene Erklärung, der ich noch den Vorwurf hinzufüge, daß ich an den Männern Jhres Glaubens die Hingebung und die Liebe vermisse.</p>
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[389/0417] Worte werden erzürnt, bitter, ich will nicht einmal sagen, ungerecht, wenn Sie von der Kirche sprechen. Wenn irgend ein Land durch eine übergroße äußerlich zur Schau getragene Begünstigung der Religion den Wahrheiten derselben geschadet hat, so ist es unser Vaterland. Wenn sich irgend ein Land findet, das noch mehr als England gewisse äußerliche Thatsachen der Honnetetät und Respektabilität als gleißnerisches Gewand um die Religion gelegt hat, so würde es bald so sehr ohne alle Religion seyn, wie England es seyn wird, wenn nicht seine geistigen Lenker den schlaffen Zügel des allgemeinen Gewissens schärfer anziehen und im Lande eine tiefe, recht aus dem zerknirschten Zustande der Seele kommende Besinnung und Reue wirken. Sie und wer Jhnen verwandt ist, haben ein Ziel. Sie hoffen, die Menschheit aus dem Schlamme des Materialismus durch moralische Anrede, durch enthusiastische Darstellungen der Menschenwürde und durch die größtmögliche Aufklärung über die unklaren Freiheitsbegriffe erlösen zu können; allein, soviel Wärme Jhrem Busen entströmt, so leuchtend Jhre Rede in der Nacht aufflackert, Sie werden nie mehr bewirken, als daß die Edeln ihres Schmerzes nur noch gewisser werden. Verzeihen Sie diese entschiedene Erklärung, der ich noch den Vorwurf hinzufüge, daß ich an den Männern Jhres Glaubens die Hingebung und die Liebe vermisse. Es gibt nur einen Eck- und Schrittstein für das Gebäude unsrer und jeder Zeit – Jesus Christus. Und

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/417>, abgerufen am 28.09.2024.