Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.überlassen hätten und sich mit andern Negationen beschäftigten. Ob sich diese Erscheinung schon in den Sitten nachweisen läßt, möcht' ich nach einigen Beispielen noch nicht behaupten. Es sind auch diese Beispiele mehr aus dem französischen neuen Romane, als aus der Erfahrung hergenommen. Wenn Madame Düdevant in ihren Poesien Recht hat, so ist es nur so weit, als Lelia Georg Sand selber ist. Machen wir, indem wir jetzt zu den Männern zurückkehren, den Schluß dieser Skizze damit, daß wir noch einige Fragen der Natur, der Moral und der Politik mit individueller Rücksicht zu beantworten suchen. Wir wollen im Verlaufe dieses Werkes die Höhen unsres Jahrhunderts erstürmen. Welche Truppen können wir gegen die Verschanzungen anführen? Welche Gestalten schließen sich unsrer bald beginnenden Expedition an? Der jetzige Sultan wird besonders deßhalb von den Türken gehaßt, weil er den Ruf ihrer männlichen Schönheit vernichtet hat. Jndem er den europäischen Kleiderzuschnitt bei der Armee einführte und die weiten Gewänder und Beinkleider abschaffte, stellte er plötzlich aller Welt die krummen aus- und einwärts gebogenen Beine dar, welche sich bei den Türken durch ihre sitzende Lebensart traditionell gemacht hatten. Dasselbe erlebte Europa, als es die Kleidertracht des achtzehnten Jahrhunderts abwarf. Jn den weiten, bauschigen Gewändern der alten Mode hatte sich Alles das verbergen überlassen hätten und sich mit andern Negationen beschäftigten. Ob sich diese Erscheinung schon in den Sitten nachweisen läßt, möcht’ ich nach einigen Beispielen noch nicht behaupten. Es sind auch diese Beispiele mehr aus dem französischen neuen Romane, als aus der Erfahrung hergenommen. Wenn Madame Düdevant in ihren Poesien Recht hat, so ist es nur so weit, als Lelia Georg Sand selber ist. Machen wir, indem wir jetzt zu den Männern zurückkehren, den Schluß dieser Skizze damit, daß wir noch einige Fragen der Natur, der Moral und der Politik mit individueller Rücksicht zu beantworten suchen. Wir wollen im Verlaufe dieses Werkes die Höhen unsres Jahrhunderts erstürmen. Welche Truppen können wir gegen die Verschanzungen anführen? Welche Gestalten schließen sich unsrer bald beginnenden Expedition an? Der jetzige Sultan wird besonders deßhalb von den Türken gehaßt, weil er den Ruf ihrer männlichen Schönheit vernichtet hat. Jndem er den europäischen Kleiderzuschnitt bei der Armee einführte und die weiten Gewänder und Beinkleider abschaffte, stellte er plötzlich aller Welt die krummen aus- und einwärts gebogenen Beine dar, welche sich bei den Türken durch ihre sitzende Lebensart traditionell gemacht hatten. Dasselbe erlebte Europa, als es die Kleidertracht des achtzehnten Jahrhunderts abwarf. Jn den weiten, bauschigen Gewändern der alten Mode hatte sich Alles das verbergen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="53"/> überlassen hätten und sich mit andern Negationen beschäftigten. Ob sich diese Erscheinung schon in den Sitten nachweisen läßt, möcht’ ich nach einigen Beispielen noch nicht behaupten. Es sind auch diese Beispiele mehr aus dem französischen neuen Romane, als aus der Erfahrung hergenommen. Wenn Madame Düdevant in ihren Poesien Recht hat, so ist es nur so weit, als Lelia Georg Sand selber ist.</p> <p>Machen wir, indem wir jetzt zu den Männern zurückkehren, den Schluß dieser Skizze damit, daß wir noch einige Fragen der Natur, der Moral und der Politik mit individueller Rücksicht zu beantworten suchen.</p> <p>Wir wollen im Verlaufe dieses Werkes die Höhen unsres Jahrhunderts erstürmen. Welche Truppen können wir gegen die Verschanzungen anführen? Welche Gestalten schließen sich unsrer bald beginnenden Expedition an?</p> <p>Der jetzige Sultan wird besonders deßhalb von den Türken gehaßt, weil er den Ruf ihrer männlichen Schönheit vernichtet hat. Jndem er den europäischen Kleiderzuschnitt bei der Armee einführte und die weiten Gewänder und Beinkleider abschaffte, stellte er plötzlich aller Welt die krummen aus- und einwärts gebogenen Beine dar, welche sich bei den Türken durch ihre sitzende Lebensart traditionell gemacht hatten. Dasselbe erlebte Europa, als es die Kleidertracht des achtzehnten Jahrhunderts abwarf. Jn den weiten, bauschigen Gewändern der alten Mode hatte sich Alles das verbergen </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0081]
überlassen hätten und sich mit andern Negationen beschäftigten. Ob sich diese Erscheinung schon in den Sitten nachweisen läßt, möcht’ ich nach einigen Beispielen noch nicht behaupten. Es sind auch diese Beispiele mehr aus dem französischen neuen Romane, als aus der Erfahrung hergenommen. Wenn Madame Düdevant in ihren Poesien Recht hat, so ist es nur so weit, als Lelia Georg Sand selber ist.
Machen wir, indem wir jetzt zu den Männern zurückkehren, den Schluß dieser Skizze damit, daß wir noch einige Fragen der Natur, der Moral und der Politik mit individueller Rücksicht zu beantworten suchen.
Wir wollen im Verlaufe dieses Werkes die Höhen unsres Jahrhunderts erstürmen. Welche Truppen können wir gegen die Verschanzungen anführen? Welche Gestalten schließen sich unsrer bald beginnenden Expedition an?
Der jetzige Sultan wird besonders deßhalb von den Türken gehaßt, weil er den Ruf ihrer männlichen Schönheit vernichtet hat. Jndem er den europäischen Kleiderzuschnitt bei der Armee einführte und die weiten Gewänder und Beinkleider abschaffte, stellte er plötzlich aller Welt die krummen aus- und einwärts gebogenen Beine dar, welche sich bei den Türken durch ihre sitzende Lebensart traditionell gemacht hatten. Dasselbe erlebte Europa, als es die Kleidertracht des achtzehnten Jahrhunderts abwarf. Jn den weiten, bauschigen Gewändern der alten Mode hatte sich Alles das verbergen
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