Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.hindurch nichts Anderes that, als den Namen Maria aussprechen, so war diese Bekehrung dadurch leicht erklärt, daß sie schon als gläubige Buddhistin sich früher damit beschäftigt hatte, nur den Namen einer heidnischen Gottheit auszusprechen, wofür sie in Kürze den der Maria unterschob. Wenn die katholischen Missionarien der Länder- und Sprachkunde viel genüzt haben, so nüzten die evangelischen Heidenbekehrer mehr ihrem religiösen Zwecke; sie gewannen Sklaven für das Christenthum und auf der Küste des Kaps Hottentotten, welche, indem sie Christus kennen lernten, in die Dienste der Europäer traten. Allein im Allgemeinen ist Dasjenige, was durch das Missionswesen für Ausbreitung des Christenthums geschehen ist, ein kleines Sandkorn an dem Weltmeere des Heidenthums. Die Fortschritte des Missionswesens sind, wenn sie nicht gerade an Orten gemacht werden, wo eine politische Verfassung und eine bereits blühende Civilisation, wie in Ostindien, dieselben erleichtert, so gering, daß man weit eher fragen möchte: was wirken die Missionen auf Die, welche sie absenden? als, was wirken sie auf Die, zu welchen sie gesandt werden? Jm Grunde ist es unmöglich, wahres Christenthum dort zu lehren, wo alle Voraussetzungen einer früheren Bildung fehlen, und wenn diese Duodez-Ausbreitung des Christenthums nur dazu dienen soll, Gesittung zu erreichen, dann möchte wieder der Erfolg mit dem Aufwand von Kräften, der dazu nöthig ist, hindurch nichts Anderes that, als den Namen Maria aussprechen, so war diese Bekehrung dadurch leicht erklärt, daß sie schon als gläubige Buddhistin sich früher damit beschäftigt hatte, nur den Namen einer heidnischen Gottheit auszusprechen, wofür sie in Kürze den der Maria unterschob. Wenn die katholischen Missionarien der Länder- und Sprachkunde viel genüzt haben, so nüzten die evangelischen Heidenbekehrer mehr ihrem religiösen Zwecke; sie gewannen Sklaven für das Christenthum und auf der Küste des Kaps Hottentotten, welche, indem sie Christus kennen lernten, in die Dienste der Europäer traten. Allein im Allgemeinen ist Dasjenige, was durch das Missionswesen für Ausbreitung des Christenthums geschehen ist, ein kleines Sandkorn an dem Weltmeere des Heidenthums. Die Fortschritte des Missionswesens sind, wenn sie nicht gerade an Orten gemacht werden, wo eine politische Verfassung und eine bereits blühende Civilisation, wie in Ostindien, dieselben erleichtert, so gering, daß man weit eher fragen möchte: was wirken die Missionen auf Die, welche sie absenden? als, was wirken sie auf Die, zu welchen sie gesandt werden? Jm Grunde ist es unmöglich, wahres Christenthum dort zu lehren, wo alle Voraussetzungen einer früheren Bildung fehlen, und wenn diese Duodez-Ausbreitung des Christenthums nur dazu dienen soll, Gesittung zu erreichen, dann möchte wieder der Erfolg mit dem Aufwand von Kräften, der dazu nöthig ist, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="203"/> hindurch nichts Anderes that, als den Namen <hi rendition="#g">Maria</hi> aussprechen, so war diese Bekehrung dadurch leicht erklärt, daß sie schon als gläubige Buddhistin sich früher damit beschäftigt hatte, nur den Namen einer heidnischen Gottheit auszusprechen, wofür sie in Kürze den der <hi rendition="#g">Maria</hi> unterschob. Wenn die katholischen Missionarien der Länder- und Sprachkunde viel genüzt haben, so nüzten die evangelischen Heidenbekehrer mehr ihrem religiösen Zwecke; sie gewannen Sklaven für das Christenthum und auf der Küste des Kaps Hottentotten, welche, indem sie <hi rendition="#g">Christus</hi> kennen lernten, in die Dienste der Europäer traten. Allein im Allgemeinen ist Dasjenige, was durch das Missionswesen für Ausbreitung des Christenthums geschehen ist, ein kleines Sandkorn an dem Weltmeere des Heidenthums. Die Fortschritte des Missionswesens sind, wenn sie nicht gerade an Orten gemacht werden, wo eine politische Verfassung und eine bereits blühende Civilisation, wie in Ostindien, dieselben erleichtert, so gering, daß man weit eher fragen möchte: was wirken die Missionen auf Die, welche sie absenden? als, was wirken sie auf Die, zu welchen sie gesandt werden? Jm Grunde ist es unmöglich, wahres Christenthum dort zu lehren, wo alle Voraussetzungen einer früheren Bildung fehlen, und wenn diese Duodez-Ausbreitung des Christenthums nur dazu dienen soll, Gesittung zu erreichen, dann möchte wieder der Erfolg mit dem Aufwand von Kräften, der dazu nöthig ist, </p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0205]
hindurch nichts Anderes that, als den Namen Maria aussprechen, so war diese Bekehrung dadurch leicht erklärt, daß sie schon als gläubige Buddhistin sich früher damit beschäftigt hatte, nur den Namen einer heidnischen Gottheit auszusprechen, wofür sie in Kürze den der Maria unterschob. Wenn die katholischen Missionarien der Länder- und Sprachkunde viel genüzt haben, so nüzten die evangelischen Heidenbekehrer mehr ihrem religiösen Zwecke; sie gewannen Sklaven für das Christenthum und auf der Küste des Kaps Hottentotten, welche, indem sie Christus kennen lernten, in die Dienste der Europäer traten. Allein im Allgemeinen ist Dasjenige, was durch das Missionswesen für Ausbreitung des Christenthums geschehen ist, ein kleines Sandkorn an dem Weltmeere des Heidenthums. Die Fortschritte des Missionswesens sind, wenn sie nicht gerade an Orten gemacht werden, wo eine politische Verfassung und eine bereits blühende Civilisation, wie in Ostindien, dieselben erleichtert, so gering, daß man weit eher fragen möchte: was wirken die Missionen auf Die, welche sie absenden? als, was wirken sie auf Die, zu welchen sie gesandt werden? Jm Grunde ist es unmöglich, wahres Christenthum dort zu lehren, wo alle Voraussetzungen einer früheren Bildung fehlen, und wenn diese Duodez-Ausbreitung des Christenthums nur dazu dienen soll, Gesittung zu erreichen, dann möchte wieder der Erfolg mit dem Aufwand von Kräften, der dazu nöthig ist,
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