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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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ist sogar ein Staat, wenn auch freilich durch die unmittelbare Einwirkung Rothschilds, zu einer völligen Emanzipation der Juden gediehen. Adressen werden an die gesetzgebenden Körper eingereicht, sie werden theils von Leidenschaften, theils von Gehässigkeiten, nicht selten auch von wirklichen Ueberzeugungen bestritten. Die Juden führen bereits mit großer Gewandtheit die Feder und wissen ihren Forderungen in der Literatur einen Nachdruck zu geben, der um so kräftiger ist, als der Ruf nach Freiheit in einer bessern stylistischen Lage ist, als das kalte Wort der Unterdrückung. Ja, es fehlt sogar nicht, daß sich Juden auch als Dichter und Gelehrte in verschiedenen europäischen Literaturen ein unbestrittenes Ansehn erworben haben und den Vertheidigern der Emanzipation, um das Verdienst und Talent der Juden zu würdigen, zur glänzendsten Berufung dienen können.

Es ist billig, bei der Betrachtung dieser Frage zuerst die Hindernisse zu erwähnen, die ihrer schnelleren Lösung noch entgegenstehen. Die Juden selbst tragen einen Theil der Schuld, und so geneigt wir seyn mußten, zuzugeben, daß sich das Wesen und Treiben der Juden erst durch die Emanzipation ändern könne, so ist es doch nicht die Jntoleranz allein, die einen Theil der Zeitgenossen gegen die Befreiung der Juden in Harnisch bringt, sondern ohne Zweifel manches Widerliche, woran wir uns beim Juden nicht gewöhnen können. Der Jude hat einen unliebenswürdigen

ist sogar ein Staat, wenn auch freilich durch die unmittelbare Einwirkung Rothschilds, zu einer völligen Emanzipation der Juden gediehen. Adressen werden an die gesetzgebenden Körper eingereicht, sie werden theils von Leidenschaften, theils von Gehässigkeiten, nicht selten auch von wirklichen Ueberzeugungen bestritten. Die Juden führen bereits mit großer Gewandtheit die Feder und wissen ihren Forderungen in der Literatur einen Nachdruck zu geben, der um so kräftiger ist, als der Ruf nach Freiheit in einer bessern stylistischen Lage ist, als das kalte Wort der Unterdrückung. Ja, es fehlt sogar nicht, daß sich Juden auch als Dichter und Gelehrte in verschiedenen europäischen Literaturen ein unbestrittenes Ansehn erworben haben und den Vertheidigern der Emanzipation, um das Verdienst und Talent der Juden zu würdigen, zur glänzendsten Berufung dienen können.

Es ist billig, bei der Betrachtung dieser Frage zuerst die Hindernisse zu erwähnen, die ihrer schnelleren Lösung noch entgegenstehen. Die Juden selbst tragen einen Theil der Schuld, und so geneigt wir seyn mußten, zuzugeben, daß sich das Wesen und Treiben der Juden erst durch die Emanzipation ändern könne, so ist es doch nicht die Jntoleranz allein, die einen Theil der Zeitgenossen gegen die Befreiung der Juden in Harnisch bringt, sondern ohne Zweifel manches Widerliche, woran wir uns beim Juden nicht gewöhnen können. Der Jude hat einen unliebenswürdigen

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[213/0215] ist sogar ein Staat, wenn auch freilich durch die unmittelbare Einwirkung Rothschilds, zu einer völligen Emanzipation der Juden gediehen. Adressen werden an die gesetzgebenden Körper eingereicht, sie werden theils von Leidenschaften, theils von Gehässigkeiten, nicht selten auch von wirklichen Ueberzeugungen bestritten. Die Juden führen bereits mit großer Gewandtheit die Feder und wissen ihren Forderungen in der Literatur einen Nachdruck zu geben, der um so kräftiger ist, als der Ruf nach Freiheit in einer bessern stylistischen Lage ist, als das kalte Wort der Unterdrückung. Ja, es fehlt sogar nicht, daß sich Juden auch als Dichter und Gelehrte in verschiedenen europäischen Literaturen ein unbestrittenes Ansehn erworben haben und den Vertheidigern der Emanzipation, um das Verdienst und Talent der Juden zu würdigen, zur glänzendsten Berufung dienen können. Es ist billig, bei der Betrachtung dieser Frage zuerst die Hindernisse zu erwähnen, die ihrer schnelleren Lösung noch entgegenstehen. Die Juden selbst tragen einen Theil der Schuld, und so geneigt wir seyn mußten, zuzugeben, daß sich das Wesen und Treiben der Juden erst durch die Emanzipation ändern könne, so ist es doch nicht die Jntoleranz allein, die einen Theil der Zeitgenossen gegen die Befreiung der Juden in Harnisch bringt, sondern ohne Zweifel manches Widerliche, woran wir uns beim Juden nicht gewöhnen können. Der Jude hat einen unliebenswürdigen

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/215>, abgerufen am 24.11.2024.