Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.welche in neuerer Zeit die Chemie gemacht hat. Liest man die Werke eines Berzelius, so ergreift uns Erstaunen über die Herrschaft, welche die Wissenschaft über die Natur hat gewinnen können. Alle Handgriffe der Schöpfung scheinen dem Demiurgos abgelernt. Die Gattungen in der Natur fließen in einander über, was kaum noch das Eine war, ist schnell das Andere geworden. Die Luft, welche uns auf dem Felde Meteorsteine herabwirft, kann ebenso im chemischen Apparat behandelt werden, so daß sie einen sichtbaren Niederschlag zurückläßt, ja schon über die Sphäre des Unorganischen hinaus soll es möglich werden, Leben zu erzeugen, so daß wenigstens von Seite der Thierwelt jenes Märchen der Alchymie vom Homunkulus sich verwirklichen zu wollen scheint (die Crossische Thiererzeugung). Es ist, als hätte die Zeit in der That nun jene Kraft gefunden, die zwischen der Materie und dem Gedanken in der Mitte liegt und den Uebergang aus dem großen Worte des Schöpfers: "es werde," in die faktische Sichtbarkeit des Unermeßlichen: "es ward," bildet. Der Elektromagnetismus ist dieses geheimnißvolle Leben, welches als Galvanismus selbst in das Todte kömmt, wenn man nur versteht, den schlummernden Pol durch den ihm entsprechenden Gegenpol zu wecken. Der Dampf ist die Seele der Mechanik geworden, aber etwas unendlich Geheimnißvolleres die der Physik. Sollte eine Spekulation welche in neuerer Zeit die Chemie gemacht hat. Liest man die Werke eines Berzelius, so ergreift uns Erstaunen über die Herrschaft, welche die Wissenschaft über die Natur hat gewinnen können. Alle Handgriffe der Schöpfung scheinen dem Demiurgos abgelernt. Die Gattungen in der Natur fließen in einander über, was kaum noch das Eine war, ist schnell das Andere geworden. Die Luft, welche uns auf dem Felde Meteorsteine herabwirft, kann ebenso im chemischen Apparat behandelt werden, so daß sie einen sichtbaren Niederschlag zurückläßt, ja schon über die Sphäre des Unorganischen hinaus soll es möglich werden, Leben zu erzeugen, so daß wenigstens von Seite der Thierwelt jenes Märchen der Alchymie vom Homunkulus sich verwirklichen zu wollen scheint (die Crossische Thiererzeugung). Es ist, als hätte die Zeit in der That nun jene Kraft gefunden, die zwischen der Materie und dem Gedanken in der Mitte liegt und den Uebergang aus dem großen Worte des Schöpfers: "es werde," in die faktische Sichtbarkeit des Unermeßlichen: "es ward," bildet. Der Elektromagnetismus ist dieses geheimnißvolle Leben, welches als Galvanismus selbst in das Todte kömmt, wenn man nur versteht, den schlummernden Pol durch den ihm entsprechenden Gegenpol zu wecken. Der Dampf ist die Seele der Mechanik geworden, aber etwas unendlich Geheimnißvolleres die der Physik. Sollte eine Spekulation <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0330" n="328"/> welche in neuerer Zeit die Chemie gemacht hat. Liest man die Werke eines <hi rendition="#g">Berzelius</hi>, so ergreift uns Erstaunen über die Herrschaft, welche die Wissenschaft über die Natur hat gewinnen können. Alle Handgriffe der Schöpfung scheinen dem <hi rendition="#g">Demiurgos</hi> abgelernt. Die Gattungen in der Natur fließen in einander über, was kaum noch das Eine war, ist schnell das Andere geworden. Die Luft, welche uns auf dem Felde Meteorsteine herabwirft, kann ebenso im chemischen Apparat behandelt werden, so daß sie einen sichtbaren Niederschlag zurückläßt, ja schon über die Sphäre des Unorganischen hinaus soll es möglich werden, Leben zu erzeugen, so daß wenigstens von Seite der Thierwelt jenes Märchen der Alchymie vom <hi rendition="#g">Homunkulus</hi> sich verwirklichen zu wollen scheint (die Crossische Thiererzeugung).</p> <p>Es ist, als hätte die Zeit in der That nun jene Kraft gefunden, die zwischen der Materie und dem Gedanken in der Mitte liegt und den Uebergang aus dem großen Worte des Schöpfers: "es werde," in die faktische Sichtbarkeit des Unermeßlichen: "es ward," bildet. Der Elektromagnetismus ist dieses geheimnißvolle Leben, welches als Galvanismus selbst in das Todte kömmt, wenn man nur versteht, den schlummernden Pol durch den ihm entsprechenden Gegenpol zu wecken. Der Dampf ist die Seele der Mechanik geworden, aber etwas unendlich Geheimnißvolleres die der Physik. Sollte eine Spekulation </p> </div> </body> </text> </TEI> [328/0330]
welche in neuerer Zeit die Chemie gemacht hat. Liest man die Werke eines Berzelius, so ergreift uns Erstaunen über die Herrschaft, welche die Wissenschaft über die Natur hat gewinnen können. Alle Handgriffe der Schöpfung scheinen dem Demiurgos abgelernt. Die Gattungen in der Natur fließen in einander über, was kaum noch das Eine war, ist schnell das Andere geworden. Die Luft, welche uns auf dem Felde Meteorsteine herabwirft, kann ebenso im chemischen Apparat behandelt werden, so daß sie einen sichtbaren Niederschlag zurückläßt, ja schon über die Sphäre des Unorganischen hinaus soll es möglich werden, Leben zu erzeugen, so daß wenigstens von Seite der Thierwelt jenes Märchen der Alchymie vom Homunkulus sich verwirklichen zu wollen scheint (die Crossische Thiererzeugung).
Es ist, als hätte die Zeit in der That nun jene Kraft gefunden, die zwischen der Materie und dem Gedanken in der Mitte liegt und den Uebergang aus dem großen Worte des Schöpfers: "es werde," in die faktische Sichtbarkeit des Unermeßlichen: "es ward," bildet. Der Elektromagnetismus ist dieses geheimnißvolle Leben, welches als Galvanismus selbst in das Todte kömmt, wenn man nur versteht, den schlummernden Pol durch den ihm entsprechenden Gegenpol zu wecken. Der Dampf ist die Seele der Mechanik geworden, aber etwas unendlich Geheimnißvolleres die der Physik. Sollte eine Spekulation
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