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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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heitere Beweglichkeit in Sitte und Haltung erzeugen? Wir haben so außerordentlich viel zu thun, so ausgedehnte Strecken zurückzulegen, daß wir selten zum fröhlichen Genuß des Momentes gelangen.

Doch gut - wir besuchen uns, wir treffen hier und da zusammen, wir essen und trinken mit einander, wir suchen uns sogar durch Spiele von unseren Geschäften aufzuheitern. Wir streben manchmal recht eifrig, es unsern behaglichen Eltern nachzuthun und Alles wieder so zu machen, wie sie es machten. Junge Frauen und junge Männer halten sich nicht eher für vollkommen, ehe sie sich nicht einen solchen Sessel angeschafft hatten, wie ihn der Vater hatte, einen solchen Ton mit Untergebenen, wie die Mutter. Das kömmt nicht selten vor. Allein eben so oft auch, daß die Kinder von den Eltern gar nichts entlehnen durften, daß sie eine große Kluft überspringen mußten von Sitte, Meinung und Zeit, um aus anerzogenen Vorurtheilen in die Existenz zu kommen, die ihnen wünschenswerth ist. Doch systematisch verfährt man heutigen Tags in den gesellschaftlichen Beziehungen nicht mehr; die Familie und das Haus sind keine Jnstitution mehr von so abgeschlossener und auf sich selbst beruhender Bedeutung, wie etwa der Staat in frühern Zeiten, wo diejenigen, welche ihn nicht brauchten, froh waren, ihn zu umgehen. Wenn man sieht, wie das Haus und die Familie in das gesellschaftliche Zusammenleben jezt nur noch eine Ergänzung unsrer

heitere Beweglichkeit in Sitte und Haltung erzeugen? Wir haben so außerordentlich viel zu thun, so ausgedehnte Strecken zurückzulegen, daß wir selten zum fröhlichen Genuß des Momentes gelangen.

Doch gut – wir besuchen uns, wir treffen hier und da zusammen, wir essen und trinken mit einander, wir suchen uns sogar durch Spiele von unseren Geschäften aufzuheitern. Wir streben manchmal recht eifrig, es unsern behaglichen Eltern nachzuthun und Alles wieder so zu machen, wie sie es machten. Junge Frauen und junge Männer halten sich nicht eher für vollkommen, ehe sie sich nicht einen solchen Sessel angeschafft hatten, wie ihn der Vater hatte, einen solchen Ton mit Untergebenen, wie die Mutter. Das kömmt nicht selten vor. Allein eben so oft auch, daß die Kinder von den Eltern gar nichts entlehnen durften, daß sie eine große Kluft überspringen mußten von Sitte, Meinung und Zeit, um aus anerzogenen Vorurtheilen in die Existenz zu kommen, die ihnen wünschenswerth ist. Doch systematisch verfährt man heutigen Tags in den gesellschaftlichen Beziehungen nicht mehr; die Familie und das Haus sind keine Jnstitution mehr von so abgeschlossener und auf sich selbst beruhender Bedeutung, wie etwa der Staat in frühern Zeiten, wo diejenigen, welche ihn nicht brauchten, froh waren, ihn zu umgehen. Wenn man sieht, wie das Haus und die Familie in das gesellschaftliche Zusammenleben jezt nur noch eine Ergänzung unsrer

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[32/0034] heitere Beweglichkeit in Sitte und Haltung erzeugen? Wir haben so außerordentlich viel zu thun, so ausgedehnte Strecken zurückzulegen, daß wir selten zum fröhlichen Genuß des Momentes gelangen. Doch gut – wir besuchen uns, wir treffen hier und da zusammen, wir essen und trinken mit einander, wir suchen uns sogar durch Spiele von unseren Geschäften aufzuheitern. Wir streben manchmal recht eifrig, es unsern behaglichen Eltern nachzuthun und Alles wieder so zu machen, wie sie es machten. Junge Frauen und junge Männer halten sich nicht eher für vollkommen, ehe sie sich nicht einen solchen Sessel angeschafft hatten, wie ihn der Vater hatte, einen solchen Ton mit Untergebenen, wie die Mutter. Das kömmt nicht selten vor. Allein eben so oft auch, daß die Kinder von den Eltern gar nichts entlehnen durften, daß sie eine große Kluft überspringen mußten von Sitte, Meinung und Zeit, um aus anerzogenen Vorurtheilen in die Existenz zu kommen, die ihnen wünschenswerth ist. Doch systematisch verfährt man heutigen Tags in den gesellschaftlichen Beziehungen nicht mehr; die Familie und das Haus sind keine Jnstitution mehr von so abgeschlossener und auf sich selbst beruhender Bedeutung, wie etwa der Staat in frühern Zeiten, wo diejenigen, welche ihn nicht brauchten, froh waren, ihn zu umgehen. Wenn man sieht, wie das Haus und die Familie in das gesellschaftliche Zusammenleben jezt nur noch eine Ergänzung unsrer

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/34>, abgerufen am 21.11.2024.