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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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die Philosophie muß über den Staat eine Meinung haben, sie muß sich doch für äußere Formen und dauernde Gesetze erklären; man verlangt ja eben so gut einen Staat von ihr, wie eine Kirche und eine Logik, ihr Ziel muß also von Haus aus konservativ seyn. Es kann einige Fragen geben, was die Verwaltung und Gesetzgebung betrifft, wo die Philosophie sich den herrschenden Grundsätzen nicht fügt, allein in der Hauptsache haben wir auch hier das gleiche Resultat, wie auf den beiden vorigen Stufen. Die Tonangabe zu den politischen Debatten unserer Zeit kömmt von der Philosophie nicht her; sie ist zu sehr Dogmatismus, um negativen Richtungen die Fahne voranzutragen.

Mag sich nun die Philosophie hier im Recht oder Unrecht befinden, so werden wir das wohl zugestehen müssen, daß sie keine besonders großartige Rolle spielt und sich in einer ihrer hohen Aufgaben nicht angemessenen Lage mehr befindet. Sie gleicht einem Fürsten, der sich im Jnkognito eines gewöhnlichen Ueberrockes ohne Stern unter das Volk mischt. All' ihre Kraft ist entweder in ihren eigenen Schooß zurückgedrängt oder sie benuzt sie nur zum Kampfe gegen die Katheder, gegen die Kollegen, die sich in diesem oder jenem wissenschaftlichen Bereiche, in der Thierarzneikunde, in der Landwirthschaftslehre einem allzu krassen Empirismus ergeben. Da ist allerdings die heutige Philosophie in voller Windmühlenthätigkeit und schrotet mit den

die Philosophie muß über den Staat eine Meinung haben, sie muß sich doch für äußere Formen und dauernde Gesetze erklären; man verlangt ja eben so gut einen Staat von ihr, wie eine Kirche und eine Logik, ihr Ziel muß also von Haus aus konservativ seyn. Es kann einige Fragen geben, was die Verwaltung und Gesetzgebung betrifft, wo die Philosophie sich den herrschenden Grundsätzen nicht fügt, allein in der Hauptsache haben wir auch hier das gleiche Resultat, wie auf den beiden vorigen Stufen. Die Tonangabe zu den politischen Debatten unserer Zeit kömmt von der Philosophie nicht her; sie ist zu sehr Dogmatismus, um negativen Richtungen die Fahne voranzutragen.

Mag sich nun die Philosophie hier im Recht oder Unrecht befinden, so werden wir das wohl zugestehen müssen, daß sie keine besonders großartige Rolle spielt und sich in einer ihrer hohen Aufgaben nicht angemessenen Lage mehr befindet. Sie gleicht einem Fürsten, der sich im Jnkognito eines gewöhnlichen Ueberrockes ohne Stern unter das Volk mischt. All’ ihre Kraft ist entweder in ihren eigenen Schooß zurückgedrängt oder sie benuzt sie nur zum Kampfe gegen die Katheder, gegen die Kollegen, die sich in diesem oder jenem wissenschaftlichen Bereiche, in der Thierarzneikunde, in der Landwirthschaftslehre einem allzu krassen Empirismus ergeben. Da ist allerdings die heutige Philosophie in voller Windmühlenthätigkeit und schrotet mit den

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[364/0366] die Philosophie muß über den Staat eine Meinung haben, sie muß sich doch für äußere Formen und dauernde Gesetze erklären; man verlangt ja eben so gut einen Staat von ihr, wie eine Kirche und eine Logik, ihr Ziel muß also von Haus aus konservativ seyn. Es kann einige Fragen geben, was die Verwaltung und Gesetzgebung betrifft, wo die Philosophie sich den herrschenden Grundsätzen nicht fügt, allein in der Hauptsache haben wir auch hier das gleiche Resultat, wie auf den beiden vorigen Stufen. Die Tonangabe zu den politischen Debatten unserer Zeit kömmt von der Philosophie nicht her; sie ist zu sehr Dogmatismus, um negativen Richtungen die Fahne voranzutragen. Mag sich nun die Philosophie hier im Recht oder Unrecht befinden, so werden wir das wohl zugestehen müssen, daß sie keine besonders großartige Rolle spielt und sich in einer ihrer hohen Aufgaben nicht angemessenen Lage mehr befindet. Sie gleicht einem Fürsten, der sich im Jnkognito eines gewöhnlichen Ueberrockes ohne Stern unter das Volk mischt. All’ ihre Kraft ist entweder in ihren eigenen Schooß zurückgedrängt oder sie benuzt sie nur zum Kampfe gegen die Katheder, gegen die Kollegen, die sich in diesem oder jenem wissenschaftlichen Bereiche, in der Thierarzneikunde, in der Landwirthschaftslehre einem allzu krassen Empirismus ergeben. Da ist allerdings die heutige Philosophie in voller Windmühlenthätigkeit und schrotet mit den

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/366>, abgerufen am 22.11.2024.