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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Was die nächste Zukunft zu lösen hat, und wie sie es zu lösen hat, können wir vielleicht durch eine intelligente und vorurtheilsfreie Philosophie erfahren; aber sie selbst wird sich nicht an die Spitze der Bewegung stellen. Unsere Zeit ist nur ein Mittelglied in einer Kette von Gewesenen und Kommenden, wir bilden den Uebergang aus Feindlichem in Feindliches, wir können überall die Punkte bestimmen, wo die Jnteressen in Konflikt gerathen müssen, wo es zur Zündung der sich begegnenden Brennstoffe kommen muß, nicht aber einen Punkt, wo sich eine friedliche Beilegung denken ließe; ja wo sie sich denken ließe, wüßten wir schon; allein, wo sie auch wirklich eintreten wird, das liegt nicht in unserer Hand. Alle Tendenzen, die wir sich durchkreuzen sehen, haben einmal ihren ursprünglichen Stoß erhalten und müssen die nachhaltige Kraft desselben in sich ablaufen; griffen wir hinein, um einer der Kugeln eine willkürliche Richtung zu geben, wer weiß, ob wir die Verwirrung nicht vergrößerten? Es wäre trostlos, wenn wir hie und da nicht einen Frieden oder einen Waffenstillstand ahneten, wenn wir nicht Grenzen sähen, an welchen dieser oder jener Jrrthum vor unsern sichtlichen Augen scheitern muß; allein daß die Philosophie den Streit versöhne, davon sind wir so weit entfernt, daß vielmehr Weisheit da nur hinderlich seyn würde, wo der Friede die Folge eines gestillten eigennützigen Bedürfnisses seyn wird. Wir haben Meinungen und

Was die nächste Zukunft zu lösen hat, und wie sie es zu lösen hat, können wir vielleicht durch eine intelligente und vorurtheilsfreie Philosophie erfahren; aber sie selbst wird sich nicht an die Spitze der Bewegung stellen. Unsere Zeit ist nur ein Mittelglied in einer Kette von Gewesenen und Kommenden, wir bilden den Uebergang aus Feindlichem in Feindliches, wir können überall die Punkte bestimmen, wo die Jnteressen in Konflikt gerathen müssen, wo es zur Zündung der sich begegnenden Brennstoffe kommen muß, nicht aber einen Punkt, wo sich eine friedliche Beilegung denken ließe; ja wo sie sich denken ließe, wüßten wir schon; allein, wo sie auch wirklich eintreten wird, das liegt nicht in unserer Hand. Alle Tendenzen, die wir sich durchkreuzen sehen, haben einmal ihren ursprünglichen Stoß erhalten und müssen die nachhaltige Kraft desselben in sich ablaufen; griffen wir hinein, um einer der Kugeln eine willkürliche Richtung zu geben, wer weiß, ob wir die Verwirrung nicht vergrößerten? Es wäre trostlos, wenn wir hie und da nicht einen Frieden oder einen Waffenstillstand ahneten, wenn wir nicht Grenzen sähen, an welchen dieser oder jener Jrrthum vor unsern sichtlichen Augen scheitern muß; allein daß die Philosophie den Streit versöhne, davon sind wir so weit entfernt, daß vielmehr Weisheit da nur hinderlich seyn würde, wo der Friede die Folge eines gestillten eigennützigen Bedürfnisses seyn wird. Wir haben Meinungen und

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[366/0368] Was die nächste Zukunft zu lösen hat, und wie sie es zu lösen hat, können wir vielleicht durch eine intelligente und vorurtheilsfreie Philosophie erfahren; aber sie selbst wird sich nicht an die Spitze der Bewegung stellen. Unsere Zeit ist nur ein Mittelglied in einer Kette von Gewesenen und Kommenden, wir bilden den Uebergang aus Feindlichem in Feindliches, wir können überall die Punkte bestimmen, wo die Jnteressen in Konflikt gerathen müssen, wo es zur Zündung der sich begegnenden Brennstoffe kommen muß, nicht aber einen Punkt, wo sich eine friedliche Beilegung denken ließe; ja wo sie sich denken ließe, wüßten wir schon; allein, wo sie auch wirklich eintreten wird, das liegt nicht in unserer Hand. Alle Tendenzen, die wir sich durchkreuzen sehen, haben einmal ihren ursprünglichen Stoß erhalten und müssen die nachhaltige Kraft desselben in sich ablaufen; griffen wir hinein, um einer der Kugeln eine willkürliche Richtung zu geben, wer weiß, ob wir die Verwirrung nicht vergrößerten? Es wäre trostlos, wenn wir hie und da nicht einen Frieden oder einen Waffenstillstand ahneten, wenn wir nicht Grenzen sähen, an welchen dieser oder jener Jrrthum vor unsern sichtlichen Augen scheitern muß; allein daß die Philosophie den Streit versöhne, davon sind wir so weit entfernt, daß vielmehr Weisheit da nur hinderlich seyn würde, wo der Friede die Folge eines gestillten eigennützigen Bedürfnisses seyn wird. Wir haben Meinungen und

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/368>, abgerufen am 22.11.2024.