Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.bauen und dort noch einen gothischen Thurm zu lassen, in welchem z. B. die Universitätseulen von Oxford und Cambridge noch immer Gelegenheit nehmen werden, sich einzunisten. Die englische Aristokratie wird ihre Pfründen, ihre Privilegien, diese Waffen, mit welchen sie das Volksinteresse bekämpfen, selbst, wenn sie zu den Whigs gehören, strecken müssen. Die Engländer werden einsehen, daß sie ihre vormittägigen Sonntagsbetstunden, ihre goldgepreßten Gebetbücher und ihre prüden gesellschaftlichen Vorurtheile, wenn sie einmal darauf etwas geben, auch dann noch beibehalten können, wenn sie sich der Last einer Priesterschaft, die vom Krämersohn bis zum Erzbischof von Canterbury hinaufsteigt, und alle Jntoleranz und Tyrannei der homines novi besizt, entledigt. Man kann nicht annehmen, daß im Hintergrunde der englischen Debatten jezt noch friedliche Beruhigungen, durchgesezte Bills und bloß die Majoritäten liegen, sondern es muß ein Kampf um Seyn und Nichtseyn werden, der vielleicht das Gute hat, daß er nicht blutig wird, daß er nicht im Jnteresse der Proletärs geführt wird, und daß er überhaupt in Europa nicht zur Erweckung der Leidenschaften, sondern zur Aufklärung der Meinungen und zur Berichtigung grassirender Jrrthümer dienen wird. Eine Bürgschaft, daß die englische Politik weit eher als die französische im Stande ist, auf die Entschließung der Bevorrechteten des Continents zu bauen und dort noch einen gothischen Thurm zu lassen, in welchem z. B. die Universitätseulen von Oxford und Cambridge noch immer Gelegenheit nehmen werden, sich einzunisten. Die englische Aristokratie wird ihre Pfründen, ihre Privilegien, diese Waffen, mit welchen sie das Volksinteresse bekämpfen, selbst, wenn sie zu den Whigs gehören, strecken müssen. Die Engländer werden einsehen, daß sie ihre vormittägigen Sonntagsbetstunden, ihre goldgepreßten Gebetbücher und ihre prüden gesellschaftlichen Vorurtheile, wenn sie einmal darauf etwas geben, auch dann noch beibehalten können, wenn sie sich der Last einer Priesterschaft, die vom Krämersohn bis zum Erzbischof von Canterbury hinaufsteigt, und alle Jntoleranz und Tyrannei der homines novi besizt, entledigt. Man kann nicht annehmen, daß im Hintergrunde der englischen Debatten jezt noch friedliche Beruhigungen, durchgesezte Bills und bloß die Majoritäten liegen, sondern es muß ein Kampf um Seyn und Nichtseyn werden, der vielleicht das Gute hat, daß er nicht blutig wird, daß er nicht im Jnteresse der Proletärs geführt wird, und daß er überhaupt in Europa nicht zur Erweckung der Leidenschaften, sondern zur Aufklärung der Meinungen und zur Berichtigung grassirender Jrrthümer dienen wird. Eine Bürgschaft, daß die englische Politik weit eher als die französische im Stande ist, auf die Entschließung der Bevorrechteten des Continents zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0413" n="411"/> bauen und dort noch einen gothischen Thurm zu lassen, in welchem z. B. die Universitätseulen von Oxford und Cambridge noch immer Gelegenheit nehmen werden, sich einzunisten. Die englische Aristokratie wird ihre Pfründen, ihre Privilegien, diese Waffen, mit welchen sie das Volksinteresse bekämpfen, selbst, wenn sie zu den Whigs gehören, strecken müssen. Die Engländer werden einsehen, daß sie ihre vormittägigen Sonntagsbetstunden, ihre goldgepreßten Gebetbücher und ihre prüden gesellschaftlichen Vorurtheile, wenn sie einmal darauf etwas geben, auch dann noch beibehalten können, wenn sie sich der Last einer Priesterschaft, die vom Krämersohn bis zum Erzbischof von Canterbury hinaufsteigt, und alle Jntoleranz und Tyrannei der <hi rendition="#aq">homines novi</hi> besizt, entledigt. Man kann nicht annehmen, daß im Hintergrunde der englischen Debatten jezt noch friedliche Beruhigungen, durchgesezte Bills und bloß die Majoritäten liegen, sondern es muß ein Kampf um Seyn und Nichtseyn werden, der vielleicht das Gute hat, daß er nicht blutig wird, daß er nicht im Jnteresse der Proletärs geführt wird, und daß er überhaupt in Europa nicht zur Erweckung der Leidenschaften, sondern zur Aufklärung der Meinungen und zur Berichtigung grassirender Jrrthümer dienen wird.</p> <p>Eine Bürgschaft, daß die englische Politik weit eher als die französische im Stande ist, auf die Entschließung der Bevorrechteten des Continents zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [411/0413]
bauen und dort noch einen gothischen Thurm zu lassen, in welchem z. B. die Universitätseulen von Oxford und Cambridge noch immer Gelegenheit nehmen werden, sich einzunisten. Die englische Aristokratie wird ihre Pfründen, ihre Privilegien, diese Waffen, mit welchen sie das Volksinteresse bekämpfen, selbst, wenn sie zu den Whigs gehören, strecken müssen. Die Engländer werden einsehen, daß sie ihre vormittägigen Sonntagsbetstunden, ihre goldgepreßten Gebetbücher und ihre prüden gesellschaftlichen Vorurtheile, wenn sie einmal darauf etwas geben, auch dann noch beibehalten können, wenn sie sich der Last einer Priesterschaft, die vom Krämersohn bis zum Erzbischof von Canterbury hinaufsteigt, und alle Jntoleranz und Tyrannei der homines novi besizt, entledigt. Man kann nicht annehmen, daß im Hintergrunde der englischen Debatten jezt noch friedliche Beruhigungen, durchgesezte Bills und bloß die Majoritäten liegen, sondern es muß ein Kampf um Seyn und Nichtseyn werden, der vielleicht das Gute hat, daß er nicht blutig wird, daß er nicht im Jnteresse der Proletärs geführt wird, und daß er überhaupt in Europa nicht zur Erweckung der Leidenschaften, sondern zur Aufklärung der Meinungen und zur Berichtigung grassirender Jrrthümer dienen wird.
Eine Bürgschaft, daß die englische Politik weit eher als die französische im Stande ist, auf die Entschließung der Bevorrechteten des Continents zu
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