Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.war ein dritter Husaren-Offizier, der heute Abend im Begriff war, eine Reise über Florenz, Rom, an den entzückenden Meerbusen von Neapel zu machen, der junge Graf S., einer der liebenswürdigsten und elegantesten Offiziere seines Regiments, ein guter Kamerad, tüchtiger Reiter, von unerschöpflich guter Laune, jeden Augenblick bereit, tausend lustige Einfälle Preis zu geben, und durch diese guten Eigenschaften l'enfant gate des ganzen Regiments. Wenn ich mißgünstig wäre, sagte einer der Husaren, so würde ich dich ungeheuer beneiden, Alfons, im Besitz eines zweimonatlichen Urlaubs, die gepackte Kalesche vor dem Hause, gute Wechsel in der Brieftasche und nun nach diesem wirklich famosen Diner sich einzuschwingen und beschauend und verdauend bei dem herrlichen Frühlingsabend dahin zu rollen -- es ist ein beneidenswerthes Loos. Allerdings! lachte Graf S., indem er ein gefülltes Glas Champagner so hoch emporhielt, daß der letzte Sonnen-Reflex es vergoldete, allerdings, aber ihr hättet ja von der Partie sein können, es war das ja eigentlich seit längerer Zeit schon abgesprochen. Ja wohl, ja wohl, seufzte der Andere, aber: Was ist das Leben ohn' Liebesglanz? -- Und dieser Liebesglanz, meinte der dritte Husar, hat deine Wechsel vollkommen aufgezehrt. Unsere Wechsel, wolltest du sagen! entgegnete der Andere, denn dir, lieber Bruder, ist es nicht besser war ein dritter Husaren-Offizier, der heute Abend im Begriff war, eine Reise über Florenz, Rom, an den entzückenden Meerbusen von Neapel zu machen, der junge Graf S., einer der liebenswürdigsten und elegantesten Offiziere seines Regiments, ein guter Kamerad, tüchtiger Reiter, von unerschöpflich guter Laune, jeden Augenblick bereit, tausend lustige Einfälle Preis zu geben, und durch diese guten Eigenschaften l’enfant gate des ganzen Regiments. Wenn ich mißgünstig wäre, sagte einer der Husaren, so würde ich dich ungeheuer beneiden, Alfons, im Besitz eines zweimonatlichen Urlaubs, die gepackte Kalesche vor dem Hause, gute Wechsel in der Brieftasche und nun nach diesem wirklich famosen Diner sich einzuschwingen und beschauend und verdauend bei dem herrlichen Frühlingsabend dahin zu rollen — es ist ein beneidenswerthes Loos. Allerdings! lachte Graf S., indem er ein gefülltes Glas Champagner so hoch emporhielt, daß der letzte Sonnen-Reflex es vergoldete, allerdings, aber ihr hättet ja von der Partie sein können, es war das ja eigentlich seit längerer Zeit schon abgesprochen. Ja wohl, ja wohl, seufzte der Andere, aber: Was ist das Leben ohn’ Liebesglanz? — Und dieser Liebesglanz, meinte der dritte Husar, hat deine Wechsel vollkommen aufgezehrt. Unsere Wechsel, wolltest du sagen! entgegnete der Andere, denn dir, lieber Bruder, ist es nicht besser <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0009"/> war ein dritter Husaren-Offizier, der heute Abend im Begriff war, eine Reise über Florenz, Rom, an den entzückenden Meerbusen von Neapel zu machen, der junge Graf S., einer der liebenswürdigsten und elegantesten Offiziere seines Regiments, ein guter Kamerad, tüchtiger Reiter, von unerschöpflich guter Laune, jeden Augenblick bereit, tausend lustige Einfälle Preis zu geben, und durch diese guten Eigenschaften l’enfant gate des ganzen Regiments. </p><lb/> <p>Wenn ich mißgünstig wäre, sagte einer der Husaren, so würde ich dich ungeheuer beneiden, Alfons, im Besitz eines zweimonatlichen Urlaubs, die gepackte Kalesche vor dem Hause, gute Wechsel in der Brieftasche und nun nach diesem wirklich famosen Diner sich einzuschwingen und beschauend und verdauend bei dem herrlichen Frühlingsabend dahin zu rollen — es ist ein beneidenswerthes Loos. </p><lb/> <p>Allerdings! lachte Graf S., indem er ein gefülltes Glas Champagner so hoch emporhielt, daß der letzte Sonnen-Reflex es vergoldete, allerdings, aber ihr hättet ja von der Partie sein können, es war das ja eigentlich seit längerer Zeit schon abgesprochen. </p><lb/> <p>Ja wohl, ja wohl, seufzte der Andere, aber: Was ist das Leben ohn’ Liebesglanz? —</p><lb/> <p>Und dieser Liebesglanz, meinte der dritte Husar, hat deine Wechsel vollkommen aufgezehrt.</p><lb/> <p>Unsere Wechsel, wolltest du sagen! entgegnete der Andere, denn dir, lieber Bruder, ist es nicht besser<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0009]
war ein dritter Husaren-Offizier, der heute Abend im Begriff war, eine Reise über Florenz, Rom, an den entzückenden Meerbusen von Neapel zu machen, der junge Graf S., einer der liebenswürdigsten und elegantesten Offiziere seines Regiments, ein guter Kamerad, tüchtiger Reiter, von unerschöpflich guter Laune, jeden Augenblick bereit, tausend lustige Einfälle Preis zu geben, und durch diese guten Eigenschaften l’enfant gate des ganzen Regiments.
Wenn ich mißgünstig wäre, sagte einer der Husaren, so würde ich dich ungeheuer beneiden, Alfons, im Besitz eines zweimonatlichen Urlaubs, die gepackte Kalesche vor dem Hause, gute Wechsel in der Brieftasche und nun nach diesem wirklich famosen Diner sich einzuschwingen und beschauend und verdauend bei dem herrlichen Frühlingsabend dahin zu rollen — es ist ein beneidenswerthes Loos.
Allerdings! lachte Graf S., indem er ein gefülltes Glas Champagner so hoch emporhielt, daß der letzte Sonnen-Reflex es vergoldete, allerdings, aber ihr hättet ja von der Partie sein können, es war das ja eigentlich seit längerer Zeit schon abgesprochen.
Ja wohl, ja wohl, seufzte der Andere, aber: Was ist das Leben ohn’ Liebesglanz? —
Und dieser Liebesglanz, meinte der dritte Husar, hat deine Wechsel vollkommen aufgezehrt.
Unsere Wechsel, wolltest du sagen! entgegnete der Andere, denn dir, lieber Bruder, ist es nicht besser
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Zitationshilfe: | Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/9>, abgerufen am 16.07.2024. |