gestaltet haben mag, werden wir weiter unten zu erklären versuchen. Theilweis zeigt es uns die Embryologie.
Wir nehmen endlich an, dass alle jetzt lebenden Organismen- Formen und alle, welche jemals die Erde bewohnt haben, die Nach- kommen einer geringen Anzahl verschiedener Moneren sind, und dass jede der Hauptgruppen der Organismen-Welt, welche wir unter dem Namen Stamm oder Phylon als eine zusammengehörige genealogische Einheit aufstellen, einer besonderen Moneren-Art ihre Entstehung ver- dankt. Wir nehmen also z. B. eine bestimmte Moneren-Art als die gemeinsame Stammform aller Wirbelthiere an, eine andere als die ge- meinsame Stammform aller Coelenteraten, eine andere als die gemein- same Stammform aller Diatomeen etc. Nach unserer Ansicht ist es das Wahrscheinlichste, dass jeder dieser Hauptstämme oder Phylen des Thier- und Pflanzenreichs sich aus einer eigenen Moneren-Stamm- form entwickelt habe, (wofür unten die Gründe angeführt werden sollen), wodurch wir jedoch keineswegs die Möglichkeit ausschliessen wollen, dass alle diese verschiedenen Moneren ihre Verschiedenheit erst durch Differenzirung aus einer einzigen gemeinsamen Ur-Moneren- form erlangt haben. Fragen wir nach der Verschiedenheit der ver- schiedenen Moneren, so kann diese, da wir uns alle Moneren als durchaus homogene und formlose Eiweiss-Individuen (Plasma-Klumpen) vorstellen, nur gefunden werden in leichten Differenzen der chemischen Zusammensetzung, an denen ja gerade die Eiweisskörper, die allen analytischen Bemühungen der Chemiker so standhaft Trotz bieten, so ausserordentlich reich sind. Vielleicht waren es ganz geringe Differenzen in den Mischungsverhältnissen der zusammensetzenden Grundstoffe, und besonders des Kohlenstoffs, vielleicht unbedeutende Beimischungen von Schwefel oder von Phosphor, oder von verschiedenen Salzen (wie wir sie in so räthselhafter und unbestimmter Weise bei so vielen Eiweiss- körpern vorfinden), welche die physiologischen Differenzen der ver- schiedenen Moneren, und damit die Verschiedenheit der aus ihnen sich entwickelnden Stämme bedingten, welche nachher als Stockpflanzen, Diatomeen, Rhizopoden, Coelenteraten, Wirbelthiere etc. so weit aus einandergingen.
Indem wir hier zum ersten Male den gewagten Versuch unternehmen, eine Hypothese der Autogonie in ihren allgemeinsten Grundzügen aufzu- stellen, sind wir uns der damit verbundenen Gefahren wohl bewusst, und vermeiden es absichtlich, auf diesem noch gänzlich unbetretenen Gebiete der Naturerkenntniss unsere subjectiven Vorstellungen näher zu präcisiren. Wir sind aber zu diesem Versuche ebenso berechtigt als verpflichtet durch die mit unserem Erkenntnissvermögen unzertrennlich verbundene und be- ständig tief empfundene Nothwendigkeit, die weit klaffende Lücke, welche zwischen der allgemein angenommenen Erdbildungs-Theorie von Kant und
IV. Selbstzeugung oder Autogonie.
gestaltet haben mag, werden wir weiter unten zu erklären versuchen. Theilweis zeigt es uns die Embryologie.
Wir nehmen endlich an, dass alle jetzt lebenden Organismen- Formen und alle, welche jemals die Erde bewohnt haben, die Nach- kommen einer geringen Anzahl verschiedener Moneren sind, und dass jede der Hauptgruppen der Organismen-Welt, welche wir unter dem Namen Stamm oder Phylon als eine zusammengehörige genealogische Einheit aufstellen, einer besonderen Moneren-Art ihre Entstehung ver- dankt. Wir nehmen also z. B. eine bestimmte Moneren-Art als die gemeinsame Stammform aller Wirbelthiere an, eine andere als die ge- meinsame Stammform aller Coelenteraten, eine andere als die gemein- same Stammform aller Diatomeen etc. Nach unserer Ansicht ist es das Wahrscheinlichste, dass jeder dieser Hauptstämme oder Phylen des Thier- und Pflanzenreichs sich aus einer eigenen Moneren-Stamm- form entwickelt habe, (wofür unten die Gründe angeführt werden sollen), wodurch wir jedoch keineswegs die Möglichkeit ausschliessen wollen, dass alle diese verschiedenen Moneren ihre Verschiedenheit erst durch Differenzirung aus einer einzigen gemeinsamen Ur-Moneren- form erlangt haben. Fragen wir nach der Verschiedenheit der ver- schiedenen Moneren, so kann diese, da wir uns alle Moneren als durchaus homogene und formlose Eiweiss-Individuen (Plasma-Klumpen) vorstellen, nur gefunden werden in leichten Differenzen der chemischen Zusammensetzung, an denen ja gerade die Eiweisskörper, die allen analytischen Bemühungen der Chemiker so standhaft Trotz bieten, so ausserordentlich reich sind. Vielleicht waren es ganz geringe Differenzen in den Mischungsverhältnissen der zusammensetzenden Grundstoffe, und besonders des Kohlenstoffs, vielleicht unbedeutende Beimischungen von Schwefel oder von Phosphor, oder von verschiedenen Salzen (wie wir sie in so räthselhafter und unbestimmter Weise bei so vielen Eiweiss- körpern vorfinden), welche die physiologischen Differenzen der ver- schiedenen Moneren, und damit die Verschiedenheit der aus ihnen sich entwickelnden Stämme bedingten, welche nachher als Stockpflanzen, Diatomeen, Rhizopoden, Coelenteraten, Wirbelthiere etc. so weit aus einandergingen.
Indem wir hier zum ersten Male den gewagten Versuch unternehmen, eine Hypothese der Autogonie in ihren allgemeinsten Grundzügen aufzu- stellen, sind wir uns der damit verbundenen Gefahren wohl bewusst, und vermeiden es absichtlich, auf diesem noch gänzlich unbetretenen Gebiete der Naturerkenntniss unsere subjectiven Vorstellungen näher zu präcisiren. Wir sind aber zu diesem Versuche ebenso berechtigt als verpflichtet durch die mit unserem Erkenntnissvermögen unzertrennlich verbundene und be- ständig tief empfundene Nothwendigkeit, die weit klaffende Lücke, welche zwischen der allgemein angenommenen Erdbildungs-Theorie von Kant und
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IV. Selbstzeugung oder Autogonie.
gestaltet haben mag, werden wir weiter unten zu erklären versuchen.
Theilweis zeigt es uns die Embryologie.
Wir nehmen endlich an, dass alle jetzt lebenden Organismen-
Formen und alle, welche jemals die Erde bewohnt haben, die Nach-
kommen einer geringen Anzahl verschiedener Moneren sind, und dass
jede der Hauptgruppen der Organismen-Welt, welche wir unter dem
Namen Stamm oder Phylon als eine zusammengehörige genealogische
Einheit aufstellen, einer besonderen Moneren-Art ihre Entstehung ver-
dankt. Wir nehmen also z. B. eine bestimmte Moneren-Art als die
gemeinsame Stammform aller Wirbelthiere an, eine andere als die ge-
meinsame Stammform aller Coelenteraten, eine andere als die gemein-
same Stammform aller Diatomeen etc. Nach unserer Ansicht ist es
das Wahrscheinlichste, dass jeder dieser Hauptstämme oder Phylen
des Thier- und Pflanzenreichs sich aus einer eigenen Moneren-Stamm-
form entwickelt habe, (wofür unten die Gründe angeführt werden
sollen), wodurch wir jedoch keineswegs die Möglichkeit ausschliessen
wollen, dass alle diese verschiedenen Moneren ihre Verschiedenheit
erst durch Differenzirung aus einer einzigen gemeinsamen Ur-Moneren-
form erlangt haben. Fragen wir nach der Verschiedenheit der ver-
schiedenen Moneren, so kann diese, da wir uns alle Moneren als
durchaus homogene und formlose Eiweiss-Individuen (Plasma-Klumpen)
vorstellen, nur gefunden werden in leichten Differenzen der chemischen
Zusammensetzung, an denen ja gerade die Eiweisskörper, die allen
analytischen Bemühungen der Chemiker so standhaft Trotz bieten, so
ausserordentlich reich sind. Vielleicht waren es ganz geringe Differenzen
in den Mischungsverhältnissen der zusammensetzenden Grundstoffe, und
besonders des Kohlenstoffs, vielleicht unbedeutende Beimischungen von
Schwefel oder von Phosphor, oder von verschiedenen Salzen (wie wir
sie in so räthselhafter und unbestimmter Weise bei so vielen Eiweiss-
körpern vorfinden), welche die physiologischen Differenzen der ver-
schiedenen Moneren, und damit die Verschiedenheit der aus ihnen sich
entwickelnden Stämme bedingten, welche nachher als Stockpflanzen,
Diatomeen, Rhizopoden, Coelenteraten, Wirbelthiere etc. so weit aus
einandergingen.
Indem wir hier zum ersten Male den gewagten Versuch unternehmen,
eine Hypothese der Autogonie in ihren allgemeinsten Grundzügen aufzu-
stellen, sind wir uns der damit verbundenen Gefahren wohl bewusst, und
vermeiden es absichtlich, auf diesem noch gänzlich unbetretenen Gebiete
der Naturerkenntniss unsere subjectiven Vorstellungen näher zu präcisiren.
Wir sind aber zu diesem Versuche ebenso berechtigt als verpflichtet durch
die mit unserem Erkenntnissvermögen unzertrennlich verbundene und be-
ständig tief empfundene Nothwendigkeit, die weit klaffende Lücke, welche
zwischen der allgemein angenommenen Erdbildungs-Theorie von Kant und
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/224>, abgerufen am 26.11.2024.
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