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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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VI. Character des Thierreiches.
Membran). Sehr häufig, und allgemein in den entwickelten Personen,
vereinigen sich bei den Thieren mehrere Nacktzellen zur Bildung von
Zellstöcken (Nervenfasern, Muskelfasern), was bei den Pflanzen nur
bei der Bildung der Milchsaftgefässe und der Spiralgefässe geschieht.
Daher verliert bei den Thieren stets wenigstens ein Theil der Zellen
ihre individuelle Selbstständigkeit, während sie dieselbe in den Pflan-
zen meist behalten. Ueberhaupt erreicht die Entwickelung der "Ge-
webe"
durch Differenzirung der Zellen bei den Thieren einen weit
höheren Grad, als bei den Protisten und Pflanzen. Bei allen ent-
wickelten Thieren kann man vier Gruppen von Geweben unter-
scheiden: I. Epithelialgewebe, II. Bindegewebe, III. Muskelgewebe,
IV. Nervengewebe. Die Organe der Thiere sind, entsprechend ihren
mannichfaltigen Functionen, äusserst mannichfaltig entwickelt. Es lassen
sich bei allen entwickelten Thieren in morphologischer Hinsicht zahl-
reiche verschiedene, und in physiologischer Hinsicht allgemein vier
Gruppen von Organen
unterscheiden: I. Ernährungs-Organe (Werk-
zeuge der Verdauung, Circulation, Respiration), II. Fortpflanzungs-
Organe (Geschlechts-Werkzeuge), III. Locomotions- oder Bewegungs-
Organe (Muskeln), IV. Beziehungs-Organe oder Nerven (Organe der
Sinnesempfindung, der Willensbewegung und des Denkens). Die In-
dividualitäten sechster Ordnung, welche bei den Pflanzen als Stöcke
(Cormi) so allgemein und hoch entwickelt sind, treten als solche con-
tinuirlich zusammenhängende Raumeinheiten nur bei den unvollkomme-
neren Stämmen der Thiere auf, allermeist nur bei festsitzenden For-
men des Thierreichs, da hiermit nicht die freie Bewegung der Indivi-
duen fünfter Ordnung, der Personen, verträglich ist, welche bei den
Thieren ganz vorwiegend entwickelt sind. Statt dessen finden wir bei
den Thieren sehr allgemein Polymorphismus freier Personen, und die
Bildung von Staaten (Heerden etc.), welche sich von den realen Ein-
heiten der Stöcke dadurch unterscheiden, dass die einzelnen Personen
nur ideal zur Einheit des Ganzen verbunden sind.

Bb. Character der thierischen Grundformen.

Die Thiere zeichnen sich sowohl vor den Protisten als vor den
Pflanzen hinsichtlich ihrer Grundformen dadurch aus, dass bei ihnen
allgemein die Zeugiten-Form, und zwar gewöhnlich die Eudi-
pleuren-Form,
die herrschende ist, die Grundform also der halben
amphithecten Pyramide (sogenannte "bilaterale Symmetrie"), welche bei
den Pflanzen meist nur in den höheren Formen, bei den Protisten
aber überhaupt selten vorkommt. Die physiologischen Individualitäten
der Thiere, welche meist durch morphologische Individuen fünfter
Ordnung oder Personen repräsentirt werden, zeichnen sich meist
durch sehr verwickelte äussere Formen aus, unter denen gewöhnlich

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VI. Character des Thierreiches.
Membran). Sehr häufig, und allgemein in den entwickelten Personen,
vereinigen sich bei den Thieren mehrere Nacktzellen zur Bildung von
Zellstöcken (Nervenfasern, Muskelfasern), was bei den Pflanzen nur
bei der Bildung der Milchsaftgefässe und der Spiralgefässe geschieht.
Daher verliert bei den Thieren stets wenigstens ein Theil der Zellen
ihre individuelle Selbstständigkeit, während sie dieselbe in den Pflan-
zen meist behalten. Ueberhaupt erreicht die Entwickelung der „Ge-
webe“
durch Differenzirung der Zellen bei den Thieren einen weit
höheren Grad, als bei den Protisten und Pflanzen. Bei allen ent-
wickelten Thieren kann man vier Gruppen von Geweben unter-
scheiden: I. Epithelialgewebe, II. Bindegewebe, III. Muskelgewebe,
IV. Nervengewebe. Die Organe der Thiere sind, entsprechend ihren
mannichfaltigen Functionen, äusserst mannichfaltig entwickelt. Es lassen
sich bei allen entwickelten Thieren in morphologischer Hinsicht zahl-
reiche verschiedene, und in physiologischer Hinsicht allgemein vier
Gruppen von Organen
unterscheiden: I. Ernährungs-Organe (Werk-
zeuge der Verdauung, Circulation, Respiration), II. Fortpflanzungs-
Organe (Geschlechts-Werkzeuge), III. Locomotions- oder Bewegungs-
Organe (Muskeln), IV. Beziehungs-Organe oder Nerven (Organe der
Sinnesempfindung, der Willensbewegung und des Denkens). Die In-
dividualitäten sechster Ordnung, welche bei den Pflanzen als Stöcke
(Cormi) so allgemein und hoch entwickelt sind, treten als solche con-
tinuirlich zusammenhängende Raumeinheiten nur bei den unvollkomme-
neren Stämmen der Thiere auf, allermeist nur bei festsitzenden For-
men des Thierreichs, da hiermit nicht die freie Bewegung der Indivi-
duen fünfter Ordnung, der Personen, verträglich ist, welche bei den
Thieren ganz vorwiegend entwickelt sind. Statt dessen finden wir bei
den Thieren sehr allgemein Polymorphismus freier Personen, und die
Bildung von Staaten (Heerden etc.), welche sich von den realen Ein-
heiten der Stöcke dadurch unterscheiden, dass die einzelnen Personen
nur ideal zur Einheit des Ganzen verbunden sind.

Bb. Character der thierischen Grundformen.

Die Thiere zeichnen sich sowohl vor den Protisten als vor den
Pflanzen hinsichtlich ihrer Grundformen dadurch aus, dass bei ihnen
allgemein die Zeugiten-Form, und zwar gewöhnlich die Eudi-
pleuren-Form,
die herrschende ist, die Grundform also der halben
amphithecten Pyramide (sogenannte „bilaterale Symmetrie“), welche bei
den Pflanzen meist nur in den höheren Formen, bei den Protisten
aber überhaupt selten vorkommt. Die physiologischen Individualitäten
der Thiere, welche meist durch morphologische Individuen fünfter
Ordnung oder Personen repräsentirt werden, zeichnen sich meist
durch sehr verwickelte äussere Formen aus, unter denen gewöhnlich

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[211/0250] VI. Character des Thierreiches. Membran). Sehr häufig, und allgemein in den entwickelten Personen, vereinigen sich bei den Thieren mehrere Nacktzellen zur Bildung von Zellstöcken (Nervenfasern, Muskelfasern), was bei den Pflanzen nur bei der Bildung der Milchsaftgefässe und der Spiralgefässe geschieht. Daher verliert bei den Thieren stets wenigstens ein Theil der Zellen ihre individuelle Selbstständigkeit, während sie dieselbe in den Pflan- zen meist behalten. Ueberhaupt erreicht die Entwickelung der „Ge- webe“ durch Differenzirung der Zellen bei den Thieren einen weit höheren Grad, als bei den Protisten und Pflanzen. Bei allen ent- wickelten Thieren kann man vier Gruppen von Geweben unter- scheiden: I. Epithelialgewebe, II. Bindegewebe, III. Muskelgewebe, IV. Nervengewebe. Die Organe der Thiere sind, entsprechend ihren mannichfaltigen Functionen, äusserst mannichfaltig entwickelt. Es lassen sich bei allen entwickelten Thieren in morphologischer Hinsicht zahl- reiche verschiedene, und in physiologischer Hinsicht allgemein vier Gruppen von Organen unterscheiden: I. Ernährungs-Organe (Werk- zeuge der Verdauung, Circulation, Respiration), II. Fortpflanzungs- Organe (Geschlechts-Werkzeuge), III. Locomotions- oder Bewegungs- Organe (Muskeln), IV. Beziehungs-Organe oder Nerven (Organe der Sinnesempfindung, der Willensbewegung und des Denkens). Die In- dividualitäten sechster Ordnung, welche bei den Pflanzen als Stöcke (Cormi) so allgemein und hoch entwickelt sind, treten als solche con- tinuirlich zusammenhängende Raumeinheiten nur bei den unvollkomme- neren Stämmen der Thiere auf, allermeist nur bei festsitzenden For- men des Thierreichs, da hiermit nicht die freie Bewegung der Indivi- duen fünfter Ordnung, der Personen, verträglich ist, welche bei den Thieren ganz vorwiegend entwickelt sind. Statt dessen finden wir bei den Thieren sehr allgemein Polymorphismus freier Personen, und die Bildung von Staaten (Heerden etc.), welche sich von den realen Ein- heiten der Stöcke dadurch unterscheiden, dass die einzelnen Personen nur ideal zur Einheit des Ganzen verbunden sind. Bb. Character der thierischen Grundformen. Die Thiere zeichnen sich sowohl vor den Protisten als vor den Pflanzen hinsichtlich ihrer Grundformen dadurch aus, dass bei ihnen allgemein die Zeugiten-Form, und zwar gewöhnlich die Eudi- pleuren-Form, die herrschende ist, die Grundform also der halben amphithecten Pyramide (sogenannte „bilaterale Symmetrie“), welche bei den Pflanzen meist nur in den höheren Formen, bei den Protisten aber überhaupt selten vorkommt. Die physiologischen Individualitäten der Thiere, welche meist durch morphologische Individuen fünfter Ordnung oder Personen repräsentirt werden, zeichnen sich meist durch sehr verwickelte äussere Formen aus, unter denen gewöhnlich 14*

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/250>, abgerufen am 24.11.2024.