Bestandtheile der metamorphosirten Plastiden erscheinen, und ent- weder in ihrem Inneren oder auf ihrer Oberfläche, aber immer mit dem Plasma räumlich verbunden (adhaerent) auftreten, allgemein als Producte des Plasma oder Producte der Plastiden be- zeichnen.
Unter Producten der Plastiden oder des Plasma fassen wir dem- gemäss alle diejenigen Form-Bestandtheile der metamorphosirten Zelle vorhanden, welche von dem Plasma und dem Nucleus verschieden sind, mögen sie nun im Plasma eingeschlossen oder ausserhalb des- selben liegen. Demnach gehören hierher alle diejenigen Theile, welche man gewöhnlich in der thierischen und pflanzlichen Zellenlehre mit folgenden Namen zu belegen pflegt: 1. die "Zellenmembranen"; 2. die "Intercellularsubstanzen"; 3. der "Zellsaft"; 4. der "Zellinhalt", und noch verschiedene andere Theile, welche logischer Weise unter eine der erwähnten Kategorieen sich einreihen lassen.
Sämmtliche Producte des Plasma, mögen dieselben innerhalb oder ausserhalb des metamorphosirten Plasma getroffen werden, entstehen entweder durch Differenzirung des Plasma oder durch Aus- scheidung des Plasma. Der Unterschied zwischen beiden Entste- hungsweisen der Plasmaproducte liegt darin, dass im ersteren Falle die Substanz des Plasma selbst sich verändert und in den neuen Körper übergeht, während im letzteren Falle der Plasmakörper selbst unverändert bleibt und nicht in die Substanz des Productes übergeht. Als eine reine Differenzirung des Plasma würden wir z. B. die Entstehung der quergestreiften aus der homogenen Muskelsubstanz, die Bildung gewisser eiweissartiger Intercellularsubstanzen, und über- haupt allgemein die Entstehung der heterogenen und specifischen Plasmakörper der Epithelzellen, Nervenzellen, Drüsenzellen etc. aus den indifferenten Plasmakörpern der homogenen und indifferenten Embryonal-Zellen aufzufassen haben. Dagegen würden wir als eine Ausscheidung des Plasma z. B. die Bildung der Cuticulae, (der Chitinhäute etc.) der Cellulose-Membranen und eines grossen Theils der Intercellularsubstanzen, ferner im Innern der Plastiden die Bildung vieler nicht eiweissartiger Stoffe, z. B. der Stärkemehlkörner und an- derer Concretionen, der Krystalle etc. anzusehen haben.
So scharf sich aber auch der principielle Unterschied der beiderlei Plasma-Producte in der Theorie dahin aussprechen lässt, dass die Differenzirungsproducte aus der Substanz des sich verändernden Plasma selbst, die Ausscheidungsproducte durch Wirkung des Plasma nach aussen, Exsudation etc. entstehen, so schwierig ist es in der Praxis in den meisten Fällen zu sagen, wohin das eine oder das an- dere Product zu rechnen sei; und im Grunde genommen ist diese Unterscheidung nur eine rohe und oberflächliche, denn eigentlich ist
Morphologische Individualität der Organismen.
Bestandtheile der metamorphosirten Plastiden erscheinen, und ent- weder in ihrem Inneren oder auf ihrer Oberfläche, aber immer mit dem Plasma räumlich verbunden (adhaerent) auftreten, allgemein als Producte des Plasma oder Producte der Plastiden be- zeichnen.
Unter Producten der Plastiden oder des Plasma fassen wir dem- gemäss alle diejenigen Form-Bestandtheile der metamorphosirten Zelle vorhanden, welche von dem Plasma und dem Nucleus verschieden sind, mögen sie nun im Plasma eingeschlossen oder ausserhalb des- selben liegen. Demnach gehören hierher alle diejenigen Theile, welche man gewöhnlich in der thierischen und pflanzlichen Zellenlehre mit folgenden Namen zu belegen pflegt: 1. die „Zellenmembranen“; 2. die „Intercellularsubstanzen“; 3. der „Zellsaft“; 4. der „Zellinhalt“, und noch verschiedene andere Theile, welche logischer Weise unter eine der erwähnten Kategorieen sich einreihen lassen.
Sämmtliche Producte des Plasma, mögen dieselben innerhalb oder ausserhalb des metamorphosirten Plasma getroffen werden, entstehen entweder durch Differenzirung des Plasma oder durch Aus- scheidung des Plasma. Der Unterschied zwischen beiden Entste- hungsweisen der Plasmaproducte liegt darin, dass im ersteren Falle die Substanz des Plasma selbst sich verändert und in den neuen Körper übergeht, während im letzteren Falle der Plasmakörper selbst unverändert bleibt und nicht in die Substanz des Productes übergeht. Als eine reine Differenzirung des Plasma würden wir z. B. die Entstehung der quergestreiften aus der homogenen Muskelsubstanz, die Bildung gewisser eiweissartiger Intercellularsubstanzen, und über- haupt allgemein die Entstehung der heterogenen und specifischen Plasmakörper der Epithelzellen, Nervenzellen, Drüsenzellen etc. aus den indifferenten Plasmakörpern der homogenen und indifferenten Embryonal-Zellen aufzufassen haben. Dagegen würden wir als eine Ausscheidung des Plasma z. B. die Bildung der Cuticulae, (der Chitinhäute etc.) der Cellulose-Membranen und eines grossen Theils der Intercellularsubstanzen, ferner im Innern der Plastiden die Bildung vieler nicht eiweissartiger Stoffe, z. B. der Stärkemehlkörner und an- derer Concretionen, der Krystalle etc. anzusehen haben.
So scharf sich aber auch der principielle Unterschied der beiderlei Plasma-Producte in der Theorie dahin aussprechen lässt, dass die Differenzirungsproducte aus der Substanz des sich verändernden Plasma selbst, die Ausscheidungsproducte durch Wirkung des Plasma nach aussen, Exsudation etc. entstehen, so schwierig ist es in der Praxis in den meisten Fällen zu sagen, wohin das eine oder das an- dere Product zu rechnen sei; und im Grunde genommen ist diese Unterscheidung nur eine rohe und oberflächliche, denn eigentlich ist
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Morphologische Individualität der Organismen.
Bestandtheile der metamorphosirten Plastiden erscheinen, und ent-
weder in ihrem Inneren oder auf ihrer Oberfläche, aber immer mit
dem Plasma räumlich verbunden (adhaerent) auftreten, allgemein als
Producte des Plasma oder Producte der Plastiden be-
zeichnen.
Unter Producten der Plastiden oder des Plasma fassen wir dem-
gemäss alle diejenigen Form-Bestandtheile der metamorphosirten Zelle
vorhanden, welche von dem Plasma und dem Nucleus verschieden
sind, mögen sie nun im Plasma eingeschlossen oder ausserhalb des-
selben liegen. Demnach gehören hierher alle diejenigen Theile, welche
man gewöhnlich in der thierischen und pflanzlichen Zellenlehre mit
folgenden Namen zu belegen pflegt: 1. die „Zellenmembranen“; 2. die
„Intercellularsubstanzen“; 3. der „Zellsaft“; 4. der „Zellinhalt“, und
noch verschiedene andere Theile, welche logischer Weise unter eine
der erwähnten Kategorieen sich einreihen lassen.
Sämmtliche Producte des Plasma, mögen dieselben innerhalb oder
ausserhalb des metamorphosirten Plasma getroffen werden, entstehen
entweder durch Differenzirung des Plasma oder durch Aus-
scheidung des Plasma. Der Unterschied zwischen beiden Entste-
hungsweisen der Plasmaproducte liegt darin, dass im ersteren Falle
die Substanz des Plasma selbst sich verändert und in den neuen
Körper übergeht, während im letzteren Falle der Plasmakörper selbst
unverändert bleibt und nicht in die Substanz des Productes übergeht.
Als eine reine Differenzirung des Plasma würden wir z. B. die
Entstehung der quergestreiften aus der homogenen Muskelsubstanz,
die Bildung gewisser eiweissartiger Intercellularsubstanzen, und über-
haupt allgemein die Entstehung der heterogenen und specifischen
Plasmakörper der Epithelzellen, Nervenzellen, Drüsenzellen etc. aus
den indifferenten Plasmakörpern der homogenen und indifferenten
Embryonal-Zellen aufzufassen haben. Dagegen würden wir als eine
Ausscheidung des Plasma z. B. die Bildung der Cuticulae, (der
Chitinhäute etc.) der Cellulose-Membranen und eines grossen Theils
der Intercellularsubstanzen, ferner im Innern der Plastiden die Bildung
vieler nicht eiweissartiger Stoffe, z. B. der Stärkemehlkörner und an-
derer Concretionen, der Krystalle etc. anzusehen haben.
So scharf sich aber auch der principielle Unterschied der beiderlei
Plasma-Producte in der Theorie dahin aussprechen lässt, dass die
Differenzirungsproducte aus der Substanz des sich verändernden
Plasma selbst, die Ausscheidungsproducte durch Wirkung des Plasma
nach aussen, Exsudation etc. entstehen, so schwierig ist es in der
Praxis in den meisten Fällen zu sagen, wohin das eine oder das an-
dere Product zu rechnen sei; und im Grunde genommen ist diese
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/319>, abgerufen am 26.11.2024.
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