Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Promorphologie und Orismologie.
vorhandene Confusion noch mehr zu steigern, und dass es vielmehr
durchaus nothwendig ist, statt deren die ganz bestimmten, unzweifel-
haften und constanten Bezeichnungen einzuführen, welche die generelle
Promorphologie von den constanten und bei allen Organismen fest be-
stimmten Verhältnissen der Axen und ihrer Pole entnimmt. Durch diese
rein morphologische, mathematisch-philosophische und auf die gene-
relle Promorphologie gegründete Orismologie wird es allein möglich
werden, ein gegenseitiges Verständniss der Naturforscher auf allen
Gebietstheilen der organischen Morphologie herbeizuführen, und den
grossen Uebelstand aufzuheben, dass gegenwärtig jeder Specialforscher
in seinem beschränkten Gebiete ganz beliebig identische Theile bei
verschiedenen Organismen mit verschiedenen Ausdrücken, und ver-
schiedene Theile mit identischen Ausdrücken belegt. Jede strenge
Orismologie oder Terminologie der Organismen kann sich nur auf die
morphologische Erkenntniss der Homologieen, nicht auf die physiolo-
gische Erkenntniss der Analogieen gründen, und in dieser Beziehung
ist unsere einzig feste Basis für die Bezeichnung der verschiedenen
Körperregionen und für eine generelle Topographie der Organismen
die Promorphologie.



VIII. Promorphologie und Orismologie.
vorhandene Confusion noch mehr zu steigern, und dass es vielmehr
durchaus nothwendig ist, statt deren die ganz bestimmten, unzweifel-
haften und constanten Bezeichnungen einzuführen, welche die generelle
Promorphologie von den constanten und bei allen Organismen fest be-
stimmten Verhältnissen der Axen und ihrer Pole entnimmt. Durch diese
rein morphologische, mathematisch-philosophische und auf die gene-
relle Promorphologie gegründete Orismologie wird es allein möglich
werden, ein gegenseitiges Verständniss der Naturforscher auf allen
Gebietstheilen der organischen Morphologie herbeizuführen, und den
grossen Uebelstand aufzuheben, dass gegenwärtig jeder Specialforscher
in seinem beschränkten Gebiete ganz beliebig identische Theile bei
verschiedenen Organismen mit verschiedenen Ausdrücken, und ver-
schiedene Theile mit identischen Ausdrücken belegt. Jede strenge
Orismologie oder Terminologie der Organismen kann sich nur auf die
morphologische Erkenntniss der Homologieen, nicht auf die physiolo-
gische Erkenntniss der Analogieen gründen, und in dieser Beziehung
ist unsere einzig feste Basis für die Bezeichnung der verschiedenen
Körperregionen und für eine generelle Topographie der Organismen
die Promorphologie.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0438" n="399"/><fw place="top" type="header">VIII. Promorphologie und Orismologie.</fw><lb/>
vorhandene Confusion noch mehr zu steigern, und dass es vielmehr<lb/>
durchaus nothwendig ist, statt deren die ganz bestimmten, unzweifel-<lb/>
haften und constanten Bezeichnungen einzuführen, welche die generelle<lb/>
Promorphologie von den constanten und bei allen Organismen fest be-<lb/>
stimmten Verhältnissen der Axen und ihrer Pole entnimmt. Durch diese<lb/>
rein morphologische, mathematisch-philosophische und auf die gene-<lb/>
relle Promorphologie gegründete Orismologie wird es allein möglich<lb/>
werden, ein gegenseitiges Verständniss der Naturforscher auf allen<lb/>
Gebietstheilen der organischen Morphologie herbeizuführen, und den<lb/>
grossen Uebelstand aufzuheben, dass gegenwärtig jeder Specialforscher<lb/>
in seinem beschränkten Gebiete ganz beliebig identische Theile bei<lb/>
verschiedenen Organismen mit verschiedenen Ausdrücken, und ver-<lb/>
schiedene Theile mit identischen Ausdrücken belegt. Jede strenge<lb/>
Orismologie oder Terminologie der Organismen kann sich nur auf die<lb/>
morphologische Erkenntniss der Homologieen, nicht auf die physiolo-<lb/>
gische Erkenntniss der Analogieen gründen, und in dieser Beziehung<lb/>
ist unsere einzig feste Basis für die Bezeichnung der verschiedenen<lb/>
Körperregionen und für eine generelle Topographie der Organismen<lb/>
die Promorphologie.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0438] VIII. Promorphologie und Orismologie. vorhandene Confusion noch mehr zu steigern, und dass es vielmehr durchaus nothwendig ist, statt deren die ganz bestimmten, unzweifel- haften und constanten Bezeichnungen einzuführen, welche die generelle Promorphologie von den constanten und bei allen Organismen fest be- stimmten Verhältnissen der Axen und ihrer Pole entnimmt. Durch diese rein morphologische, mathematisch-philosophische und auf die gene- relle Promorphologie gegründete Orismologie wird es allein möglich werden, ein gegenseitiges Verständniss der Naturforscher auf allen Gebietstheilen der organischen Morphologie herbeizuführen, und den grossen Uebelstand aufzuheben, dass gegenwärtig jeder Specialforscher in seinem beschränkten Gebiete ganz beliebig identische Theile bei verschiedenen Organismen mit verschiedenen Ausdrücken, und ver- schiedene Theile mit identischen Ausdrücken belegt. Jede strenge Orismologie oder Terminologie der Organismen kann sich nur auf die morphologische Erkenntniss der Homologieen, nicht auf die physiolo- gische Erkenntniss der Analogieen gründen, und in dieser Beziehung ist unsere einzig feste Basis für die Bezeichnung der verschiedenen Körperregionen und für eine generelle Topographie der Organismen die Promorphologie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/438
Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/438>, abgerufen am 23.11.2024.