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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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System der organischen Grundformen.

Den Character und die allgemeinen Eigenschaften der amphithecten
oder zweischneidigen Pyramide haben wir bereits oben bestimmt und er-
läutert; es ist eine gerade Pyramide mit gerader Seitenzahl, deren Basis
ein amphithectes (zweischneidiges) Polygon ist (p. 434). Die Seitenzahl
kann sehr verschieden sein, muss aber stets gerade (2 n) sein. Als
Beispiel für die achtseitige amphithecte Pyramide mögen hier vorläufig
die Ctenophoren, für die sechsseitige die Madreporen, für die vier-
seitige die Zygocyrtiden (auch viele Siphonophoren, ferner die Cruci-
feren-Blüthen, Circaea u. A.) hervorgehoben werden. Der hervor-
stechendste und wichtigste Characterzug der zweischneidigen Pyra-
mide besteht darin, dass sie durch zwei auf einander senkrechte
Ebenen, deren Schnittlinie die Hauptaxe ist, in vier rechtwinkelige
Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei benachbarte symmetrisch-
gleich, je zwei gegenüberliegende aber congruent sind. Die beiden
ungleichen, sich gegenseitig halbirenden Meridianebenen, welche auf
diese Weise den Character der amphithecten Pyramide bestimmen,
haben wir oben als Richtebenen (Plana euthyphora) oder ideale
Kreuzebenen bezeichnet. Die beiden Queraxen, welche auf der Haupt-
axe in deren Mittelpunkt senkrecht stehen, und in den beiden Richt-
ebenen liegen, sind die Richtaxen (Euthyni) oder die idealen
Kreuzaxen. Mindestens die eine und meistens auch die andere von
diesen beiden Richtaxen fällt mit einer realen Kreuzaxe, entweder einer
radialen oder einer interradialen, nie mit einer semiradialen zusammen.
Die eine der beiden Richtebenen, die wir die Lateralebene oder
Breitenebene nennen, theilt die amphithecte Pyramide in zwei con-
gruente Hälften, welche der Rücken- und Bauchhälfte des Thieres
entsprechen; die in der Lateralebene liegende Richtaxe ist die Late-
ralaxe
oder Breitenaxe, deren beide Pole wir als rechten und linken
unterscheiden. Die andere Richtebene, welche die amphithecte Pyra-
mide ebenfalls in zwei congruente Hälften, und zwar in eine rechte
und linke Hälfte, theilt, ist die Längenebene oder Medianebene,
und die in derselben liegende Richtaxe ist die Dorsoventralaxe
oder Dickenaxe, deren beide Pole wir als Rücken- und Bauch-Pol
unterscheiden. Diejenige Ebene endlich, welche durch die beiden
Richtaxen bestimmt ist, entspricht der Aequatorialebene der bisher
betrachteten Protaxonien, und wird am besten als Dorsoventral-
ebene
oder Dickenebene unterschieden. Durch sie wird die ganze
amphithecte Pyramide in zwei ungleiche Stücke getheilt, ein Apical-
stück und ein Basalstück. Vergl. Taf. I., Fig. 2, 8 nebst Erklä-
rung.

Wir haben demnach an der einfachen amphithecten Pyramide,
ganz abgesehen von den realen Kreuzaxen und den durch ihre Zahl
bestimmten Seiten, die allgemein 2n + 2 ist, (bei den Ctenophoren acht.

System der organischen Grundformen.

Den Character und die allgemeinen Eigenschaften der amphithecten
oder zweischneidigen Pyramide haben wir bereits oben bestimmt und er-
läutert; es ist eine gerade Pyramide mit gerader Seitenzahl, deren Basis
ein amphithectes (zweischneidiges) Polygon ist (p. 434). Die Seitenzahl
kann sehr verschieden sein, muss aber stets gerade (2 n) sein. Als
Beispiel für die achtseitige amphithecte Pyramide mögen hier vorläufig
die Ctenophoren, für die sechsseitige die Madreporen, für die vier-
seitige die Zygocyrtiden (auch viele Siphonophoren, ferner die Cruci-
feren-Blüthen, Circaea u. A.) hervorgehoben werden. Der hervor-
stechendste und wichtigste Characterzug der zweischneidigen Pyra-
mide besteht darin, dass sie durch zwei auf einander senkrechte
Ebenen, deren Schnittlinie die Hauptaxe ist, in vier rechtwinkelige
Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei benachbarte symmetrisch-
gleich, je zwei gegenüberliegende aber congruent sind. Die beiden
ungleichen, sich gegenseitig halbirenden Meridianebenen, welche auf
diese Weise den Character der amphithecten Pyramide bestimmen,
haben wir oben als Richtebenen (Plana euthyphora) oder ideale
Kreuzebenen bezeichnet. Die beiden Queraxen, welche auf der Haupt-
axe in deren Mittelpunkt senkrecht stehen, und in den beiden Richt-
ebenen liegen, sind die Richtaxen (Euthyni) oder die idealen
Kreuzaxen. Mindestens die eine und meistens auch die andere von
diesen beiden Richtaxen fällt mit einer realen Kreuzaxe, entweder einer
radialen oder einer interradialen, nie mit einer semiradialen zusammen.
Die eine der beiden Richtebenen, die wir die Lateralebene oder
Breitenebene nennen, theilt die amphithecte Pyramide in zwei con-
gruente Hälften, welche der Rücken- und Bauchhälfte des Thieres
entsprechen; die in der Lateralebene liegende Richtaxe ist die Late-
ralaxe
oder Breitenaxe, deren beide Pole wir als rechten und linken
unterscheiden. Die andere Richtebene, welche die amphithecte Pyra-
mide ebenfalls in zwei congruente Hälften, und zwar in eine rechte
und linke Hälfte, theilt, ist die Längenebene oder Medianebene,
und die in derselben liegende Richtaxe ist die Dorsoventralaxe
oder Dickenaxe, deren beide Pole wir als Rücken- und Bauch-Pol
unterscheiden. Diejenige Ebene endlich, welche durch die beiden
Richtaxen bestimmt ist, entspricht der Aequatorialebene der bisher
betrachteten Protaxonien, und wird am besten als Dorsoventral-
ebene
oder Dickenebene unterschieden. Durch sie wird die ganze
amphithecte Pyramide in zwei ungleiche Stücke getheilt, ein Apical-
stück und ein Basalstück. Vergl. Taf. I., Fig. 2, 8 nebst Erklä-
rung.

Wir haben demnach an der einfachen amphithecten Pyramide,
ganz abgesehen von den realen Kreuzaxen und den durch ihre Zahl
bestimmten Seiten, die allgemein 2n + 2 ist, (bei den Ctenophoren acht.

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[476/0515] System der organischen Grundformen. Den Character und die allgemeinen Eigenschaften der amphithecten oder zweischneidigen Pyramide haben wir bereits oben bestimmt und er- läutert; es ist eine gerade Pyramide mit gerader Seitenzahl, deren Basis ein amphithectes (zweischneidiges) Polygon ist (p. 434). Die Seitenzahl kann sehr verschieden sein, muss aber stets gerade (2 n) sein. Als Beispiel für die achtseitige amphithecte Pyramide mögen hier vorläufig die Ctenophoren, für die sechsseitige die Madreporen, für die vier- seitige die Zygocyrtiden (auch viele Siphonophoren, ferner die Cruci- feren-Blüthen, Circaea u. A.) hervorgehoben werden. Der hervor- stechendste und wichtigste Characterzug der zweischneidigen Pyra- mide besteht darin, dass sie durch zwei auf einander senkrechte Ebenen, deren Schnittlinie die Hauptaxe ist, in vier rechtwinkelige Pyramiden zerlegt wird, von denen je zwei benachbarte symmetrisch- gleich, je zwei gegenüberliegende aber congruent sind. Die beiden ungleichen, sich gegenseitig halbirenden Meridianebenen, welche auf diese Weise den Character der amphithecten Pyramide bestimmen, haben wir oben als Richtebenen (Plana euthyphora) oder ideale Kreuzebenen bezeichnet. Die beiden Queraxen, welche auf der Haupt- axe in deren Mittelpunkt senkrecht stehen, und in den beiden Richt- ebenen liegen, sind die Richtaxen (Euthyni) oder die idealen Kreuzaxen. Mindestens die eine und meistens auch die andere von diesen beiden Richtaxen fällt mit einer realen Kreuzaxe, entweder einer radialen oder einer interradialen, nie mit einer semiradialen zusammen. Die eine der beiden Richtebenen, die wir die Lateralebene oder Breitenebene nennen, theilt die amphithecte Pyramide in zwei con- gruente Hälften, welche der Rücken- und Bauchhälfte des Thieres entsprechen; die in der Lateralebene liegende Richtaxe ist die Late- ralaxe oder Breitenaxe, deren beide Pole wir als rechten und linken unterscheiden. Die andere Richtebene, welche die amphithecte Pyra- mide ebenfalls in zwei congruente Hälften, und zwar in eine rechte und linke Hälfte, theilt, ist die Längenebene oder Medianebene, und die in derselben liegende Richtaxe ist die Dorsoventralaxe oder Dickenaxe, deren beide Pole wir als Rücken- und Bauch-Pol unterscheiden. Diejenige Ebene endlich, welche durch die beiden Richtaxen bestimmt ist, entspricht der Aequatorialebene der bisher betrachteten Protaxonien, und wird am besten als Dorsoventral- ebene oder Dickenebene unterschieden. Durch sie wird die ganze amphithecte Pyramide in zwei ungleiche Stücke getheilt, ein Apical- stück und ein Basalstück. Vergl. Taf. I., Fig. 2, 8 nebst Erklä- rung. Wir haben demnach an der einfachen amphithecten Pyramide, ganz abgesehen von den realen Kreuzaxen und den durch ihre Zahl bestimmten Seiten, die allgemein 2n + 2 ist, (bei den Ctenophoren acht.

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/515>, abgerufen am 23.11.2024.