Familien (Cruciferen u. a). Weit wichtiger und umfangreicher ist die Abtheilung der allopolen Heterostauren, deren Grundform das mate- rielle Substrat der actuellen Bionten bei den meisten höheren und vielen niederen Thieren und Pflanzen bildet. Es gehören hierher sämmtliche Wirbelthiere, Arthropoden und Mollusken, die meisten Würmer, die irregulären Echinodermen, die Zaphrentinen, viele Siphonophoren und eine kleine Anzahl von Rhizopoden, sowie von den Monocotyledonen die Gräser, Cyperaceen, Orchideen etc. und von den Dicotyledonen die umfangreichen Familien der Compositen, Um- belliferen, Leguminosen, Violarien und viele Andere.
Erste Gattung der heterostauren Stauraxonien: Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola. (Toxopleura. Sagittalia, Sphenoide, Bronn.) Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide (Taf. I, Fig. 2, 8).
Die Abtheilung der autopolen Heterostauren ist für die allge- meine Morphologie von besonderem Interesse, wie schon daraus hervorgeht, dass man bei einer hierher gehörigen Thierklasse, den Ctenophoren nämlich, im letzten Jahrzehnt schon mehrfach bemüht gewesen ist, die allgemeine Grundform zu erkennen. Da man bei der Mehrzahl der Organismen diese Frage überhaupt noch nicht aufge- worfen oder doch nur in der oberflächlichsten Weise beantwortet hat, so dürfen sich die Ctenophoren in dieser Beziehung schon eines be- sonderen Vorzuges rühmen. Freilich zeigt Nichts so deutlich, wie sehr dieser Theil der Morphologie die unentbehrliche Grundlage der scharfen philosophischen Begriffsbestimmung vernachlässigt hat, als die unklare und verworrene Weise, in der man die Frage von der Grundform der Ctenophoren zu lösen versucht, und die zu den selt- samsten Widersprüchen geführt hat. Während die einen Morphologen dieselben als "rein bilateral-symmetrische Thiere", die anderen als "Uebergänge vom bilaterals-ymmetrischen zum radial-regulären Typus" deuteten, haben sie wieder andere als reine "Strahlthiere" aufgefasst und zwar bald als "achtstrahlige", bald als "zweistrahlige" Thiere. Und doch ist die eigenthümliche Grundform der autopolen Heterostauren in allen Ctenophoren so rein und so ohne Uebergangsbildungen, weder zur wirklichen "Bilateralsymmetrie", noch zur wirklichen "Radial- regularität" ausgesprochen, dass die einfachste Untersuchung der Axen und ihrer Pole, sobald man einmal die Begriffe der Grundformen festgestellt hat, sofort zum einzig möglichen Resultate führt. Von den anderen Thieren, die neben den Ctenophoren eine Stellung in der Gruppe der autopolen Heterostauren beanspruchen, sind die sechsstrahligen Madreporen noch gar nicht, die viertheiligen niederen
Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola.
Familien (Cruciferen u. a). Weit wichtiger und umfangreicher ist die Abtheilung der allopolen Heterostauren, deren Grundform das mate- rielle Substrat der actuellen Bionten bei den meisten höheren und vielen niederen Thieren und Pflanzen bildet. Es gehören hierher sämmtliche Wirbelthiere, Arthropoden und Mollusken, die meisten Würmer, die irregulären Echinodermen, die Zaphrentinen, viele Siphonophoren und eine kleine Anzahl von Rhizopoden, sowie von den Monocotyledonen die Gräser, Cyperaceen, Orchideen etc. und von den Dicotyledonen die umfangreichen Familien der Compositen, Um- belliferen, Leguminosen, Violarien und viele Andere.
Erste Gattung der heterostauren Stauraxonien: Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola. (Toxopleura. Sagittalia, Sphenoide, Bronn.) Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide (Taf. I, Fig. 2, 8).
Die Abtheilung der autopolen Heterostauren ist für die allge- meine Morphologie von besonderem Interesse, wie schon daraus hervorgeht, dass man bei einer hierher gehörigen Thierklasse, den Ctenophoren nämlich, im letzten Jahrzehnt schon mehrfach bemüht gewesen ist, die allgemeine Grundform zu erkennen. Da man bei der Mehrzahl der Organismen diese Frage überhaupt noch nicht aufge- worfen oder doch nur in der oberflächlichsten Weise beantwortet hat, so dürfen sich die Ctenophoren in dieser Beziehung schon eines be- sonderen Vorzuges rühmen. Freilich zeigt Nichts so deutlich, wie sehr dieser Theil der Morphologie die unentbehrliche Grundlage der scharfen philosophischen Begriffsbestimmung vernachlässigt hat, als die unklare und verworrene Weise, in der man die Frage von der Grundform der Ctenophoren zu lösen versucht, und die zu den selt- samsten Widersprüchen geführt hat. Während die einen Morphologen dieselben als „rein bilateral-symmetrische Thiere“, die anderen als „Uebergänge vom bilaterals-ymmetrischen zum radial-regulären Typus“ deuteten, haben sie wieder andere als reine „Strahlthiere“ aufgefasst und zwar bald als „achtstrahlige“, bald als „zweistrahlige“ Thiere. Und doch ist die eigenthümliche Grundform der autopolen Heterostauren in allen Ctenophoren so rein und so ohne Uebergangsbildungen, weder zur wirklichen „Bilateralsymmetrie“, noch zur wirklichen „Radial- regularität“ ausgesprochen, dass die einfachste Untersuchung der Axen und ihrer Pole, sobald man einmal die Begriffe der Grundformen festgestellt hat, sofort zum einzig möglichen Resultate führt. Von den anderen Thieren, die neben den Ctenophoren eine Stellung in der Gruppe der autopolen Heterostauren beanspruchen, sind die sechsstrahligen Madreporen noch gar nicht, die viertheiligen niederen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0518"n="479"/><fwplace="top"type="header">Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola.</fw><lb/>
Familien (Cruciferen u. a). Weit wichtiger und umfangreicher ist die<lb/>
Abtheilung der allopolen Heterostauren, deren Grundform das mate-<lb/>
rielle Substrat der actuellen Bionten bei den meisten höheren und<lb/>
vielen niederen Thieren und Pflanzen bildet. Es gehören hierher<lb/>
sämmtliche Wirbelthiere, Arthropoden und Mollusken, die meisten<lb/>
Würmer, die irregulären Echinodermen, die Zaphrentinen, viele<lb/>
Siphonophoren und eine kleine Anzahl von Rhizopoden, sowie von<lb/>
den Monocotyledonen die Gräser, Cyperaceen, Orchideen etc. und von<lb/>
den Dicotyledonen die umfangreichen Familien der Compositen, Um-<lb/>
belliferen, Leguminosen, Violarien und viele Andere.</p></div><lb/><divn="3"><head>Erste Gattung der heterostauren Stauraxonien:<lb/><hirendition="#b">Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola.</hi><lb/>
(Toxopleura. Sagittalia, Sphenoide, <hirendition="#g">Bronn.</hi>)<lb/><hirendition="#i">Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide</hi> (Taf. I, Fig. 2, 8).</head><lb/><p>Die Abtheilung der autopolen Heterostauren ist für die allge-<lb/>
meine Morphologie von besonderem Interesse, wie schon daraus<lb/>
hervorgeht, dass man bei einer hierher gehörigen Thierklasse, den<lb/>
Ctenophoren nämlich, im letzten Jahrzehnt schon mehrfach bemüht<lb/>
gewesen ist, die allgemeine Grundform zu erkennen. Da man bei<lb/>
der Mehrzahl der Organismen diese Frage überhaupt noch nicht aufge-<lb/>
worfen oder doch nur in der oberflächlichsten Weise beantwortet hat,<lb/>
so dürfen sich die Ctenophoren in dieser Beziehung schon eines be-<lb/>
sonderen Vorzuges rühmen. Freilich zeigt Nichts so deutlich, wie<lb/>
sehr dieser Theil der Morphologie die unentbehrliche Grundlage der<lb/>
scharfen philosophischen Begriffsbestimmung vernachlässigt hat, als<lb/>
die unklare und verworrene Weise, in der man die Frage von der<lb/>
Grundform der Ctenophoren zu lösen versucht, und die zu den selt-<lb/>
samsten Widersprüchen geführt hat. Während die einen Morphologen<lb/>
dieselben als „rein bilateral-symmetrische Thiere“, die anderen als<lb/>„Uebergänge vom bilaterals-ymmetrischen zum radial-regulären Typus“<lb/>
deuteten, haben sie wieder andere als reine „Strahlthiere“ aufgefasst<lb/>
und zwar bald als „achtstrahlige“, bald als „zweistrahlige“ Thiere.<lb/>
Und doch ist die eigenthümliche Grundform der autopolen Heterostauren<lb/>
in allen Ctenophoren so rein und so ohne Uebergangsbildungen, weder<lb/>
zur wirklichen „Bilateralsymmetrie“, noch zur wirklichen „Radial-<lb/>
regularität“ ausgesprochen, dass die einfachste Untersuchung der Axen<lb/>
und ihrer Pole, sobald man einmal die Begriffe der Grundformen<lb/>
festgestellt hat, sofort zum einzig möglichen Resultate führt. Von<lb/>
den anderen Thieren, die neben den Ctenophoren eine Stellung in<lb/>
der Gruppe der autopolen Heterostauren beanspruchen, sind die<lb/>
sechsstrahligen Madreporen noch gar nicht, die viertheiligen niederen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[479/0518]
Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola.
Familien (Cruciferen u. a). Weit wichtiger und umfangreicher ist die
Abtheilung der allopolen Heterostauren, deren Grundform das mate-
rielle Substrat der actuellen Bionten bei den meisten höheren und
vielen niederen Thieren und Pflanzen bildet. Es gehören hierher
sämmtliche Wirbelthiere, Arthropoden und Mollusken, die meisten
Würmer, die irregulären Echinodermen, die Zaphrentinen, viele
Siphonophoren und eine kleine Anzahl von Rhizopoden, sowie von
den Monocotyledonen die Gräser, Cyperaceen, Orchideen etc. und von
den Dicotyledonen die umfangreichen Familien der Compositen, Um-
belliferen, Leguminosen, Violarien und viele Andere.
Erste Gattung der heterostauren Stauraxonien:
Amphithect-pyramidale Grundformen. Autopola.
(Toxopleura. Sagittalia, Sphenoide, Bronn.)
Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide (Taf. I, Fig. 2, 8).
Die Abtheilung der autopolen Heterostauren ist für die allge-
meine Morphologie von besonderem Interesse, wie schon daraus
hervorgeht, dass man bei einer hierher gehörigen Thierklasse, den
Ctenophoren nämlich, im letzten Jahrzehnt schon mehrfach bemüht
gewesen ist, die allgemeine Grundform zu erkennen. Da man bei
der Mehrzahl der Organismen diese Frage überhaupt noch nicht aufge-
worfen oder doch nur in der oberflächlichsten Weise beantwortet hat,
so dürfen sich die Ctenophoren in dieser Beziehung schon eines be-
sonderen Vorzuges rühmen. Freilich zeigt Nichts so deutlich, wie
sehr dieser Theil der Morphologie die unentbehrliche Grundlage der
scharfen philosophischen Begriffsbestimmung vernachlässigt hat, als
die unklare und verworrene Weise, in der man die Frage von der
Grundform der Ctenophoren zu lösen versucht, und die zu den selt-
samsten Widersprüchen geführt hat. Während die einen Morphologen
dieselben als „rein bilateral-symmetrische Thiere“, die anderen als
„Uebergänge vom bilaterals-ymmetrischen zum radial-regulären Typus“
deuteten, haben sie wieder andere als reine „Strahlthiere“ aufgefasst
und zwar bald als „achtstrahlige“, bald als „zweistrahlige“ Thiere.
Und doch ist die eigenthümliche Grundform der autopolen Heterostauren
in allen Ctenophoren so rein und so ohne Uebergangsbildungen, weder
zur wirklichen „Bilateralsymmetrie“, noch zur wirklichen „Radial-
regularität“ ausgesprochen, dass die einfachste Untersuchung der Axen
und ihrer Pole, sobald man einmal die Begriffe der Grundformen
festgestellt hat, sofort zum einzig möglichen Resultate führt. Von
den anderen Thieren, die neben den Ctenophoren eine Stellung in
der Gruppe der autopolen Heterostauren beanspruchen, sind die
sechsstrahligen Madreporen noch gar nicht, die viertheiligen niederen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/518>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.