Zweite Untergattung der autopolen Heterostauren. Rhomben-Pyramiden. Orthostaura. Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide mit 4 Seiten.
Die geometrische Grundform der orthostauren oder tetrapleuren Autopolen ist die vierseitige amphithecte Pyramide, also eine gerade Pyramide, deren Basis das vierseitige amphithecte Polygon oder der Rhombus ist, und die wir demgemäss kurz als Rhomben- Pyramide bezeichnen können. Die Antimeren-Zahl ist hier be- schränkt, entweder Zwei oder Vier, und es können demnach nur eine oder zwei radiale Kreuzebenen vorhanden sein, die mit einer oder mit beiden Richtebenen zusammenfallen und sich im letzteren Falle rechtwinkelig kreuzen müssen. Radiale Kreuzebenen, welche sich un- ter spitzen Winkeln schneiden und nicht mit den Richtebenen zusam- menfallen, können bei dieser Abtheilung nicht vorkommen.
Da die vierseitige Rhomben-Pyramide der orthostauren Allopolen nichts Anderes ist, als die einfachste und speciellste Form der amphi- thecten Pyramide, welche mit 4 + 2 n Seiten die Grundform der oxy- stauren Autopolen darstellt, so verhält sich die erstere zur letzteren ganz ebenso wie unter den homopolen Stauraxonien die specielle Form des Rhomben-Octaeders (orthogone oder octopleure Allostauren) zur allgemeinen Form der amphithecten Doppelpyramide (oxygone oder polypleure Allostauren). Wie wir aus der letztgenannten die einfache amphithecte Pyramide der oxystauren Autopolen durch Hal- birung ableiteten, so können wir auch die Rhomben-Pyramide der orthostauren Autopolen durch Halbirung des Rhomben-Octaeders der octopleuren Allostauren erhalten.
Die orthostauren Autopolen scheinen zunächst nur eine einzige Formengruppe zu bilden, da der Character der geraden rhombischen Pyramide, ihrer Grundform, stets derselbe bleiben muss. Wollte man verschiedene Arten derselben unterscheiden, so könnte man dazu allenfalls als Eintheilungs-Princip das wechselnde Längen-Verhältniss der Hauptaxe zu den beiden Richtaxen benutzen und danach hohe und niedere Rhomben-Pyramiden u. s. w. unterscheiden. Doch sind diese Unterscheidungen von gar keinem Interesse.
Viel wichtiger dagegen und von besonderem Werthe, freilich nicht für die Grundform an und für sich, aber wohl für die theoretische Auffassung derselben, ist der Umstand, dass bei den einen hierher ge- hörigen Formen der Körper aus vier, bei den anderen aus zwei Antimeren zusammengesetzt ist. Da die Form der Rhomben-Pyramide und ihre Axenverhältnisse in beiden Fällen ganz dieselben sind, so kann die Entscheidung darüber, ob der eine oder andere Fall vor-
System der organischen Grundformen.
Zweite Untergattung der autopolen Heterostauren. Rhomben-Pyramiden. Orthostaura. Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide mit 4 Seiten.
Die geometrische Grundform der orthostauren oder tetrapleuren Autopolen ist die vierseitige amphithecte Pyramide, also eine gerade Pyramide, deren Basis das vierseitige amphithecte Polygon oder der Rhombus ist, und die wir demgemäss kurz als Rhomben- Pyramide bezeichnen können. Die Antimeren-Zahl ist hier be- schränkt, entweder Zwei oder Vier, und es können demnach nur eine oder zwei radiale Kreuzebenen vorhanden sein, die mit einer oder mit beiden Richtebenen zusammenfallen und sich im letzteren Falle rechtwinkelig kreuzen müssen. Radiale Kreuzebenen, welche sich un- ter spitzen Winkeln schneiden und nicht mit den Richtebenen zusam- menfallen, können bei dieser Abtheilung nicht vorkommen.
Da die vierseitige Rhomben-Pyramide der orthostauren Allopolen nichts Anderes ist, als die einfachste und speciellste Form der amphi- thecten Pyramide, welche mit 4 + 2 n Seiten die Grundform der oxy- stauren Autopolen darstellt, so verhält sich die erstere zur letzteren ganz ebenso wie unter den homopolen Stauraxonien die specielle Form des Rhomben-Octaeders (orthogone oder octopleure Allostauren) zur allgemeinen Form der amphithecten Doppelpyramide (oxygone oder polypleure Allostauren). Wie wir aus der letztgenannten die einfache amphithecte Pyramide der oxystauren Autopolen durch Hal- birung ableiteten, so können wir auch die Rhomben-Pyramide der orthostauren Autopolen durch Halbirung des Rhomben-Octaeders der octopleuren Allostauren erhalten.
Die orthostauren Autopolen scheinen zunächst nur eine einzige Formengruppe zu bilden, da der Character der geraden rhombischen Pyramide, ihrer Grundform, stets derselbe bleiben muss. Wollte man verschiedene Arten derselben unterscheiden, so könnte man dazu allenfalls als Eintheilungs-Princip das wechselnde Längen-Verhältniss der Hauptaxe zu den beiden Richtaxen benutzen und danach hohe und niedere Rhomben-Pyramiden u. s. w. unterscheiden. Doch sind diese Unterscheidungen von gar keinem Interesse.
Viel wichtiger dagegen und von besonderem Werthe, freilich nicht für die Grundform an und für sich, aber wohl für die theoretische Auffassung derselben, ist der Umstand, dass bei den einen hierher ge- hörigen Formen der Körper aus vier, bei den anderen aus zwei Antimeren zusammengesetzt ist. Da die Form der Rhomben-Pyramide und ihre Axenverhältnisse in beiden Fällen ganz dieselben sind, so kann die Entscheidung darüber, ob der eine oder andere Fall vor-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0527"n="488"/><fwplace="top"type="header">System der organischen Grundformen.</fw><lb/><divn="3"><head>Zweite Untergattung der autopolen Heterostauren.<lb/><hirendition="#b">Rhomben-Pyramiden. Orthostaura.</hi><lb/><hirendition="#i">Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide mit</hi> 4 <hirendition="#i">Seiten.</hi></head><lb/><p>Die geometrische Grundform der orthostauren oder tetrapleuren<lb/>
Autopolen ist die <hirendition="#g">vierseitige amphithecte Pyramide,</hi> also eine<lb/>
gerade Pyramide, deren Basis das vierseitige amphithecte Polygon<lb/>
oder der Rhombus ist, und die wir demgemäss kurz als <hirendition="#g">Rhomben-<lb/>
Pyramide</hi> bezeichnen können. Die Antimeren-Zahl ist hier be-<lb/>
schränkt, entweder Zwei oder Vier, und es können demnach nur eine<lb/>
oder zwei radiale Kreuzebenen vorhanden sein, die mit einer oder<lb/>
mit beiden Richtebenen zusammenfallen und sich im letzteren Falle<lb/>
rechtwinkelig kreuzen müssen. Radiale Kreuzebenen, welche sich un-<lb/>
ter spitzen Winkeln schneiden und nicht mit den Richtebenen zusam-<lb/>
menfallen, können bei dieser Abtheilung nicht vorkommen.</p><lb/><p>Da die vierseitige Rhomben-Pyramide der orthostauren Allopolen<lb/>
nichts Anderes ist, als die einfachste und speciellste Form der amphi-<lb/>
thecten Pyramide, welche mit 4 + 2 n Seiten die Grundform der oxy-<lb/>
stauren Autopolen darstellt, so verhält sich die erstere zur letzteren<lb/>
ganz ebenso wie unter den homopolen Stauraxonien die specielle<lb/>
Form des Rhomben-Octaeders (orthogone oder octopleure Allostauren)<lb/>
zur allgemeinen Form der amphithecten Doppelpyramide (oxygone<lb/>
oder polypleure Allostauren). Wie wir aus der letztgenannten die<lb/>
einfache amphithecte Pyramide der oxystauren Autopolen durch Hal-<lb/>
birung ableiteten, so können wir auch die Rhomben-Pyramide der<lb/>
orthostauren Autopolen durch Halbirung des Rhomben-Octaeders der<lb/>
octopleuren Allostauren erhalten.</p><lb/><p>Die orthostauren Autopolen scheinen zunächst nur eine einzige<lb/>
Formengruppe zu bilden, da der Character der geraden rhombischen<lb/>
Pyramide, ihrer Grundform, stets derselbe bleiben muss. Wollte man<lb/>
verschiedene Arten derselben unterscheiden, so könnte man dazu<lb/>
allenfalls als Eintheilungs-Princip das wechselnde Längen-Verhältniss<lb/>
der Hauptaxe zu den beiden Richtaxen benutzen und danach hohe<lb/>
und niedere Rhomben-Pyramiden u. s. w. unterscheiden. Doch sind<lb/>
diese Unterscheidungen von gar keinem Interesse.</p><lb/><p>Viel wichtiger dagegen und von besonderem Werthe, freilich nicht<lb/>
für die Grundform an und für sich, aber wohl für die theoretische<lb/>
Auffassung derselben, ist der Umstand, dass bei den einen hierher ge-<lb/>
hörigen Formen der Körper aus <hirendition="#g">vier,</hi> bei den anderen aus <hirendition="#g">zwei</hi><lb/>
Antimeren zusammengesetzt ist. Da die Form der Rhomben-Pyramide<lb/>
und ihre Axenverhältnisse in beiden Fällen ganz dieselben sind, so<lb/>
kann die Entscheidung darüber, ob der eine oder andere Fall vor-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[488/0527]
System der organischen Grundformen.
Zweite Untergattung der autopolen Heterostauren.
Rhomben-Pyramiden. Orthostaura.
Stereometrische Grundform: Amphithecte Pyramide mit 4 Seiten.
Die geometrische Grundform der orthostauren oder tetrapleuren
Autopolen ist die vierseitige amphithecte Pyramide, also eine
gerade Pyramide, deren Basis das vierseitige amphithecte Polygon
oder der Rhombus ist, und die wir demgemäss kurz als Rhomben-
Pyramide bezeichnen können. Die Antimeren-Zahl ist hier be-
schränkt, entweder Zwei oder Vier, und es können demnach nur eine
oder zwei radiale Kreuzebenen vorhanden sein, die mit einer oder
mit beiden Richtebenen zusammenfallen und sich im letzteren Falle
rechtwinkelig kreuzen müssen. Radiale Kreuzebenen, welche sich un-
ter spitzen Winkeln schneiden und nicht mit den Richtebenen zusam-
menfallen, können bei dieser Abtheilung nicht vorkommen.
Da die vierseitige Rhomben-Pyramide der orthostauren Allopolen
nichts Anderes ist, als die einfachste und speciellste Form der amphi-
thecten Pyramide, welche mit 4 + 2 n Seiten die Grundform der oxy-
stauren Autopolen darstellt, so verhält sich die erstere zur letzteren
ganz ebenso wie unter den homopolen Stauraxonien die specielle
Form des Rhomben-Octaeders (orthogone oder octopleure Allostauren)
zur allgemeinen Form der amphithecten Doppelpyramide (oxygone
oder polypleure Allostauren). Wie wir aus der letztgenannten die
einfache amphithecte Pyramide der oxystauren Autopolen durch Hal-
birung ableiteten, so können wir auch die Rhomben-Pyramide der
orthostauren Autopolen durch Halbirung des Rhomben-Octaeders der
octopleuren Allostauren erhalten.
Die orthostauren Autopolen scheinen zunächst nur eine einzige
Formengruppe zu bilden, da der Character der geraden rhombischen
Pyramide, ihrer Grundform, stets derselbe bleiben muss. Wollte man
verschiedene Arten derselben unterscheiden, so könnte man dazu
allenfalls als Eintheilungs-Princip das wechselnde Längen-Verhältniss
der Hauptaxe zu den beiden Richtaxen benutzen und danach hohe
und niedere Rhomben-Pyramiden u. s. w. unterscheiden. Doch sind
diese Unterscheidungen von gar keinem Interesse.
Viel wichtiger dagegen und von besonderem Werthe, freilich nicht
für die Grundform an und für sich, aber wohl für die theoretische
Auffassung derselben, ist der Umstand, dass bei den einen hierher ge-
hörigen Formen der Körper aus vier, bei den anderen aus zwei
Antimeren zusammengesetzt ist. Da die Form der Rhomben-Pyramide
und ihre Axenverhältnisse in beiden Fällen ganz dieselben sind, so
kann die Entscheidung darüber, ob der eine oder andere Fall vor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/527>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.