Vierzehntes Capitel. Grundformen der sechs Individualitäts-Ordnungen.
"Wäre die Natur in ihren leblosen Anfängen nicht so gründlich stereometrisch, wie wollte sie zuletzt zum unberechenbaren und unermesslichen Leben gelangen?" Goethe.
I. Grundformen der Plastiden. Promorphen der morphologischen Individuen erster Ordnung.
Die Plastiden oder Plasmastücke bilden als die morphologischen Individuen erster Ordnung die Bausteine, aus deren Aggregation sich der Körper aller Organismen aufbaut, die nicht selbst zeitlebens den Formwerth einer einzigen Plastide beibehalten. Als solche sind sie von eben so grosser promorphologischer wie tectologischer Bedeutung. Die Grundformen aller Form-Individuen zweiter und höherer Ordnung resultiren in letzter Instanz ebenso aus der Grundform, Zahl, Lage- rungs- und Verbindungs-Weise der constituirenden Plastiden, wie deren Grundform selbst durch die Zahl, Lagerungs- und Verbindungs-Weise ihrer constituirenden Moleküle bedingt ist. Entsprechend nun dem unerschöpflichen Formenreichthum, der sich hierbei offenbart, zeigen uns auch die Grundformen der Plastiden, sowohl der kernfreien Cyto- den, als der kernhaltigen Zellen, die grösstmögliche Mannichfaltigkeit und es ist keine stereometrische Grundform denkbar, welche nicht in irgend einer organischen Plastide ihre reale Verkörperung finden könnte. Sowohl im Protistenreiche als im Pflanzenreiche und Thierreiche können wir hie und da fast jede einzelne der im vorigen Capitel aufgezählten Grundformen verkörpert finden; von den niedersten und einfachsten, den Anaxonien und Homaxonien, bis zu den höchsten und vollkommensten,
Grundformen der sechs Individualitäts-Ordnungen.
Vierzehntes Capitel. Grundformen der sechs Individualitäts-Ordnungen.
„Wäre die Natur in ihren leblosen Anfängen nicht so gründlich stereometrisch, wie wollte sie zuletzt zum unberechenbaren und unermesslichen Leben gelangen?“ Goethe.
I. Grundformen der Plastiden. Promorphen der morphologischen Individuen erster Ordnung.
Die Plastiden oder Plasmastücke bilden als die morphologischen Individuen erster Ordnung die Bausteine, aus deren Aggregation sich der Körper aller Organismen aufbaut, die nicht selbst zeitlebens den Formwerth einer einzigen Plastide beibehalten. Als solche sind sie von eben so grosser promorphologischer wie tectologischer Bedeutung. Die Grundformen aller Form-Individuen zweiter und höherer Ordnung resultiren in letzter Instanz ebenso aus der Grundform, Zahl, Lage- rungs- und Verbindungs-Weise der constituirenden Plastiden, wie deren Grundform selbst durch die Zahl, Lagerungs- und Verbindungs-Weise ihrer constituirenden Moleküle bedingt ist. Entsprechend nun dem unerschöpflichen Formenreichthum, der sich hierbei offenbart, zeigen uns auch die Grundformen der Plastiden, sowohl der kernfreien Cyto- den, als der kernhaltigen Zellen, die grösstmögliche Mannichfaltigkeit und es ist keine stereometrische Grundform denkbar, welche nicht in irgend einer organischen Plastide ihre reale Verkörperung finden könnte. Sowohl im Protistenreiche als im Pflanzenreiche und Thierreiche können wir hie und da fast jede einzelne der im vorigen Capitel aufgezählten Grundformen verkörpert finden; von den niedersten und einfachsten, den Anaxonien und Homaxonien, bis zu den höchsten und vollkommensten,
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Grundformen der sechs Individualitäts-Ordnungen.
Vierzehntes Capitel.
Grundformen der sechs Individualitäts-Ordnungen.
„Wäre die Natur in ihren leblosen Anfängen nicht so
gründlich stereometrisch, wie wollte sie zuletzt zum
unberechenbaren und unermesslichen Leben gelangen?“
Goethe.
I. Grundformen der Plastiden.
Promorphen der morphologischen Individuen erster Ordnung.
Die Plastiden oder Plasmastücke bilden als die morphologischen
Individuen erster Ordnung die Bausteine, aus deren Aggregation sich
der Körper aller Organismen aufbaut, die nicht selbst zeitlebens den
Formwerth einer einzigen Plastide beibehalten. Als solche sind sie
von eben so grosser promorphologischer wie tectologischer Bedeutung.
Die Grundformen aller Form-Individuen zweiter und höherer Ordnung
resultiren in letzter Instanz ebenso aus der Grundform, Zahl, Lage-
rungs- und Verbindungs-Weise der constituirenden Plastiden, wie deren
Grundform selbst durch die Zahl, Lagerungs- und Verbindungs-Weise
ihrer constituirenden Moleküle bedingt ist. Entsprechend nun dem
unerschöpflichen Formenreichthum, der sich hierbei offenbart, zeigen
uns auch die Grundformen der Plastiden, sowohl der kernfreien Cyto-
den, als der kernhaltigen Zellen, die grösstmögliche Mannichfaltigkeit
und es ist keine stereometrische Grundform denkbar, welche nicht in
irgend einer organischen Plastide ihre reale Verkörperung finden könnte.
Sowohl im Protistenreiche als im Pflanzenreiche und Thierreiche können
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/567>, abgerufen am 25.11.2024.
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