Eintheilung der Morphologie in untergeordnete Wissenschaften.
"mikroskopischen Anatomie" bezeichnet. Die Organologie oder Or- ganlehre wird ihr unter dem ebenso unpassenden Namen der "beson- deren oder speciellen," der beschreibenden oder descriptiven, oder der systematischen Anatomie (letzteres im Gegensatz zur "topographischen" Anatomie) entgegengesezt.
Der Unterschied, worauf man diese fast allgemein übliche Einthei- lung der Anatomie in die Organologie und Histologie gründet, liegt also weder in der verschiedenen Behandlungsmethode des Anatomen, noch in den verschiedenen Qualitäten oder Beziehungen des einzelnen an sich betrachteten Formbestandtheiles des Körpers, sondern in dem differenten Verhalten der verschiedenen Formbestandtheile zu einander und zum ganzen Körper. Es ist der qualitative Unterschied der "Ge- webe" und "Elementartheile" von den "Organen," worauf jene Unter- scheidung basirt, und nicht etwa der Unterschied der verschiedenen Beziehungen und Eigenschaften, welche das einzelne Organ oder der einzelne Elementartheil oder das einzelne Gewebe an sich zeigt.
Beiderlei Formbestandtheile des Organismus, die gröberen und zusammengesetzteren oder Organe, und die feineren und einfacheren oder Elementartheile und Gewebe, gehören zu denjenigen räumlich abge- schlossenen Formeinheiten, welche wir oben als "Individuen verschie- dener Ordnung" bezeichnet haben. Die übliche Eintheilung der Ana- tomie in die Organologie und Histologie würde nun haltbar und logisch richtig sein, wenn die Organe und die Elementartheile die einzigen derartigen Individuen verschiedener Ordnung wären, welche den Orga- nismus zusammensetzen. Nun haben wir aber, wie im dritten Buche gezeigt werden wird, nicht diese zwei, sondern sechs verschiedene Ordnungen von Individuen zu unterscheiden, welche das complicirte Gebäude des Organismus zusammensetzen. Diese sechs Ordnungen von subordinirten Individuen sind: 1. die Plastiden (Cytoden und Zellen) oder die sogenannten "Elementartheile;" 2. die Organe (selbst wieder verschiedener Ordnung: Zellenstöcke, einfache und zusammen- gesetzte Organe, Organ-Systeme, Organ-Apparate); 3. die Antimeren oder Gegenstücke, oder homotypischen Theile; 4. die Metameren oder Folgestücke, oder homodynamen Theile; 5. die Personen oder Proso- pen, oder Individuen im engeren Sinne; 6. die Stöcke oder Cormen, Colonieen etc.
Will man nun die qualitativen Unterschiede, welche zwischen die- sen Individuen verschiedener Ordnung herrschen, zur Eintheilungs- basis der Anatomie machen, so wird man nicht nur die üblichen zwei Disciplinen der Histologie und Organologie, sondern man wird deren sechs verschiedene unterscheiden müssen. Jede dieser Wissenschaften wird zur Aufgabe die gesammte Formenlehre der Individuen einer
Eintheilung der Morphologie in untergeordnete Wissenschaften.
„mikroskopischen Anatomie“ bezeichnet. Die Organologie oder Or- ganlehre wird ihr unter dem ebenso unpassenden Namen der „beson- deren oder speciellen,“ der beschreibenden oder descriptiven, oder der systematischen Anatomie (letzteres im Gegensatz zur „topographischen“ Anatomie) entgegengesezt.
Der Unterschied, worauf man diese fast allgemein übliche Einthei- lung der Anatomie in die Organologie und Histologie gründet, liegt also weder in der verschiedenen Behandlungsmethode des Anatomen, noch in den verschiedenen Qualitäten oder Beziehungen des einzelnen an sich betrachteten Formbestandtheiles des Körpers, sondern in dem differenten Verhalten der verschiedenen Formbestandtheile zu einander und zum ganzen Körper. Es ist der qualitative Unterschied der „Ge- webe“ und „Elementartheile“ von den „Organen,“ worauf jene Unter- scheidung basirt, und nicht etwa der Unterschied der verschiedenen Beziehungen und Eigenschaften, welche das einzelne Organ oder der einzelne Elementartheil oder das einzelne Gewebe an sich zeigt.
Beiderlei Formbestandtheile des Organismus, die gröberen und zusammengesetzteren oder Organe, und die feineren und einfacheren oder Elementartheile und Gewebe, gehören zu denjenigen räumlich abge- schlossenen Formeinheiten, welche wir oben als „Individuen verschie- dener Ordnung“ bezeichnet haben. Die übliche Eintheilung der Ana- tomie in die Organologie und Histologie würde nun haltbar und logisch richtig sein, wenn die Organe und die Elementartheile die einzigen derartigen Individuen verschiedener Ordnung wären, welche den Orga- nismus zusammensetzen. Nun haben wir aber, wie im dritten Buche gezeigt werden wird, nicht diese zwei, sondern sechs verschiedene Ordnungen von Individuen zu unterscheiden, welche das complicirte Gebäude des Organismus zusammensetzen. Diese sechs Ordnungen von subordinirten Individuen sind: 1. die Plastiden (Cytoden und Zellen) oder die sogenannten „Elementartheile;“ 2. die Organe (selbst wieder verschiedener Ordnung: Zellenstöcke, einfache und zusammen- gesetzte Organe, Organ-Systeme, Organ-Apparate); 3. die Antimeren oder Gegenstücke, oder homotypischen Theile; 4. die Metameren oder Folgestücke, oder homodynamen Theile; 5. die Personen oder Proso- pen, oder Individuen im engeren Sinne; 6. die Stöcke oder Cormen, Colonieen etc.
Will man nun die qualitativen Unterschiede, welche zwischen die- sen Individuen verschiedener Ordnung herrschen, zur Eintheilungs- basis der Anatomie machen, so wird man nicht nur die üblichen zwei Disciplinen der Histologie und Organologie, sondern man wird deren sechs verschiedene unterscheiden müssen. Jede dieser Wissenschaften wird zur Aufgabe die gesammte Formenlehre der Individuen einer
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Eintheilung der Morphologie in untergeordnete Wissenschaften.
„mikroskopischen Anatomie“ bezeichnet. Die Organologie oder Or-
ganlehre wird ihr unter dem ebenso unpassenden Namen der „beson-
deren oder speciellen,“ der beschreibenden oder descriptiven, oder der
systematischen Anatomie (letzteres im Gegensatz zur „topographischen“
Anatomie) entgegengesezt.
Der Unterschied, worauf man diese fast allgemein übliche Einthei-
lung der Anatomie in die Organologie und Histologie gründet, liegt
also weder in der verschiedenen Behandlungsmethode des Anatomen,
noch in den verschiedenen Qualitäten oder Beziehungen des einzelnen
an sich betrachteten Formbestandtheiles des Körpers, sondern in dem
differenten Verhalten der verschiedenen Formbestandtheile zu einander
und zum ganzen Körper. Es ist der qualitative Unterschied der „Ge-
webe“ und „Elementartheile“ von den „Organen,“ worauf jene Unter-
scheidung basirt, und nicht etwa der Unterschied der verschiedenen
Beziehungen und Eigenschaften, welche das einzelne Organ oder der
einzelne Elementartheil oder das einzelne Gewebe an sich zeigt.
Beiderlei Formbestandtheile des Organismus, die gröberen und
zusammengesetzteren oder Organe, und die feineren und einfacheren oder
Elementartheile und Gewebe, gehören zu denjenigen räumlich abge-
schlossenen Formeinheiten, welche wir oben als „Individuen verschie-
dener Ordnung“ bezeichnet haben. Die übliche Eintheilung der Ana-
tomie in die Organologie und Histologie würde nun haltbar und logisch
richtig sein, wenn die Organe und die Elementartheile die einzigen
derartigen Individuen verschiedener Ordnung wären, welche den Orga-
nismus zusammensetzen. Nun haben wir aber, wie im dritten Buche
gezeigt werden wird, nicht diese zwei, sondern sechs verschiedene
Ordnungen von Individuen zu unterscheiden, welche das complicirte
Gebäude des Organismus zusammensetzen. Diese sechs Ordnungen
von subordinirten Individuen sind: 1. die Plastiden (Cytoden und
Zellen) oder die sogenannten „Elementartheile;“ 2. die Organe (selbst
wieder verschiedener Ordnung: Zellenstöcke, einfache und zusammen-
gesetzte Organe, Organ-Systeme, Organ-Apparate); 3. die Antimeren
oder Gegenstücke, oder homotypischen Theile; 4. die Metameren oder
Folgestücke, oder homodynamen Theile; 5. die Personen oder Proso-
pen, oder Individuen im engeren Sinne; 6. die Stöcke oder Cormen,
Colonieen etc.
Will man nun die qualitativen Unterschiede, welche zwischen die-
sen Individuen verschiedener Ordnung herrschen, zur Eintheilungs-
basis der Anatomie machen, so wird man nicht nur die üblichen zwei
Disciplinen der Histologie und Organologie, sondern man wird deren
sechs verschiedene unterscheiden müssen. Jede dieser Wissenschaften
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/83>, abgerufen am 21.11.2024.
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