Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.als einen ersten Versuch, die Gesammtheit der organischen als einen ersten Versuch, die Gesammtheit der organischen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="16"/> als einen ersten Versuch, die Gesammtheit der organischen<lb/> Entwickelungsprocesse auf ihre elementaren Ursachen zu¬<lb/> rückzuführen und sie so von einem einheitlichen causalen<lb/> Gesichtspunkte aus zu erklären. Gleich seiner Selections-<lb/> Theorie hat auch diese Pangenesis-Hypothese sofort das<lb/> lebhafteste Interesse erweckt und von der einen Seite<lb/> ebenso lebhaften Beifall, als von der anderen entschiedenen<lb/> Widerspruch erfahren. Ich selbst habe in meinen bis¬<lb/> herigen Arbeiten dieselbe nicht berührt und habe so¬<lb/> wohl in der Natürlichen Schöpfungsgeschichte und in<lb/> der Anthropogenie, wie in meinen übrigen Beiträgen zur<lb/> Entwickelungslehre bis heute die Pangenesis absichtlich<lb/> mit Stillschweigen übergangen. Ich brauche wohl nicht<lb/> hinzuzufügen, dass weder Mangel an Interesse noch an<lb/> Hochachtung vor dem scharfsinnigen Autor mich zu diesem<lb/> Stillschweigen veranlasst hat. Vielmehr liegt der wahre<lb/> Grund desselben in Folgendem: von Anfang an, und sofort<lb/> nachdem ich vor acht Jahren mit der Pangenesis bekannt<lb/> geworden, habe ich mich in entschiedenem inneren Wider¬<lb/> spruche mit derselben befunden; einem Antagonismus, der<lb/> um so stärker und unüberwindlicher wurde, je mehr ich<lb/> durch eingehendstes Nachdenken mich mit der Pangenesis<lb/> zu befreunden und durch ihre Anwendung auf die ver¬<lb/> schiedensten Erscheinungen der Entwickelung ihre Brauch¬<lb/> barkeit zu erkennen suchte. Nun war ich aber stets und<lb/> bin auch noch heute von viel zu hoher Verehrung für<lb/><hi rendition="#i">Charles Darwin</hi>, von viel zu aufrichtiger Bewunderung für<lb/> seine leitenden Ideen erfüllt, als dass ich einer so um¬<lb/> fassenden und grossartig angelegtes Hypothese hätte ent¬<lb/> gegentreten und ihre Widerlegung versuchen mögen, ohne<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0022]
als einen ersten Versuch, die Gesammtheit der organischen
Entwickelungsprocesse auf ihre elementaren Ursachen zu¬
rückzuführen und sie so von einem einheitlichen causalen
Gesichtspunkte aus zu erklären. Gleich seiner Selections-
Theorie hat auch diese Pangenesis-Hypothese sofort das
lebhafteste Interesse erweckt und von der einen Seite
ebenso lebhaften Beifall, als von der anderen entschiedenen
Widerspruch erfahren. Ich selbst habe in meinen bis¬
herigen Arbeiten dieselbe nicht berührt und habe so¬
wohl in der Natürlichen Schöpfungsgeschichte und in
der Anthropogenie, wie in meinen übrigen Beiträgen zur
Entwickelungslehre bis heute die Pangenesis absichtlich
mit Stillschweigen übergangen. Ich brauche wohl nicht
hinzuzufügen, dass weder Mangel an Interesse noch an
Hochachtung vor dem scharfsinnigen Autor mich zu diesem
Stillschweigen veranlasst hat. Vielmehr liegt der wahre
Grund desselben in Folgendem: von Anfang an, und sofort
nachdem ich vor acht Jahren mit der Pangenesis bekannt
geworden, habe ich mich in entschiedenem inneren Wider¬
spruche mit derselben befunden; einem Antagonismus, der
um so stärker und unüberwindlicher wurde, je mehr ich
durch eingehendstes Nachdenken mich mit der Pangenesis
zu befreunden und durch ihre Anwendung auf die ver¬
schiedensten Erscheinungen der Entwickelung ihre Brauch¬
barkeit zu erkennen suchte. Nun war ich aber stets und
bin auch noch heute von viel zu hoher Verehrung für
Charles Darwin, von viel zu aufrichtiger Bewunderung für
seine leitenden Ideen erfüllt, als dass ich einer so um¬
fassenden und grossartig angelegtes Hypothese hätte ent¬
gegentreten und ihre Widerlegung versuchen mögen, ohne
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