Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.zirung. Wie schon vorher bemerkt, besitzt die geschlecht¬ 4*
zirung. Wie schon vorher bemerkt, besitzt die geschlecht¬ 4*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="51"/> zirung. Wie schon vorher bemerkt, besitzt die geschlecht¬<lb/> liche Zeugung nicht entfernt die hohe allgemeine Bedeu¬<lb/> tung, welche man ihr noch heute in den weitesten Kreisen<lb/> zuschreibt; und das ist um so mehr hervorzuheben, als<lb/> einerseits dieselbe vorzugsweise gern mit dem mystischen<lb/> Schleier eines übernatürlichen oder höchst geheimnissvollen<lb/> Vorganges verhüllt wird, und als andererseits sogar viele<lb/> hervorragende Naturforscher die Bedeutung dieser Erschei¬<lb/> nung für die Entwickelungslehre ganz unverhältnissmässig<lb/> überschätzen. Da ist denn zunächst ausdrücklich hervor¬<lb/> zuheben, dass erstens eine grosse Menge von niedersten<lb/> Organismen, namentlich die bunte Masse der Protisten,<lb/> viele Protophyten und Protozoen, die geschlechtliche Zeu¬<lb/> gung überhaupt nicht kennen, sondern sich ausschliesslich<lb/> auf ungeschlechtlichem Wege fortpflanzen, (vorzugsweise<lb/> durch einfache Theilung, ausserdem auch durch Knospen¬<lb/> bildung und Sporenbildung). Zweitens ist zu bemerken,<lb/> dass eine scharfe Grenze zwischen geschlechtlicher Zeugung<lb/> (Amphigonie) und ungeschlechtlicher Zeugung (Monogonie)<lb/> nicht besteht, wie schon die unbeständige Conjugation und<lb/> Copulation bei vielen jener niedersten Organismen beweist.<lb/> Drittens ist sehr lehrreich die zerstreute Verbreitung der<lb/> Jungfernzeugung oder Parthenogenesis bei sehr verschie¬<lb/> denen Gruppen von höheren Thieren und Pflanzen; offenbar<lb/> stammen diese von Vorfahren ab, welche geschlechtlich<lb/> differenzirt waren; im Laufe der Zeit ist das männliche<lb/> Geschlecht wieder entbehrlich geworden und verloren ge¬<lb/> gangen. Nicht minder lehrreich ist viertens die häufige<lb/> Verknüpfung der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen<lb/> Zeugung im Generationswechsel einer und derselben Species.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">4*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0057]
zirung. Wie schon vorher bemerkt, besitzt die geschlecht¬
liche Zeugung nicht entfernt die hohe allgemeine Bedeu¬
tung, welche man ihr noch heute in den weitesten Kreisen
zuschreibt; und das ist um so mehr hervorzuheben, als
einerseits dieselbe vorzugsweise gern mit dem mystischen
Schleier eines übernatürlichen oder höchst geheimnissvollen
Vorganges verhüllt wird, und als andererseits sogar viele
hervorragende Naturforscher die Bedeutung dieser Erschei¬
nung für die Entwickelungslehre ganz unverhältnissmässig
überschätzen. Da ist denn zunächst ausdrücklich hervor¬
zuheben, dass erstens eine grosse Menge von niedersten
Organismen, namentlich die bunte Masse der Protisten,
viele Protophyten und Protozoen, die geschlechtliche Zeu¬
gung überhaupt nicht kennen, sondern sich ausschliesslich
auf ungeschlechtlichem Wege fortpflanzen, (vorzugsweise
durch einfache Theilung, ausserdem auch durch Knospen¬
bildung und Sporenbildung). Zweitens ist zu bemerken,
dass eine scharfe Grenze zwischen geschlechtlicher Zeugung
(Amphigonie) und ungeschlechtlicher Zeugung (Monogonie)
nicht besteht, wie schon die unbeständige Conjugation und
Copulation bei vielen jener niedersten Organismen beweist.
Drittens ist sehr lehrreich die zerstreute Verbreitung der
Jungfernzeugung oder Parthenogenesis bei sehr verschie¬
denen Gruppen von höheren Thieren und Pflanzen; offenbar
stammen diese von Vorfahren ab, welche geschlechtlich
differenzirt waren; im Laufe der Zeit ist das männliche
Geschlecht wieder entbehrlich geworden und verloren ge¬
gangen. Nicht minder lehrreich ist viertens die häufige
Verknüpfung der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen
Zeugung im Generationswechsel einer und derselben Species.
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