Händen und Füßen die Sechszahl; nur das Jüngste hatte überall fünf Finger und Zehen, und der sechsfingerige Vater des Kindes wollte dieses letzte daher nicht als das seinige anerkennen.
Sehr auffallend zeigt sich ferner die Vererbungskraft in der Bil- dung und Färbung der menschlichen Haut und Haare. Es ist allbe- kannt, wie genau in vielen menschlichen Familien eine eigenthümliche Beschaffenheit des Hautsystems, z. B. eine besonders weiche oder spröde Haut, eine besondere Ueppigkeit des Haarwuchses, eine besondere Farbe und Größe der Augen u. s. w. viele Generationen hindurch forterbt. Ebenso werden besondere locale Auswüchse und Flecke der Haut, sogenannte Muttermaale, Leberflecke und andere Pigmentan- häufungen, die an bestimmten Stellen vorkommen, gar nicht selten mehrere Generationen hindurch so genau vererbt, daß sie bei den Nach- kommen an denselben Stellen sich zeigen, an denen sie bei den Eltern vorhanden waren. Besonders berühmt geworden sind die Stachel- schweinmenschen aus der Familie Lambert, welche im vorigen Jahr- hundert in London lebte. Edward Lambert, der 1717 geboren wurde, zeichnete sich durch eine ganz ungewöhnliche und monströse Bildung der Haut aus. Der ganze Körper war mit einer zolldicken hornarti- gen Kruste bedeckt, welche sich in Form zahlreicher stachelförmiger und schuppenförmiger Fortsätze (bis über einen Zoll lang) erhob. Diese monströse Bildung der Oberhaut oder Epidermis vererbte Lambert auf seine Söhne und Enkel, aber nicht auf die Enkelinnen. Die Ueber- tragung blieb also hier in der männlichen Linie, wie es auch sonst oft der Fall ist. Ebenso vererbt sich übermäßige Fettentwickelung an gewissen Körperstellen oft nur innerhalb der weiblichen Linie. Wie genau sich die charakteristische Gesichtsbildung erblich überträgt, braucht wohl kaum erinnert zu werden; bald bleibt dieselbe innerhalb der männlichen, bald innerhalb der weiblichen Linie; bald vermischt sie sich in beiden Linien.
Sehr lehrreich und allbekannt sind ferner die Vererbungserschei- nungen pathologischer Zustände, besonders der menschlichen Krankheits- formen. Es sind insbesondere bekanntlich Krankheiten der Athmungs-
Stachelſchweinmenſchen mit monſtroͤſer Haut.
Haͤnden und Fuͤßen die Sechszahl; nur das Juͤngſte hatte uͤberall fuͤnf Finger und Zehen, und der ſechsfingerige Vater des Kindes wollte dieſes letzte daher nicht als das ſeinige anerkennen.
Sehr auffallend zeigt ſich ferner die Vererbungskraft in der Bil- dung und Faͤrbung der menſchlichen Haut und Haare. Es iſt allbe- kannt, wie genau in vielen menſchlichen Familien eine eigenthuͤmliche Beſchaffenheit des Hautſyſtems, z. B. eine beſonders weiche oder ſproͤde Haut, eine beſondere Ueppigkeit des Haarwuchſes, eine beſondere Farbe und Groͤße der Augen u. ſ. w. viele Generationen hindurch forterbt. Ebenſo werden beſondere locale Auswuͤchſe und Flecke der Haut, ſogenannte Muttermaale, Leberflecke und andere Pigmentan- haͤufungen, die an beſtimmten Stellen vorkommen, gar nicht ſelten mehrere Generationen hindurch ſo genau vererbt, daß ſie bei den Nach- kommen an denſelben Stellen ſich zeigen, an denen ſie bei den Eltern vorhanden waren. Beſonders beruͤhmt geworden ſind die Stachel- ſchweinmenſchen aus der Familie Lambert, welche im vorigen Jahr- hundert in London lebte. Edward Lambert, der 1717 geboren wurde, zeichnete ſich durch eine ganz ungewoͤhnliche und monſtroͤſe Bildung der Haut aus. Der ganze Koͤrper war mit einer zolldicken hornarti- gen Kruſte bedeckt, welche ſich in Form zahlreicher ſtachelfoͤrmiger und ſchuppenfoͤrmiger Fortſaͤtze (bis uͤber einen Zoll lang) erhob. Dieſe monſtroͤſe Bildung der Oberhaut oder Epidermis vererbte Lambert auf ſeine Soͤhne und Enkel, aber nicht auf die Enkelinnen. Die Ueber- tragung blieb alſo hier in der maͤnnlichen Linie, wie es auch ſonſt oft der Fall iſt. Ebenſo vererbt ſich uͤbermaͤßige Fettentwickelung an gewiſſen Koͤrperſtellen oft nur innerhalb der weiblichen Linie. Wie genau ſich die charakteriſtiſche Geſichtsbildung erblich uͤbertraͤgt, braucht wohl kaum erinnert zu werden; bald bleibt dieſelbe innerhalb der maͤnnlichen, bald innerhalb der weiblichen Linie; bald vermiſcht ſie ſich in beiden Linien.
Sehr lehrreich und allbekannt ſind ferner die Vererbungserſchei- nungen pathologiſcher Zuſtaͤnde, beſonders der menſchlichen Krankheits- formen. Es ſind insbeſondere bekanntlich Krankheiten der Athmungs-
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Stachelſchweinmenſchen mit monſtroͤſer Haut.
Haͤnden und Fuͤßen die Sechszahl; nur das Juͤngſte hatte uͤberall
fuͤnf Finger und Zehen, und der ſechsfingerige Vater des Kindes
wollte dieſes letzte daher nicht als das ſeinige anerkennen.
Sehr auffallend zeigt ſich ferner die Vererbungskraft in der Bil-
dung und Faͤrbung der menſchlichen Haut und Haare. Es iſt allbe-
kannt, wie genau in vielen menſchlichen Familien eine eigenthuͤmliche
Beſchaffenheit des Hautſyſtems, z. B. eine beſonders weiche oder ſproͤde
Haut, eine beſondere Ueppigkeit des Haarwuchſes, eine beſondere
Farbe und Groͤße der Augen u. ſ. w. viele Generationen hindurch
forterbt. Ebenſo werden beſondere locale Auswuͤchſe und Flecke der
Haut, ſogenannte Muttermaale, Leberflecke und andere Pigmentan-
haͤufungen, die an beſtimmten Stellen vorkommen, gar nicht ſelten
mehrere Generationen hindurch ſo genau vererbt, daß ſie bei den Nach-
kommen an denſelben Stellen ſich zeigen, an denen ſie bei den Eltern
vorhanden waren. Beſonders beruͤhmt geworden ſind die Stachel-
ſchweinmenſchen aus der Familie Lambert, welche im vorigen Jahr-
hundert in London lebte. Edward Lambert, der 1717 geboren wurde,
zeichnete ſich durch eine ganz ungewoͤhnliche und monſtroͤſe Bildung
der Haut aus. Der ganze Koͤrper war mit einer zolldicken hornarti-
gen Kruſte bedeckt, welche ſich in Form zahlreicher ſtachelfoͤrmiger und
ſchuppenfoͤrmiger Fortſaͤtze (bis uͤber einen Zoll lang) erhob. Dieſe
monſtroͤſe Bildung der Oberhaut oder Epidermis vererbte Lambert
auf ſeine Soͤhne und Enkel, aber nicht auf die Enkelinnen. Die Ueber-
tragung blieb alſo hier in der maͤnnlichen Linie, wie es auch ſonſt oft
der Fall iſt. Ebenſo vererbt ſich uͤbermaͤßige Fettentwickelung an
gewiſſen Koͤrperſtellen oft nur innerhalb der weiblichen Linie. Wie
genau ſich die charakteriſtiſche Geſichtsbildung erblich uͤbertraͤgt, braucht
wohl kaum erinnert zu werden; bald bleibt dieſelbe innerhalb der
maͤnnlichen, bald innerhalb der weiblichen Linie; bald vermiſcht ſie ſich
in beiden Linien.
Sehr lehrreich und allbekannt ſind ferner die Vererbungserſchei-
nungen pathologiſcher Zuſtaͤnde, beſonders der menſchlichen Krankheits-
formen. Es ſind insbeſondere bekanntlich Krankheiten der Athmungs-
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/158>, abgerufen am 23.11.2024.
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