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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Brauntange (Phäophyceen oder Fucoideen).
grün und Gelbgrün, bald mehr in Braunroth und Schwarz über-
gehend. Hierher gehören die größten aller Tange, welche zugleich
die längsten von allen Pflanzen sind, die colossalen Riesentange, unter
denen Macrocystis pyrifera an der californischen Küste eine Länge
von 400 Fuß erreicht. Aber auch unter unseren einheimischen Tangen
gehören die ansehnlichsten Formen zu dieser Gruppe, so namentlich
der stattliche Riementang (Laminaria), dessen schleimige olivengrüne
Thalluskörper, riesigen Blättern von 10 -- 15 Fuß Länge, 1/2 -- 1 Fuß
Breite gleichend, in großen Massen an der Küste der Nord- und
Ostsee ausgeworfen werden. Auch der in unseren Meeren gemeine
Blasentang (Fucus vesiculosus), dessen mehrfach gabelförmig ge-
spaltenes Laub durch viele eingeschlossene Luftblasen, (wie bei vielen
anderen Brauntangen) auf dem Wasser schwimmend erhalten wird,
gehört zu dieser Kiasse; ebenso der freischwimmende Sargassotang
(Sargassum bacciferum), welcher die schwimmenden Wiesen oder
Bänke des Sargassomeeres bildet. Aehnliche Brauntange sind es
wahrscheinlich zum größten Theile gewesen, welche während der Pri-
mordialzeit die charakteristischen Tangwälder dieses endlosen Zeitraums
zusammengesetzt haben. Die versteinerten Reste, welche uns von den-
selben (vorzüglich aus der silurischen Zeit) erhalten sind, können uns
allerdings nur eine schwache Vorstellung davon geben, weil auch diese
Tange, gleich den meisten anderen, sich nur schlecht zur Erhaltung im
fossilen Zustande eignen.

Weniger bedeutend war damals vielleicht die vierte und letzte
Klasse der Tange, diejenige der Rosentange (Rhodophyceae)
oder Rothtange (Florideae). Zwar entfaltet auch diese Klasse
einen großen Reichthum verschiedener Formen. Allein die meisten
derselben sind von viel geringerer Größe als die Brauntange. Uebri-
gens stehen sie den letzteren an Vollkommenheit und Differenzirung
der äußeren Form keineswegs nach, übertreffen dieselben vielmehr in
mancher Beziehung. Hierher gehören die schönsten und zierlichsten
aller Tange, welche sowohl durch die feine Fiederung und Zertheilung
ihres Laubkörpers, wie durch reine und zarte rothe Färbung zu den

Brauntange (Phaͤophyceen oder Fucoideen).
gruͤn und Gelbgruͤn, bald mehr in Braunroth und Schwarz uͤber-
gehend. Hierher gehoͤren die groͤßten aller Tange, welche zugleich
die laͤngſten von allen Pflanzen ſind, die coloſſalen Rieſentange, unter
denen Macrocystis pyrifera an der californiſchen Kuͤſte eine Laͤnge
von 400 Fuß erreicht. Aber auch unter unſeren einheimiſchen Tangen
gehoͤren die anſehnlichſten Formen zu dieſer Gruppe, ſo namentlich
der ſtattliche Riementang (Laminaria), deſſen ſchleimige olivengruͤne
Thalluskoͤrper, rieſigen Blaͤttern von 10 — 15 Fuß Laͤnge, ½ — 1 Fuß
Breite gleichend, in großen Maſſen an der Kuͤſte der Nord- und
Oſtſee ausgeworfen werden. Auch der in unſeren Meeren gemeine
Blaſentang (Fucus vesiculosus), deſſen mehrfach gabelfoͤrmig ge-
ſpaltenes Laub durch viele eingeſchloſſene Luftblaſen, (wie bei vielen
anderen Brauntangen) auf dem Waſſer ſchwimmend erhalten wird,
gehoͤrt zu dieſer Kiaſſe; ebenſo der freiſchwimmende Sargaſſotang
(Sargassum bacciferum), welcher die ſchwimmenden Wieſen oder
Baͤnke des Sargaſſomeeres bildet. Aehnliche Brauntange ſind es
wahrſcheinlich zum groͤßten Theile geweſen, welche waͤhrend der Pri-
mordialzeit die charakteriſtiſchen Tangwaͤlder dieſes endloſen Zeitraums
zuſammengeſetzt haben. Die verſteinerten Reſte, welche uns von den-
ſelben (vorzuͤglich aus der ſiluriſchen Zeit) erhalten ſind, koͤnnen uns
allerdings nur eine ſchwache Vorſtellung davon geben, weil auch dieſe
Tange, gleich den meiſten anderen, ſich nur ſchlecht zur Erhaltung im
foſſilen Zuſtande eignen.

Weniger bedeutend war damals vielleicht die vierte und letzte
Klaſſe der Tange, diejenige der Roſentange (Rhodophyceae)
oder Rothtange (Florideae). Zwar entfaltet auch dieſe Klaſſe
einen großen Reichthum verſchiedener Formen. Allein die meiſten
derſelben ſind von viel geringerer Groͤße als die Brauntange. Uebri-
gens ſtehen ſie den letzteren an Vollkommenheit und Differenzirung
der aͤußeren Form keineswegs nach, uͤbertreffen dieſelben vielmehr in
mancher Beziehung. Hierher gehoͤren die ſchoͤnſten und zierlichſten
aller Tange, welche ſowohl durch die feine Fiederung und Zertheilung
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[357/0382] Brauntange (Phaͤophyceen oder Fucoideen). gruͤn und Gelbgruͤn, bald mehr in Braunroth und Schwarz uͤber- gehend. Hierher gehoͤren die groͤßten aller Tange, welche zugleich die laͤngſten von allen Pflanzen ſind, die coloſſalen Rieſentange, unter denen Macrocystis pyrifera an der californiſchen Kuͤſte eine Laͤnge von 400 Fuß erreicht. Aber auch unter unſeren einheimiſchen Tangen gehoͤren die anſehnlichſten Formen zu dieſer Gruppe, ſo namentlich der ſtattliche Riementang (Laminaria), deſſen ſchleimige olivengruͤne Thalluskoͤrper, rieſigen Blaͤttern von 10 — 15 Fuß Laͤnge, ½ — 1 Fuß Breite gleichend, in großen Maſſen an der Kuͤſte der Nord- und Oſtſee ausgeworfen werden. Auch der in unſeren Meeren gemeine Blaſentang (Fucus vesiculosus), deſſen mehrfach gabelfoͤrmig ge- ſpaltenes Laub durch viele eingeſchloſſene Luftblaſen, (wie bei vielen anderen Brauntangen) auf dem Waſſer ſchwimmend erhalten wird, gehoͤrt zu dieſer Kiaſſe; ebenſo der freiſchwimmende Sargaſſotang (Sargassum bacciferum), welcher die ſchwimmenden Wieſen oder Baͤnke des Sargaſſomeeres bildet. Aehnliche Brauntange ſind es wahrſcheinlich zum groͤßten Theile geweſen, welche waͤhrend der Pri- mordialzeit die charakteriſtiſchen Tangwaͤlder dieſes endloſen Zeitraums zuſammengeſetzt haben. Die verſteinerten Reſte, welche uns von den- ſelben (vorzuͤglich aus der ſiluriſchen Zeit) erhalten ſind, koͤnnen uns allerdings nur eine ſchwache Vorſtellung davon geben, weil auch dieſe Tange, gleich den meiſten anderen, ſich nur ſchlecht zur Erhaltung im foſſilen Zuſtande eignen. Weniger bedeutend war damals vielleicht die vierte und letzte Klaſſe der Tange, diejenige der Roſentange (Rhodophyceae) oder Rothtange (Florideae). Zwar entfaltet auch dieſe Klaſſe einen großen Reichthum verſchiedener Formen. Allein die meiſten derſelben ſind von viel geringerer Groͤße als die Brauntange. Uebri- gens ſtehen ſie den letzteren an Vollkommenheit und Differenzirung der aͤußeren Form keineswegs nach, uͤbertreffen dieſelben vielmehr in mancher Beziehung. Hierher gehoͤren die ſchoͤnſten und zierlichſten aller Tange, welche ſowohl durch die feine Fiederung und Zertheilung ihres Laubkoͤrpers, wie durch reine und zarte rothe Faͤrbung zu den

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/382>, abgerufen am 24.11.2024.