Charakteristischer Generationswechsel der Prothalluspflanzen.
pflanzen, und daher faßt man sie neuerdings auch häufig mit diesen als Stockpflanzen oder Cormophyten zusammen. Andrerseits aber gleichen die Mose und Farne den Thalluspflanzen durch den Mangel einer echten Blüthe oder Blume, und daher stellte sie schon Linne mit diesen als Kryptogamen zusammen, im Gegensatz zu den Blumen- pflanzen oder Phanerogamen.
Unter dem Namen "Prothalluspflanzen" vereinigen wir die nächst- verwandten Mose und Farne deshalb, weil bei Beiden sich ein sehr eigenthümlicher und charakteristischer Generationswechsel in der indivi- duellen Entwickelung findet. Jede Art nämlich tritt in zwei verschiede- nen Generationen auf, von denen man die eine gewöhnlich als Vor- keim oder Prothallium bezeichnet, die andere dagegen als den eigentlichen Stock oder Cormus des Moses oder des Farns betrach- tet. Die erste und ursprüngliche Generation, der Vorkeim oder Prothallus, auch das Prothallium genannt, steht noch auf jener nie- deren Stufe der Formbildung, welche alle Thalluspflanzen zeitlebens zeigen, d. h. es sind Stengel und Blattorgane noch nicht gesondert, und der ganze zellige Körper des Vorkeims stellt einen einfachen Thal- lus dar. Die zweite und vollkommenere Generation der Mose und Farne dagegen, der Stock oder Cormus, bildet einen viel höher orga- nisirten Körper, welcher wie bei den Blumenpflanzen in Stengel und Blatt gesondert ist, ausgenommen bei den niedersten Mosen, bei wel- chen auch diese Generation noch auf der niederen Stufe der ursprüng- lichen Thallusbildung stehen bleibt. Mit Ausnahme dieser letzteren erzeugt allgemein bei den Mosen und Farnen die erste Generation, der thallusförmige Vorkeim, eine stockförmige zweite Generation mit Stengel und Blättern; diese erzeugt wiederum den Thallus der ersten Generation u. s. w. Es ist also, wie bei dem gewöhnlichen einfachen Generationswechsel der Thiere, die erste Generation der dritten, fünf- ten u. s. w., die zweite dagegen der vierten, sechsten u. s. w. gleich. (Vergl. oben S. 161).
Von den beiden Hauptklassen der Prothalluspflanzen stehen die Mose im Allgemeinen auf einer viel tieferen Stufe der Ausbildung, als
Charakteriſtiſcher Generationswechſel der Prothalluspflanzen.
pflanzen, und daher faßt man ſie neuerdings auch haͤufig mit dieſen als Stockpflanzen oder Cormophyten zuſammen. Andrerſeits aber gleichen die Moſe und Farne den Thalluspflanzen durch den Mangel einer echten Bluͤthe oder Blume, und daher ſtellte ſie ſchon Linné mit dieſen als Kryptogamen zuſammen, im Gegenſatz zu den Blumen- pflanzen oder Phanerogamen.
Unter dem Namen „Prothalluspflanzen“ vereinigen wir die naͤchſt- verwandten Moſe und Farne deshalb, weil bei Beiden ſich ein ſehr eigenthuͤmlicher und charakteriſtiſcher Generationswechſel in der indivi- duellen Entwickelung findet. Jede Art naͤmlich tritt in zwei verſchiede- nen Generationen auf, von denen man die eine gewoͤhnlich als Vor- keim oder Prothallium bezeichnet, die andere dagegen als den eigentlichen Stock oder Cormus des Moſes oder des Farns betrach- tet. Die erſte und urſpruͤngliche Generation, der Vorkeim oder Prothallus, auch das Prothallium genannt, ſteht noch auf jener nie- deren Stufe der Formbildung, welche alle Thalluspflanzen zeitlebens zeigen, d. h. es ſind Stengel und Blattorgane noch nicht geſondert, und der ganze zellige Koͤrper des Vorkeims ſtellt einen einfachen Thal- lus dar. Die zweite und vollkommenere Generation der Moſe und Farne dagegen, der Stock oder Cormus, bildet einen viel hoͤher orga- niſirten Koͤrper, welcher wie bei den Blumenpflanzen in Stengel und Blatt geſondert iſt, ausgenommen bei den niederſten Moſen, bei wel- chen auch dieſe Generation noch auf der niederen Stufe der urſpruͤng- lichen Thallusbildung ſtehen bleibt. Mit Ausnahme dieſer letzteren erzeugt allgemein bei den Moſen und Farnen die erſte Generation, der thallusfoͤrmige Vorkeim, eine ſtockfoͤrmige zweite Generation mit Stengel und Blaͤttern; dieſe erzeugt wiederum den Thallus der erſten Generation u. ſ. w. Es iſt alſo, wie bei dem gewoͤhnlichen einfachen Generationswechſel der Thiere, die erſte Generation der dritten, fuͤnf- ten u. ſ. w., die zweite dagegen der vierten, ſechſten u. ſ. w. gleich. (Vergl. oben S. 161).
Von den beiden Hauptklaſſen der Prothalluspflanzen ſtehen die Moſe im Allgemeinen auf einer viel tieferen Stufe der Ausbildung, als
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Charakteriſtiſcher Generationswechſel der Prothalluspflanzen.
pflanzen, und daher faßt man ſie neuerdings auch haͤufig mit dieſen
als Stockpflanzen oder Cormophyten zuſammen. Andrerſeits aber
gleichen die Moſe und Farne den Thalluspflanzen durch den Mangel
einer echten Bluͤthe oder Blume, und daher ſtellte ſie ſchon Linné mit
dieſen als Kryptogamen zuſammen, im Gegenſatz zu den Blumen-
pflanzen oder Phanerogamen.
Unter dem Namen „Prothalluspflanzen“ vereinigen wir die naͤchſt-
verwandten Moſe und Farne deshalb, weil bei Beiden ſich ein ſehr
eigenthuͤmlicher und charakteriſtiſcher Generationswechſel in der indivi-
duellen Entwickelung findet. Jede Art naͤmlich tritt in zwei verſchiede-
nen Generationen auf, von denen man die eine gewoͤhnlich als Vor-
keim oder Prothallium bezeichnet, die andere dagegen als den
eigentlichen Stock oder Cormus des Moſes oder des Farns betrach-
tet. Die erſte und urſpruͤngliche Generation, der Vorkeim oder
Prothallus, auch das Prothallium genannt, ſteht noch auf jener nie-
deren Stufe der Formbildung, welche alle Thalluspflanzen zeitlebens
zeigen, d. h. es ſind Stengel und Blattorgane noch nicht geſondert,
und der ganze zellige Koͤrper des Vorkeims ſtellt einen einfachen Thal-
lus dar. Die zweite und vollkommenere Generation der Moſe und
Farne dagegen, der Stock oder Cormus, bildet einen viel hoͤher orga-
niſirten Koͤrper, welcher wie bei den Blumenpflanzen in Stengel und
Blatt geſondert iſt, ausgenommen bei den niederſten Moſen, bei wel-
chen auch dieſe Generation noch auf der niederen Stufe der urſpruͤng-
lichen Thallusbildung ſtehen bleibt. Mit Ausnahme dieſer letzteren
erzeugt allgemein bei den Moſen und Farnen die erſte Generation,
der thallusfoͤrmige Vorkeim, eine ſtockfoͤrmige zweite Generation mit
Stengel und Blaͤttern; dieſe erzeugt wiederum den Thallus der erſten
Generation u. ſ. w. Es iſt alſo, wie bei dem gewoͤhnlichen einfachen
Generationswechſel der Thiere, die erſte Generation der dritten, fuͤnf-
ten u. ſ. w., die zweite dagegen der vierten, ſechſten u. ſ. w. gleich.
(Vergl. oben S. 161).
Von den beiden Hauptklaſſen der Prothalluspflanzen ſtehen die
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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