Die großartigen Fortschritte, welche die Psychologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der Entwickelungs- lehre gemacht hat, gipfeln in der Anerkennung der psycho- logischen Einheit der organischen Welt. Die ver- gleichende Seelenlehre, im Vereine mit der Ontogenie und Phylogenie der Psyche, haben uns zu der Ueberzeugung geführt, daß das organische Leben in allen Abstufungen, vom einfachsten, einzelligen Protisten bis zum Menschen hinauf, aus denselben elementaren Naturkräften sich entwickelt, aus den physiologischen Funktionen der Empfindung und Bewegung. Die Hauptaufgabe der wissenschaftlichen Psychologie wird daher künftig nicht, wie bisher, die ausschließlich subjektive und introspektive Zer- gliederung der höchstentwickelten Philosophen-Seele sein, sondern die objektive und vergleichende Untersuchung der langen Stufen- leiter, auf welcher sich der menschliche Geist allmählich aus einer langen Reihe von niederen thierischen Zuständen entwickelt hat. Die schöne Aufgabe, die einzelnen Stufen dieser psychologischen Skala zu unterscheiden und ihren ununterbrochenen phylogenetischen Zusammenhang nachzuweisen, ist erst in den letzten Decennien unseres Jahrhunderts ernstlich in Angriff genommen worden, vor Allem in dem ausgezeichneten Werke von Romanes (vergl. S. 122). Wir beschränken uns hier auf die kurze Besprechung einiger der allgemeinsten Fragen, welche uns die Erkenntniß jener Stufenleiter vorlegt.
Die großartigen Fortſchritte, welche die Pſychologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der Entwickelungs- lehre gemacht hat, gipfeln in der Anerkennung der pſycho- logiſchen Einheit der organiſchen Welt. Die ver- gleichende Seelenlehre, im Vereine mit der Ontogenie und Phylogenie der Pſyche, haben uns zu der Ueberzeugung geführt, daß das organiſche Leben in allen Abſtufungen, vom einfachſten, einzelligen Protiſten bis zum Menſchen hinauf, aus denſelben elementaren Naturkräften ſich entwickelt, aus den phyſiologiſchen Funktionen der Empfindung und Bewegung. Die Hauptaufgabe der wiſſenſchaftlichen Pſychologie wird daher künftig nicht, wie bisher, die ausſchließlich ſubjektive und introſpektive Zer- gliederung der höchſtentwickelten Philoſophen-Seele ſein, ſondern die objektive und vergleichende Unterſuchung der langen Stufen- leiter, auf welcher ſich der menſchliche Geiſt allmählich aus einer langen Reihe von niederen thieriſchen Zuſtänden entwickelt hat. Die ſchöne Aufgabe, die einzelnen Stufen dieſer pſychologiſchen Skala zu unterſcheiden und ihren ununterbrochenen phylogenetiſchen Zuſammenhang nachzuweiſen, iſt erſt in den letzten Decennien unſeres Jahrhunderts ernſtlich in Angriff genommen worden, vor Allem in dem ausgezeichneten Werke von Romanes (vergl. S. 122). Wir beſchränken uns hier auf die kurze Beſprechung einiger der allgemeinſten Fragen, welche uns die Erkenntniß jener Stufenleiter vorlegt.
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Die großartigen Fortſchritte, welche die Pſychologie in der
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logiſchen Einheit der organiſchen Welt. Die ver-
gleichende Seelenlehre, im Vereine mit der Ontogenie und
Phylogenie der Pſyche, haben uns zu der Ueberzeugung geführt,
daß das organiſche Leben in allen Abſtufungen, vom einfachſten,
einzelligen Protiſten bis zum Menſchen hinauf, aus denſelben
elementaren Naturkräften ſich entwickelt, aus den phyſiologiſchen
Funktionen der Empfindung und Bewegung. Die Hauptaufgabe
der wiſſenſchaftlichen Pſychologie wird daher künftig nicht, wie
bisher, die ausſchließlich ſubjektive und introſpektive Zer-
gliederung der höchſtentwickelten Philoſophen-Seele ſein, ſondern
die objektive und vergleichende Unterſuchung der langen Stufen-
leiter, auf welcher ſich der menſchliche Geiſt allmählich aus einer
langen Reihe von niederen thieriſchen Zuſtänden entwickelt hat.
Die ſchöne Aufgabe, die einzelnen Stufen dieſer pſychologiſchen
Skala zu unterſcheiden und ihren ununterbrochenen phylogenetiſchen
Zuſammenhang nachzuweiſen, iſt erſt in den letzten Decennien
unſeres Jahrhunderts ernſtlich in Angriff genommen worden,
vor Allem in dem ausgezeichneten Werke von Romanes (vergl.
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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. [127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/143>, abgerufen am 21.11.2024.
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