Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

XII. Kraft und Energie.
ohne daß der Aether die Massen-Anziehung der getrennten
Atome vermittelt, da wir keine Fernwirkung annehmen können.
Die Verwandlung einer Energie-Form in die andere, wie sie
das Gesetz von der Erhaltung der Kraft nachweist, bestätigt
zugleich die beständige Wechselwirkung zwischen den beiden
Haupttheilen der Substanz, Aether und Masse.

Kraft und Energie. Das große Grundgesetz der Natur,
welches wir als Substanz-Gesetz an die Spitze aller physika-
lischen Betrachtungen stellen, wurde ursprünglich von Robert
Mayer,
der es aufstellte (1842), und von Helmholtz, der
es ausführte (1847), als das Gesetz von der Erhaltung der
Kraft
bezeichnet. Schon 10 Jahre früher hatte ein anderer
deutscher Naturforscher, Friedrich Mohr in Bonn, die
wesentlichen Grundgedanken desselben klar entwickelt (1837).
Später wurde der alte Begriff der Kraft durch die moderne
Physik von demjenigen der Energie getrennt, der ursprünglich
gleichbedeutend war. Demnach wird jetzt dasselbe Gesetz ge-
wöhnlich als das "Gesetz von der Konstanz der Energie"
bezeichnet. Für die allgemeine Betrachtung desselben, mit der
ich mich hier begnügen muß, und für das große Princip von
der "Erhaltung der Substanz" kommt dieser feinere Unter-
schied nicht in Betracht. Der Leser, der sich dafür interessirt,
findet eine sehr klare Auseinandersetzung darüber z. B. in dem
ausgezeichneten Aufsatz des englischen Physikers Tyndall über
"das Grundgesetz der Natur"*). Dort ist auch eingehend die
universale Bedeutung dieses kosmologischen Grundgesetzes er-
läutert, sowie seine Anwendung auf die wichtigsten Probleme
sehr verschiedener Gebiete. Wir begnügen uns hier mit der
wichtigen Thatsache, daß gegenwärtig das "Energie-Princip"

*) John Tyndall, Fragmente aus den Naturwissenschaften.
Braunschweig 1898.

XII. Kraft und Energie.
ohne daß der Aether die Maſſen-Anziehung der getrennten
Atome vermittelt, da wir keine Fernwirkung annehmen können.
Die Verwandlung einer Energie-Form in die andere, wie ſie
das Geſetz von der Erhaltung der Kraft nachweiſt, beſtätigt
zugleich die beſtändige Wechſelwirkung zwiſchen den beiden
Haupttheilen der Subſtanz, Aether und Maſſe.

Kraft und Energie. Das große Grundgeſetz der Natur,
welches wir als Subſtanz-Geſetz an die Spitze aller phyſika-
liſchen Betrachtungen ſtellen, wurde urſprünglich von Robert
Mayer,
der es aufſtellte (1842), und von Helmholtz, der
es ausführte (1847), als das Geſetz von der Erhaltung der
Kraft
bezeichnet. Schon 10 Jahre früher hatte ein anderer
deutſcher Naturforſcher, Friedrich Mohr in Bonn, die
weſentlichen Grundgedanken desſelben klar entwickelt (1837).
Später wurde der alte Begriff der Kraft durch die moderne
Phyſik von demjenigen der Energie getrennt, der urſprünglich
gleichbedeutend war. Demnach wird jetzt dasſelbe Geſetz ge-
wöhnlich als das „Geſetz von der Konſtanz der Energie
bezeichnet. Für die allgemeine Betrachtung desſelben, mit der
ich mich hier begnügen muß, und für das große Princip von
der „Erhaltung der Subſtanz“ kommt dieſer feinere Unter-
ſchied nicht in Betracht. Der Leſer, der ſich dafür intereſſirt,
findet eine ſehr klare Auseinanderſetzung darüber z. B. in dem
ausgezeichneten Aufſatz des engliſchen Phyſikers Tyndall über
„das Grundgeſetz der Natur“*). Dort iſt auch eingehend die
univerſale Bedeutung dieſes kosmologiſchen Grundgeſetzes er-
läutert, ſowie ſeine Anwendung auf die wichtigſten Probleme
ſehr verſchiedener Gebiete. Wir begnügen uns hier mit der
wichtigen Thatſache, daß gegenwärtig das „Energie-Princip“

*) John Tyndall, Fragmente aus den Naturwiſſenſchaften.
Braunſchweig 1898.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XII.</hi> Kraft und Energie.</fw><lb/>
ohne daß der Aether die Ma&#x017F;&#x017F;en-Anziehung der getrennten<lb/>
Atome vermittelt, da wir keine Fernwirkung annehmen können.<lb/>
Die Verwandlung einer Energie-Form in die andere, wie &#x017F;ie<lb/>
das Ge&#x017F;etz von der Erhaltung der Kraft nachwei&#x017F;t, be&#x017F;tätigt<lb/>
zugleich die be&#x017F;tändige Wech&#x017F;elwirkung zwi&#x017F;chen den beiden<lb/>
Haupttheilen der Sub&#x017F;tanz, <hi rendition="#g">Aether</hi> und <hi rendition="#g">Ma&#x017F;&#x017F;e</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#b">Kraft und Energie.</hi> Das große Grundge&#x017F;etz der Natur,<lb/>
welches wir als Sub&#x017F;tanz-Ge&#x017F;etz an die Spitze aller phy&#x017F;ika-<lb/>
li&#x017F;chen Betrachtungen &#x017F;tellen, wurde ur&#x017F;prünglich von <hi rendition="#g">Robert<lb/>
Mayer,</hi> der es auf&#x017F;tellte (1842), und von <hi rendition="#g">Helmholtz,</hi> der<lb/>
es ausführte (1847), als das Ge&#x017F;etz von der <hi rendition="#g">Erhaltung der<lb/>
Kraft</hi> bezeichnet. Schon 10 Jahre früher hatte ein anderer<lb/>
deut&#x017F;cher Naturfor&#x017F;cher, <hi rendition="#g">Friedrich Mohr</hi> in Bonn, die<lb/>
we&#x017F;entlichen Grundgedanken des&#x017F;elben klar entwickelt (1837).<lb/>
Später wurde der alte Begriff der <hi rendition="#g">Kraft</hi> durch die moderne<lb/>
Phy&#x017F;ik von demjenigen der <hi rendition="#g">Energie</hi> getrennt, der ur&#x017F;prünglich<lb/>
gleichbedeutend war. Demnach wird jetzt das&#x017F;elbe Ge&#x017F;etz ge-<lb/>
wöhnlich als das &#x201E;Ge&#x017F;etz von der <hi rendition="#g">Kon&#x017F;tanz der Energie</hi>&#x201C;<lb/>
bezeichnet. Für die allgemeine Betrachtung des&#x017F;elben, mit der<lb/>
ich mich hier begnügen muß, und für das große Princip von<lb/>
der &#x201E;Erhaltung der Sub&#x017F;tanz&#x201C; kommt die&#x017F;er feinere Unter-<lb/>
&#x017F;chied nicht in Betracht. Der Le&#x017F;er, der &#x017F;ich dafür intere&#x017F;&#x017F;irt,<lb/>
findet eine &#x017F;ehr klare Auseinander&#x017F;etzung darüber z. B. in dem<lb/>
ausgezeichneten Auf&#x017F;atz des engli&#x017F;chen Phy&#x017F;ikers <hi rendition="#g">Tyndall</hi> über<lb/>
&#x201E;das Grundge&#x017F;etz der Natur&#x201C;<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">John Tyndall,</hi> Fragmente aus den Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften.<lb/>
Braun&#x017F;chweig 1898.</note>. Dort i&#x017F;t auch eingehend die<lb/>
univer&#x017F;ale Bedeutung die&#x017F;es kosmologi&#x017F;chen Grundge&#x017F;etzes er-<lb/>
läutert, &#x017F;owie &#x017F;eine Anwendung auf die wichtig&#x017F;ten Probleme<lb/>
&#x017F;ehr ver&#x017F;chiedener Gebiete. Wir begnügen uns hier mit der<lb/>
wichtigen That&#x017F;ache, daß gegenwärtig das &#x201E;Energie-Princip&#x201C;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0281] XII. Kraft und Energie. ohne daß der Aether die Maſſen-Anziehung der getrennten Atome vermittelt, da wir keine Fernwirkung annehmen können. Die Verwandlung einer Energie-Form in die andere, wie ſie das Geſetz von der Erhaltung der Kraft nachweiſt, beſtätigt zugleich die beſtändige Wechſelwirkung zwiſchen den beiden Haupttheilen der Subſtanz, Aether und Maſſe. Kraft und Energie. Das große Grundgeſetz der Natur, welches wir als Subſtanz-Geſetz an die Spitze aller phyſika- liſchen Betrachtungen ſtellen, wurde urſprünglich von Robert Mayer, der es aufſtellte (1842), und von Helmholtz, der es ausführte (1847), als das Geſetz von der Erhaltung der Kraft bezeichnet. Schon 10 Jahre früher hatte ein anderer deutſcher Naturforſcher, Friedrich Mohr in Bonn, die weſentlichen Grundgedanken desſelben klar entwickelt (1837). Später wurde der alte Begriff der Kraft durch die moderne Phyſik von demjenigen der Energie getrennt, der urſprünglich gleichbedeutend war. Demnach wird jetzt dasſelbe Geſetz ge- wöhnlich als das „Geſetz von der Konſtanz der Energie“ bezeichnet. Für die allgemeine Betrachtung desſelben, mit der ich mich hier begnügen muß, und für das große Princip von der „Erhaltung der Subſtanz“ kommt dieſer feinere Unter- ſchied nicht in Betracht. Der Leſer, der ſich dafür intereſſirt, findet eine ſehr klare Auseinanderſetzung darüber z. B. in dem ausgezeichneten Aufſatz des engliſchen Phyſikers Tyndall über „das Grundgeſetz der Natur“ *). Dort iſt auch eingehend die univerſale Bedeutung dieſes kosmologiſchen Grundgeſetzes er- läutert, ſowie ſeine Anwendung auf die wichtigſten Probleme ſehr verſchiedener Gebiete. Wir begnügen uns hier mit der wichtigen Thatſache, daß gegenwärtig das „Energie-Princip“ *) John Tyndall, Fragmente aus den Naturwiſſenſchaften. Braunſchweig 1898.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/281
Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/281>, abgerufen am 22.11.2024.