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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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XIII. Entropie des Weltalls.
bei welchen unter gewissen Bedingungen die gebundene
Wärme nicht in Arbeit zurückverwandelt werden kann. So kann
z. B. bei der Dampfmaschine die Wärme nur dann in mechanische
Arbeit umgewandelt werden, wenn sie aus einem wärmeren
Körper (Dampf) in einen kälteren (Kühlwasser) übergeht, aber
nicht umgekehrt. Im großen Ganzen des Weltalls herrschen
aber ganz andere Verhältnisse; hier sind Bedingungen gegeben,
in denen auch die umgekehrte Verwandlung der latenten Wärme
in mechanische Arbeit stattfinden kann. So werden z. B. beim
Zusammenstoße von zwei Weltkörpern, die mit ungeheurer Ge-
schwindigkeit auf einander treffen, kolossale Wärme-Mengen frei,
während die zerstäubten Massen in den Weltraum hinaus-
geschleudert und zerstreut werden. Das ewige Spiel der rotirenden
Massen mit Verdichtung der Theile, Ballung neuer kleiner Meteo-
riten, Vereinigung derselben zu größeren u. s. w. beginnt dann
von Neuem *).

II. Monistische Geogenie. Die Entwickelungsgeschichte der
Erde, auf die wir jetzt noch einen flüchtigen Blick werfen, bildet
nur einen winzig kleinen Theil von derjenigen des Kosmos. Sie
ist zwar auch gleich dieser seit mehreren Jahrtausenden Gegen-
stand der philosophischen Spekulation und noch mehr der mytho-
logischen Dichtung gewesen; aber ihre wirklich wissenschaftliche
Erkenntniß ist viel jünger und stammt zum weitaus größten
Theile aus unserem 19. Jahrhundert. Im Princip war die
Natur der Erde, als eines Planeten der um die Sonne kreist,
schon durch das Weltsystem des Kopernikus (1543) bestimmt;
durch Galilei, Keppler und andere große Astronomen war
ihr Abstand von der Sonne, ihr Bewegungs-Gesetz u. s. w.
mathematisch festgestellt. Auch war bereits durch die Kosmogenie
von Kant und Laplace der Weg gezeigt, auf welchem sich

*) Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.

XIII. Entropie des Weltalls.
bei welchen unter gewiſſen Bedingungen die gebundene
Wärme nicht in Arbeit zurückverwandelt werden kann. So kann
z. B. bei der Dampfmaſchine die Wärme nur dann in mechaniſche
Arbeit umgewandelt werden, wenn ſie aus einem wärmeren
Körper (Dampf) in einen kälteren (Kühlwaſſer) übergeht, aber
nicht umgekehrt. Im großen Ganzen des Weltalls herrſchen
aber ganz andere Verhältniſſe; hier ſind Bedingungen gegeben,
in denen auch die umgekehrte Verwandlung der latenten Wärme
in mechaniſche Arbeit ſtattfinden kann. So werden z. B. beim
Zuſammenſtoße von zwei Weltkörpern, die mit ungeheurer Ge-
ſchwindigkeit auf einander treffen, koloſſale Wärme-Mengen frei,
während die zerſtäubten Maſſen in den Weltraum hinaus-
geſchleudert und zerſtreut werden. Das ewige Spiel der rotirenden
Maſſen mit Verdichtung der Theile, Ballung neuer kleiner Meteo-
riten, Vereinigung derſelben zu größeren u. ſ. w. beginnt dann
von Neuem *).

II. Moniſtiſche Geogenie. Die Entwickelungsgeſchichte der
Erde, auf die wir jetzt noch einen flüchtigen Blick werfen, bildet
nur einen winzig kleinen Theil von derjenigen des Kosmos. Sie
iſt zwar auch gleich dieſer ſeit mehreren Jahrtauſenden Gegen-
ſtand der philoſophiſchen Spekulation und noch mehr der mytho-
logiſchen Dichtung geweſen; aber ihre wirklich wiſſenſchaftliche
Erkenntniß iſt viel jünger und ſtammt zum weitaus größten
Theile aus unſerem 19. Jahrhundert. Im Princip war die
Natur der Erde, als eines Planeten der um die Sonne kreiſt,
ſchon durch das Weltſyſtem des Kopernikus (1543) beſtimmt;
durch Galilei, Keppler und andere große Aſtronomen war
ihr Abſtand von der Sonne, ihr Bewegungs-Geſetz u. ſ. w.
mathematiſch feſtgeſtellt. Auch war bereits durch die Kosmogenie
von Kant und Laplace der Weg gezeigt, auf welchem ſich

*) Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.
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[287/0303] XIII. Entropie des Weltalls. bei welchen unter gewiſſen Bedingungen die gebundene Wärme nicht in Arbeit zurückverwandelt werden kann. So kann z. B. bei der Dampfmaſchine die Wärme nur dann in mechaniſche Arbeit umgewandelt werden, wenn ſie aus einem wärmeren Körper (Dampf) in einen kälteren (Kühlwaſſer) übergeht, aber nicht umgekehrt. Im großen Ganzen des Weltalls herrſchen aber ganz andere Verhältniſſe; hier ſind Bedingungen gegeben, in denen auch die umgekehrte Verwandlung der latenten Wärme in mechaniſche Arbeit ſtattfinden kann. So werden z. B. beim Zuſammenſtoße von zwei Weltkörpern, die mit ungeheurer Ge- ſchwindigkeit auf einander treffen, koloſſale Wärme-Mengen frei, während die zerſtäubten Maſſen in den Weltraum hinaus- geſchleudert und zerſtreut werden. Das ewige Spiel der rotirenden Maſſen mit Verdichtung der Theile, Ballung neuer kleiner Meteo- riten, Vereinigung derſelben zu größeren u. ſ. w. beginnt dann von Neuem *). II. Moniſtiſche Geogenie. Die Entwickelungsgeſchichte der Erde, auf die wir jetzt noch einen flüchtigen Blick werfen, bildet nur einen winzig kleinen Theil von derjenigen des Kosmos. Sie iſt zwar auch gleich dieſer ſeit mehreren Jahrtauſenden Gegen- ſtand der philoſophiſchen Spekulation und noch mehr der mytho- logiſchen Dichtung geweſen; aber ihre wirklich wiſſenſchaftliche Erkenntniß iſt viel jünger und ſtammt zum weitaus größten Theile aus unſerem 19. Jahrhundert. Im Princip war die Natur der Erde, als eines Planeten der um die Sonne kreiſt, ſchon durch das Weltſyſtem des Kopernikus (1543) beſtimmt; durch Galilei, Keppler und andere große Aſtronomen war ihr Abſtand von der Sonne, ihr Bewegungs-Geſetz u. ſ. w. mathematiſch feſtgeſtellt. Auch war bereits durch die Kosmogenie von Kant und Laplace der Weg gezeigt, auf welchem ſich *) Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/303>, abgerufen am 22.11.2024.