Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.Mikroskopische Anatomie des Menschen. II. zusammensetzen, und daß diese "Elementar-Organismen" diewahren, selbstthätigen Staatsbürger sind, die, zu Milliarden ver- einigt, unsern Körper, den "Zellenstaat", aufbauen. Alle diese Zellen entstehen durch oft wiederholte Theilung aus einer ein- zigen, einfachen Zelle, aus der "Stammzelle" oder "be- fruchteten Eizelle" (Cytula). Die allgemeine Struktur und Zu- sammensetzung der Gewebe ist beim Menschen dieselbe wie bei den übrigen Wirbelthieren. Unter diesen zeichnen sich die Säugethiere, die jüngste und höchst entwickelte Klasse, durch ge- wisse besondere, spät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So ist z. B. die mikroskopische Bildung der Haare, der Hautdrüsen, der Milchdrüsen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz eigen- thümlich und verschieden von derjenigen der übrigen Vertebraten; der Mensch ist auch in allen diesen feinsten histologischen Be- ziehungen ein echtes Säugethier. Die mikroskopischen Forschungen von Albert Kölliker Wirbelthier-Natur des Menschen. Unser gesammter Mikroſkopiſche Anatomie des Menſchen. II. zuſammenſetzen, und daß dieſe „Elementar-Organismen“ diewahren, ſelbſtthätigen Staatsbürger ſind, die, zu Milliarden ver- einigt, unſern Körper, den „Zellenſtaat“, aufbauen. Alle dieſe Zellen entſtehen durch oft wiederholte Theilung aus einer ein- zigen, einfachen Zelle, aus der „Stammzelle“ oder „be- fruchteten Eizelle“ (Cytula). Die allgemeine Struktur und Zu- ſammenſetzung der Gewebe iſt beim Menſchen dieſelbe wie bei den übrigen Wirbelthieren. Unter dieſen zeichnen ſich die Säugethiere, die jüngſte und höchſt entwickelte Klaſſe, durch ge- wiſſe beſondere, ſpät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So iſt z. B. die mikroſkopiſche Bildung der Haare, der Hautdrüſen, der Milchdrüſen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz eigen- thümlich und verſchieden von derjenigen der übrigen Vertebraten; der Menſch iſt auch in allen dieſen feinſten hiſtologiſchen Be- ziehungen ein echtes Säugethier. Die mikroſkopiſchen Forſchungen von Albert Kölliker Wirbelthier-Natur des Menſchen. Unſer geſammter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="32"/><fw place="top" type="header">Mikroſkopiſche Anatomie des Menſchen. <hi rendition="#aq">II.</hi></fw><lb/> zuſammenſetzen, und daß dieſe „Elementar-Organismen“ die<lb/> wahren, ſelbſtthätigen Staatsbürger ſind, die, zu Milliarden ver-<lb/> einigt, unſern Körper, den „Zellenſtaat“, aufbauen. Alle dieſe<lb/> Zellen entſtehen durch oft wiederholte Theilung aus einer ein-<lb/> zigen, einfachen Zelle, aus der „<hi rendition="#g">Stammzelle</hi>“ oder „be-<lb/> fruchteten Eizelle“ <hi rendition="#aq">(Cytula)</hi>. Die allgemeine Struktur und Zu-<lb/> ſammenſetzung der Gewebe iſt beim Menſchen dieſelbe wie bei<lb/> den übrigen <hi rendition="#g">Wirbelthieren</hi>. Unter dieſen zeichnen ſich die<lb/> Säugethiere, die jüngſte und höchſt entwickelte Klaſſe, durch ge-<lb/> wiſſe beſondere, ſpät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So<lb/> iſt z. B. die mikroſkopiſche Bildung der Haare, der Hautdrüſen,<lb/> der Milchdrüſen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz eigen-<lb/> thümlich und verſchieden von derjenigen der übrigen Vertebraten;<lb/> der <hi rendition="#g">Menſch</hi> iſt auch in allen dieſen feinſten hiſtologiſchen Be-<lb/> ziehungen ein <hi rendition="#g">echtes Säugethier</hi>.</p><lb/> <p>Die mikroſkopiſchen Forſchungen von <hi rendition="#g">Albert Kölliker</hi><lb/> und von <hi rendition="#g">Franz Leydig</hi> (ebenfalls in Würzburg) erweiterten<lb/> nicht nur unſere Kenntniß vom feineren Körperbau des Menſchen<lb/> und der Thiere nach allen Richtungen, ſondern ſie wurden auch<lb/> beſonders wichtig durch die Verbindung mit der <hi rendition="#g">Entwicke-<lb/> lungsgeſchichte der Zelle</hi> und der Gewebe; ſie beſtätigten<lb/> namentlich die wichtige Theorie von <hi rendition="#g">Carl Theodor Siebold</hi><lb/> (1845), daß die niedrigſten Thiere, die Infuſorien und Rhizo-<lb/> poden, <hi rendition="#g">einzellige Organismen</hi> ſind.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wirbelthier-Natur des Menſchen.</hi> Unſer geſammter<lb/> Körperbau zeigt ſowohl in der gröberen als in der feineren Zu-<lb/> ſammenſetzung den charakteriſtiſchen Typus der <hi rendition="#g">Wirbelthiere</hi><lb/><hi rendition="#aq">(Vertebrata)</hi>. Dieſe wichtigſte und höchſt entwickelte Haupt-<lb/> gruppe des Thierreichs wurde in ihrer natürlichen Einheit zuerſt<lb/> 1801 von dem großen <hi rendition="#g">Lamarck</hi> erkannt; er faßte unter dieſem<lb/> Begriffe die vier höheren Thierklaſſen von <hi rendition="#g">Linn<hi rendition="#aq">é</hi></hi> zuſammen:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0048]
Mikroſkopiſche Anatomie des Menſchen. II.
zuſammenſetzen, und daß dieſe „Elementar-Organismen“ die
wahren, ſelbſtthätigen Staatsbürger ſind, die, zu Milliarden ver-
einigt, unſern Körper, den „Zellenſtaat“, aufbauen. Alle dieſe
Zellen entſtehen durch oft wiederholte Theilung aus einer ein-
zigen, einfachen Zelle, aus der „Stammzelle“ oder „be-
fruchteten Eizelle“ (Cytula). Die allgemeine Struktur und Zu-
ſammenſetzung der Gewebe iſt beim Menſchen dieſelbe wie bei
den übrigen Wirbelthieren. Unter dieſen zeichnen ſich die
Säugethiere, die jüngſte und höchſt entwickelte Klaſſe, durch ge-
wiſſe beſondere, ſpät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So
iſt z. B. die mikroſkopiſche Bildung der Haare, der Hautdrüſen,
der Milchdrüſen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz eigen-
thümlich und verſchieden von derjenigen der übrigen Vertebraten;
der Menſch iſt auch in allen dieſen feinſten hiſtologiſchen Be-
ziehungen ein echtes Säugethier.
Die mikroſkopiſchen Forſchungen von Albert Kölliker
und von Franz Leydig (ebenfalls in Würzburg) erweiterten
nicht nur unſere Kenntniß vom feineren Körperbau des Menſchen
und der Thiere nach allen Richtungen, ſondern ſie wurden auch
beſonders wichtig durch die Verbindung mit der Entwicke-
lungsgeſchichte der Zelle und der Gewebe; ſie beſtätigten
namentlich die wichtige Theorie von Carl Theodor Siebold
(1845), daß die niedrigſten Thiere, die Infuſorien und Rhizo-
poden, einzellige Organismen ſind.
Wirbelthier-Natur des Menſchen. Unſer geſammter
Körperbau zeigt ſowohl in der gröberen als in der feineren Zu-
ſammenſetzung den charakteriſtiſchen Typus der Wirbelthiere
(Vertebrata). Dieſe wichtigſte und höchſt entwickelte Haupt-
gruppe des Thierreichs wurde in ihrer natürlichen Einheit zuerſt
1801 von dem großen Lamarck erkannt; er faßte unter dieſem
Begriffe die vier höheren Thierklaſſen von Linné zuſammen:
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