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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Tetrapoden-Natur des Menschen. II.
gekehrt das Rückengefäß oder "Dorsal-Herz" für die Glieder-
thiere und Weichthiere. Nicht minder eigenthümlich ist bei allen
Vertebraten die frühzeitige Scheidung des Darmrohres in einen
zur Athmung dienenden Kopfdarm (oder "Kiemendarm") und
einen die Verdauung bewirkenden Rumpfdarm mit der Leber
(daher "Leberdarm"); ferner die Gliederung des Muskel-
systems, die besondere Bildung der Harn- und Geschlechtsorgane
u. s. w. In allen diesen anatomischen Beziehungen ist der
Mensch ein echtes Wirbelthier
.

Tetrapoden-Natur des Menschen. Mit der Bezeichnung
Vierfüßer (Tetrapoda) hatte schon Aristoteles alle jene
höheren, blutführenden Thiere belegt, welche sich durch den Besitz
von zwei Beinpaaren auszeichnen. Später wurde dieser Begriff
erweitert und mit der lateinischen Bezeichnung Quadrupeda
vertauscht, nachdem Cuvier gezeigt hatte, daß auch die "zwei-
beinigen" Vögel und Menschen eigentlich Vierfüßer sind; er
wies nach, daß das innere Knochengerüste der vier Beine bei
allen höheren landbewohnenden Vertebraten, von den Amphibien
aufwärts bis zum Menschen, ursprünglich in gleicher Weise aus
einer bestimmten Zahl von Gliedern zusammengesetzt ist. Auch
die "Arme" des Menschen, die "Flügel" der Fledermäuse und
Vögel zeigen denselben typischen Skelettbau wie die "Vorder-
beine" der laufenden, eigentlich vierfüßigen Thiere.

Diese anatomische Einheit des verwickelten Knochen-
gerüstes in den vier Gliedmaßen aller Tetrapoden ist sehr
wichtig
. Um sich wirklich davon zu überzeugen, braucht man
bloß das Skelett eines Salamanders oder Frosches mit dem-
jenigen eines Affen oder Menschen aufmerksam zu vergleichen.
Da sieht man sofort, daß vorn der Schultergürtel und hinten
der Beckengürtel aus denselben Hauptstücken zusammengesetzt ist
wie bei den übrigen "Vierfüßern". Ueberall sehen wir, daß das
erste Glied des eigentlichen Beines nur einen einzigen starken
Röhrenknochen enthält (vorn den Oberarm, Humerus; hinten den

Tetrapoden-Natur des Menſchen. II.
gekehrt das Rückengefäß oder „Dorſal-Herz“ für die Glieder-
thiere und Weichthiere. Nicht minder eigenthümlich iſt bei allen
Vertebraten die frühzeitige Scheidung des Darmrohres in einen
zur Athmung dienenden Kopfdarm (oder „Kiemendarm“) und
einen die Verdauung bewirkenden Rumpfdarm mit der Leber
(daher „Leberdarm“); ferner die Gliederung des Muskel-
ſyſtems, die beſondere Bildung der Harn- und Geſchlechtsorgane
u. ſ. w. In allen dieſen anatomiſchen Beziehungen iſt der
Menſch ein echtes Wirbelthier
.

Tetrapoden-Natur des Menſchen. Mit der Bezeichnung
Vierfüßer (Tetrapoda) hatte ſchon Ariſtoteles alle jene
höheren, blutführenden Thiere belegt, welche ſich durch den Beſitz
von zwei Beinpaaren auszeichnen. Später wurde dieſer Begriff
erweitert und mit der lateiniſchen Bezeichnung Quadrupeda
vertauſcht, nachdem Cuvier gezeigt hatte, daß auch die „zwei-
beinigen“ Vögel und Menſchen eigentlich Vierfüßer ſind; er
wies nach, daß das innere Knochengerüſte der vier Beine bei
allen höheren landbewohnenden Vertebraten, von den Amphibien
aufwärts bis zum Menſchen, urſprünglich in gleicher Weiſe aus
einer beſtimmten Zahl von Gliedern zuſammengeſetzt iſt. Auch
die „Arme“ des Menſchen, die „Flügel“ der Fledermäuſe und
Vögel zeigen denſelben typiſchen Skelettbau wie die „Vorder-
beine“ der laufenden, eigentlich vierfüßigen Thiere.

Dieſe anatomiſche Einheit des verwickelten Knochen-
gerüſtes in den vier Gliedmaßen aller Tetrapoden iſt ſehr
wichtig
. Um ſich wirklich davon zu überzeugen, braucht man
bloß das Skelett eines Salamanders oder Froſches mit dem-
jenigen eines Affen oder Menſchen aufmerkſam zu vergleichen.
Da ſieht man ſofort, daß vorn der Schultergürtel und hinten
der Beckengürtel aus denſelben Hauptſtücken zuſammengeſetzt iſt
wie bei den übrigen „Vierfüßern“. Ueberall ſehen wir, daß das
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Röhrenknochen enthält (vorn den Oberarm, Humeruſ; hinten den

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[34/0050] Tetrapoden-Natur des Menſchen. II. gekehrt das Rückengefäß oder „Dorſal-Herz“ für die Glieder- thiere und Weichthiere. Nicht minder eigenthümlich iſt bei allen Vertebraten die frühzeitige Scheidung des Darmrohres in einen zur Athmung dienenden Kopfdarm (oder „Kiemendarm“) und einen die Verdauung bewirkenden Rumpfdarm mit der Leber (daher „Leberdarm“); ferner die Gliederung des Muskel- ſyſtems, die beſondere Bildung der Harn- und Geſchlechtsorgane u. ſ. w. In allen dieſen anatomiſchen Beziehungen iſt der Menſch ein echtes Wirbelthier. Tetrapoden-Natur des Menſchen. Mit der Bezeichnung Vierfüßer (Tetrapoda) hatte ſchon Ariſtoteles alle jene höheren, blutführenden Thiere belegt, welche ſich durch den Beſitz von zwei Beinpaaren auszeichnen. Später wurde dieſer Begriff erweitert und mit der lateiniſchen Bezeichnung Quadrupeda vertauſcht, nachdem Cuvier gezeigt hatte, daß auch die „zwei- beinigen“ Vögel und Menſchen eigentlich Vierfüßer ſind; er wies nach, daß das innere Knochengerüſte der vier Beine bei allen höheren landbewohnenden Vertebraten, von den Amphibien aufwärts bis zum Menſchen, urſprünglich in gleicher Weiſe aus einer beſtimmten Zahl von Gliedern zuſammengeſetzt iſt. Auch die „Arme“ des Menſchen, die „Flügel“ der Fledermäuſe und Vögel zeigen denſelben typiſchen Skelettbau wie die „Vorder- beine“ der laufenden, eigentlich vierfüßigen Thiere. Dieſe anatomiſche Einheit des verwickelten Knochen- gerüſtes in den vier Gliedmaßen aller Tetrapoden iſt ſehr wichtig. Um ſich wirklich davon zu überzeugen, braucht man bloß das Skelett eines Salamanders oder Froſches mit dem- jenigen eines Affen oder Menſchen aufmerkſam zu vergleichen. Da ſieht man ſofort, daß vorn der Schultergürtel und hinten der Beckengürtel aus denſelben Hauptſtücken zuſammengeſetzt iſt wie bei den übrigen „Vierfüßern“. Ueberall ſehen wir, daß das erſte Glied des eigentlichen Beines nur einen einzigen ſtarken Röhrenknochen enthält (vorn den Oberarm, Humeruſ; hinten den

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/50>, abgerufen am 21.11.2024.