Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.Keimesgeschichte der Menschenaffen. IV. bei den Menschenaffen finden, insbesondere beim Orang(Satyrus), während sie den niederen Affen fehlen. Also be- stätigte sich auch hier wieder der Pithecometra-Satz von Huxley: "Die Unterschiede zwischen den Menschen und den Menschenaffen sind geringer als diejenigen zwischen den letzteren und den niederen Affen." Die angeblichen "Beweise gegen die nahe Blutsverwandtschaft des Menschen und der Affen" er- gaben sich bei genauer Untersuchung der thatsächlichen Ver- hältnisse auch hier wieder umgekehrt als wichtige Gründe zu Gunsten derselben. Jeder Naturforscher, der mit offenen Augen in diese dunkeln, Keimesgeſchichte der Menſchenaffen. IV. bei den Menſchenaffen finden, insbeſondere beim Orang(Satyruſ), während ſie den niederen Affen fehlen. Alſo be- ſtätigte ſich auch hier wieder der Pithecometra-Satz von Huxley: „Die Unterſchiede zwiſchen den Menſchen und den Menſchenaffen ſind geringer als diejenigen zwiſchen den letzteren und den niederen Affen.“ Die angeblichen „Beweiſe gegen die nahe Blutsverwandtſchaft des Menſchen und der Affen“ er- gaben ſich bei genauer Unterſuchung der thatſächlichen Ver- hältniſſe auch hier wieder umgekehrt als wichtige Gründe zu Gunſten derſelben. Jeder Naturforſcher, der mit offenen Augen in dieſe dunkeln, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="80"/><fw place="top" type="header">Keimesgeſchichte der Menſchenaffen. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/> bei den <hi rendition="#g">Menſchenaffen</hi> finden, insbeſondere beim Orang<lb/><hi rendition="#aq">(Satyruſ)</hi>, während ſie den niederen Affen fehlen. Alſo be-<lb/> ſtätigte ſich auch hier wieder der <hi rendition="#g">Pithecometra-Satz</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Huxley</hi>: „Die Unterſchiede zwiſchen den Menſchen und den<lb/> Menſchenaffen ſind geringer als diejenigen zwiſchen den letzteren<lb/> und den niederen Affen.“ Die angeblichen „Beweiſe <hi rendition="#g">gegen</hi><lb/> die nahe Blutsverwandtſchaft des Menſchen und der Affen“ er-<lb/> gaben ſich bei genauer Unterſuchung der thatſächlichen Ver-<lb/> hältniſſe auch hier wieder umgekehrt als wichtige Gründe <hi rendition="#g">zu<lb/> Gunſten</hi> derſelben.</p><lb/> <p>Jeder Naturforſcher, der mit offenen Augen in dieſe dunkeln,<lb/> aber höchſt intereſſanten Labyrinth-Gänge unſerer Keimes-<lb/> geſchichte tiefer eindringt, und der im Stande iſt, ſie kritiſch<lb/> mit derjenigen der übrigen Säugethiere zu vergleichen, wird in<lb/> denſelben die bedeutungsvollſten Lichtträger für das Verſtändniß<lb/> unſerer Stammesgeſchichte finden. Denn die verſchiedenen<lb/> Stufen der Keimbildung werfen als <hi rendition="#g">palingenetiſche</hi> Ver-<lb/> erbungs-Phänomene ein helles Licht auf die entſprechenden<lb/> Stufen unſerer Ahnen-Reihe, gemäß dem biogenetiſchen<lb/> Grundgeſetze. Aber auch die <hi rendition="#g">cenogenetiſchen</hi> Anpaſſungs-<lb/> Erſcheinungen, die Bildung der vergänglichen Embryonal-Organe —<lb/> der charakteriſtiſchen Keimhüllen, und vor allem der Placenta —<lb/> geben uns ganz beſtimmte Aufſchlüſſe über unſere nahe <hi rendition="#g">Stamm-<lb/> verwandtſchaft mit den Primaten</hi>.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [80/0096]
Keimesgeſchichte der Menſchenaffen. IV.
bei den Menſchenaffen finden, insbeſondere beim Orang
(Satyruſ), während ſie den niederen Affen fehlen. Alſo be-
ſtätigte ſich auch hier wieder der Pithecometra-Satz von
Huxley: „Die Unterſchiede zwiſchen den Menſchen und den
Menſchenaffen ſind geringer als diejenigen zwiſchen den letzteren
und den niederen Affen.“ Die angeblichen „Beweiſe gegen
die nahe Blutsverwandtſchaft des Menſchen und der Affen“ er-
gaben ſich bei genauer Unterſuchung der thatſächlichen Ver-
hältniſſe auch hier wieder umgekehrt als wichtige Gründe zu
Gunſten derſelben.
Jeder Naturforſcher, der mit offenen Augen in dieſe dunkeln,
aber höchſt intereſſanten Labyrinth-Gänge unſerer Keimes-
geſchichte tiefer eindringt, und der im Stande iſt, ſie kritiſch
mit derjenigen der übrigen Säugethiere zu vergleichen, wird in
denſelben die bedeutungsvollſten Lichtträger für das Verſtändniß
unſerer Stammesgeſchichte finden. Denn die verſchiedenen
Stufen der Keimbildung werfen als palingenetiſche Ver-
erbungs-Phänomene ein helles Licht auf die entſprechenden
Stufen unſerer Ahnen-Reihe, gemäß dem biogenetiſchen
Grundgeſetze. Aber auch die cenogenetiſchen Anpaſſungs-
Erſcheinungen, die Bildung der vergänglichen Embryonal-Organe —
der charakteriſtiſchen Keimhüllen, und vor allem der Placenta —
geben uns ganz beſtimmte Aufſchlüſſe über unſere nahe Stamm-
verwandtſchaft mit den Primaten.
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