Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742.Die Vögel lieben hier und singen. Es liebt, der in den Lüften schwebt; Es liebt, was kaum der Fittich hebt, Und suchet aus dem Nest zu dringen: Weil alles nach der Freyheit strebt. Die Nachtigall in diesen Sträuchen Gleicht in der süssen Stimme dir; Jn ihrer Scherzlust gleicht sie mir: Und sucht, uns beyden mehr zu gleichen, Die sichern Schatten, so wie wir. Die Lerche steiget in die Höhe. Jhr angenehmer Lustgesang Verehrt und lobet lebenslang Die freye Liebe, nicht die Ehe; Die stete Wahl, und keinen Zwang. Wie scherzt und hüpfet durch die Felder Die oft gepaarte Wachtelbrut! Die frohen Schläge, die sie thut, Erschallen in die nahen Wälder, Und tönen nur von Lust und Muth. Wie buhlen dort die Turteltauben! Wer kann ihr Girren nicht verstehn? Die Liebe macht es doppelt schön, Und will und soll uns auch erlauben, Das Schnäbeln ihnen abzusehn. Der Sperling theilt sein kurzes Leben Jn Zwitschern und in Lieben ein. Man weiß, er liebet ungemein. Will man sein Singen nicht erheben; So wird er wol zu trösten seyn. Die Voͤgel lieben hier und ſingen. Es liebt, der in den Luͤften ſchwebt; Es liebt, was kaum der Fittich hebt, Und ſuchet aus dem Neſt zu dringen: Weil alles nach der Freyheit ſtrebt. Die Nachtigall in dieſen Straͤuchen Gleicht in der ſuͤſſen Stimme dir; Jn ihrer Scherzluſt gleicht ſie mir: Und ſucht, uns beyden mehr zu gleichen, Die ſichern Schatten, ſo wie wir. Die Lerche ſteiget in die Hoͤhe. Jhr angenehmer Luſtgeſang Verehrt und lobet lebenslang Die freye Liebe, nicht die Ehe; Die ſtete Wahl, und keinen Zwang. Wie ſcherzt und huͤpfet durch die Felder Die oft gepaarte Wachtelbrut! Die frohen Schlaͤge, die ſie thut, Erſchallen in die nahen Waͤlder, Und toͤnen nur von Luſt und Muth. Wie buhlen dort die Turteltauben! Wer kann ihr Girren nicht verſtehn? Die Liebe macht es doppelt ſchoͤn, Und will und ſoll uns auch erlauben, Das Schnaͤbeln ihnen abzuſehn. Der Sperling theilt ſein kurzes Leben Jn Zwitſchern und in Lieben ein. Man weiß, er liebet ungemein. Will man ſein Singen nicht erheben; So wird er wol zu troͤſten ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="31"/> <lg> <l>Die Voͤgel lieben hier und ſingen.</l><lb/> <l>Es liebt, der in den Luͤften ſchwebt;</l><lb/> <l>Es liebt, was kaum der Fittich hebt,</l><lb/> <l>Und ſuchet aus dem Neſt zu dringen:</l><lb/> <l>Weil alles nach der Freyheit ſtrebt.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Die Nachtigall in dieſen Straͤuchen</l><lb/> <l>Gleicht in der ſuͤſſen Stimme dir;</l><lb/> <l>Jn ihrer Scherzluſt gleicht ſie mir:</l><lb/> <l>Und ſucht, uns beyden mehr zu gleichen,</l><lb/> <l>Die ſichern Schatten, ſo wie wir.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Die Lerche ſteiget in die Hoͤhe.</l><lb/> <l>Jhr angenehmer Luſtgeſang</l><lb/> <l>Verehrt und lobet lebenslang</l><lb/> <l>Die freye Liebe, nicht die Ehe;</l><lb/> <l>Die ſtete Wahl, und keinen Zwang.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Wie ſcherzt und huͤpfet durch die Felder</l><lb/> <l>Die oft gepaarte Wachtelbrut!</l><lb/> <l>Die frohen Schlaͤge, die ſie thut,</l><lb/> <l>Erſchallen in die nahen Waͤlder,</l><lb/> <l>Und toͤnen nur von Luſt und Muth.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Wie buhlen dort die Turteltauben!</l><lb/> <l>Wer kann ihr Girren nicht verſtehn?</l><lb/> <l>Die Liebe macht es doppelt ſchoͤn,</l><lb/> <l>Und will und ſoll uns auch erlauben,</l><lb/> <l>Das Schnaͤbeln ihnen abzuſehn.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Der Sperling theilt ſein kurzes Leben</l><lb/> <l>Jn Zwitſchern und in Lieben ein.</l><lb/> <l>Man weiß, er liebet ungemein.</l><lb/> <l>Will man ſein Singen nicht erheben;</l><lb/> <l>So wird er wol zu troͤſten ſeyn.</l> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [31/0053]
Die Voͤgel lieben hier und ſingen.
Es liebt, der in den Luͤften ſchwebt;
Es liebt, was kaum der Fittich hebt,
Und ſuchet aus dem Neſt zu dringen:
Weil alles nach der Freyheit ſtrebt.
Die Nachtigall in dieſen Straͤuchen
Gleicht in der ſuͤſſen Stimme dir;
Jn ihrer Scherzluſt gleicht ſie mir:
Und ſucht, uns beyden mehr zu gleichen,
Die ſichern Schatten, ſo wie wir.
Die Lerche ſteiget in die Hoͤhe.
Jhr angenehmer Luſtgeſang
Verehrt und lobet lebenslang
Die freye Liebe, nicht die Ehe;
Die ſtete Wahl, und keinen Zwang.
Wie ſcherzt und huͤpfet durch die Felder
Die oft gepaarte Wachtelbrut!
Die frohen Schlaͤge, die ſie thut,
Erſchallen in die nahen Waͤlder,
Und toͤnen nur von Luſt und Muth.
Wie buhlen dort die Turteltauben!
Wer kann ihr Girren nicht verſtehn?
Die Liebe macht es doppelt ſchoͤn,
Und will und ſoll uns auch erlauben,
Das Schnaͤbeln ihnen abzuſehn.
Der Sperling theilt ſein kurzes Leben
Jn Zwitſchern und in Lieben ein.
Man weiß, er liebet ungemein.
Will man ſein Singen nicht erheben;
So wird er wol zu troͤſten ſeyn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |