Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.Ach! Elpin ist zu beneiden: Fiel dem schlauen Schäfer ein; Ja! ihr folgt ihm, süsse Freuden! Jn den lustgewohnten Hayn, Wo in jener Schatten Nacht Jhm vielleicht die Hirtinn lacht, Die mein Herze sehnend macht. Mitten unter hohen Fichten Traf Myrtill den Flüchtling an, Der bereits in stillem Dichten Voller Liebe saß und sann, Bis sein fertiger Gesang Muthig durch die Lüfte drang Und den Hall zum Nachruf zwang. Muster, sang er, wahrer Güte! Herz, das Treu und Huld belebt! Gönne mir, daß mein Gemüthe Einsam deinen Wehrt erhebt. Sag ich Neidern und der Welt Minder als dein Lob erhält; So vernehm es Wald und Feld. Mit wie zärtlichem Umfangen Hat dein Arm mich oft ergetzt! Und wie oft hat deine Wangen Mein vergnügter Mund genetzt! Selten hab ich was begehrt, Das, so bald ich mich erklärt, Du mir nicht mit Lust gewährt. O mit welchen treuen Küssen Drücktest du mich an dein Herz! Auch in eignen Kümmernissen Scherztest du bey meinem Scherz. Nur dein Lächeln und dein Kuß, Die ich stets verehren muß, Stillten allen Ueberdruß. E 2
Ach! Elpin iſt zu beneiden: Fiel dem ſchlauen Schaͤfer ein; Ja! ihr folgt ihm, ſuͤſſe Freuden! Jn den luſtgewohnten Hayn, Wo in jener Schatten Nacht Jhm vielleicht die Hirtinn lacht, Die mein Herze ſehnend macht. Mitten unter hohen Fichten Traf Myrtill den Fluͤchtling an, Der bereits in ſtillem Dichten Voller Liebe ſaß und ſann, Bis ſein fertiger Geſang Muthig durch die Luͤfte drang Und den Hall zum Nachruf zwang. Muſter, ſang er, wahrer Guͤte! Herz, das Treu und Huld belebt! Goͤnne mir, daß mein Gemuͤthe Einſam deinen Wehrt erhebt. Sag ich Neidern und der Welt Minder als dein Lob erhaͤlt; So vernehm es Wald und Feld. Mit wie zaͤrtlichem Umfangen Hat dein Arm mich oft ergetzt! Und wie oft hat deine Wangen Mein vergnuͤgter Mund genetzt! Selten hab ich was begehrt, Das, ſo bald ich mich erklaͤrt, Du mir nicht mit Luſt gewaͤhrt. O mit welchen treuen Kuͤſſen Druͤckteſt du mich an dein Herz! Auch in eignen Kuͤmmerniſſen Scherzteſt du bey meinem Scherz. Nur dein Laͤcheln und dein Kuß, Die ich ſtets verehren muß, Stillten allen Ueberdruß. E 2
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Ach! Elpin iſt zu beneiden:
Fiel dem ſchlauen Schaͤfer ein;
Ja! ihr folgt ihm, ſuͤſſe Freuden!
Jn den luſtgewohnten Hayn,
Wo in jener Schatten Nacht
Jhm vielleicht die Hirtinn lacht,
Die mein Herze ſehnend macht.
Mitten unter hohen Fichten
Traf Myrtill den Fluͤchtling an,
Der bereits in ſtillem Dichten
Voller Liebe ſaß und ſann,
Bis ſein fertiger Geſang
Muthig durch die Luͤfte drang
Und den Hall zum Nachruf zwang.
Muſter, ſang er, wahrer Guͤte!
Herz, das Treu und Huld belebt!
Goͤnne mir, daß mein Gemuͤthe
Einſam deinen Wehrt erhebt.
Sag ich Neidern und der Welt
Minder als dein Lob erhaͤlt;
So vernehm es Wald und Feld.
Mit wie zaͤrtlichem Umfangen
Hat dein Arm mich oft ergetzt!
Und wie oft hat deine Wangen
Mein vergnuͤgter Mund genetzt!
Selten hab ich was begehrt,
Das, ſo bald ich mich erklaͤrt,
Du mir nicht mit Luſt gewaͤhrt.
O mit welchen treuen Kuͤſſen
Druͤckteſt du mich an dein Herz!
Auch in eignen Kuͤmmerniſſen
Scherzteſt du bey meinem Scherz.
Nur dein Laͤcheln und dein Kuß,
Die ich ſtets verehren muß,
Stillten allen Ueberdruß.
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