Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 3. Hamburg, 1752.VII. Hoheit und Liebe. Monarch im Reiche stolzer Thoren, Dich, hohes Glück, verehr ich nicht! Mir ward in Phyllis mehr gebohren, Als alles, was dein Tand verspricht. Der Traum der Wachenden, die Ehre, Der Sclaven-Stand der Eitelkeit, Schliesst dein Gefolg an Höf' und Heere, Bis es der letzte Schlaf befreyt. Das Recht, mein Herze zu entzücken Und meiner Wünsche Ziel zu seyn, Räum ich nur einer Phyllis Blicken, Nur Jhrer seltnen Schönheit ein. Wie stolz war ich, Sie zu gewinnen! Auch dieser Ruhm verewigt sich. Beneidet Sie, ihr Königinnen! Und, Könige! beneidet mich. O Phyllis, Seele meiner Lieder! Mich reizt kein himmelhoher Flug. Mich liebest Du, Dich lieb ich wieder. Sind wir nicht beyde froh genug? An treuer Brust, an treuer Seiten Macht uns die Liebe groß und reich. Ach sey, an wahren Zärtlichkeiten, Unendlich jener Taube gleich! Den Adler sah die Turteltaube, Die in der Stille girrt und liebt, Wie ihn Gewalt und Muth zum Raube Jn königlichen Thaten übt. Sie sah ihn Sieg und Ehre finden, Dem Kranich stolz entgegen ziehn, Sich heben, kämpfen, überwinden, Und alle Vögel vor ihm fliehn. Sie sprach: Jch will dich nicht beneiden: Sey immer groß und fürchterlich. Geprüfter Liebe süsse Freuden! Nur ihr allein beglücket mich. Mir will ich keinen Sieg erwerben, Als den mein Gatte mir gewährt. Mit ihm zu leben und zu sterben Jst alles, was mein Wunsch begehrt. VII. Hoheit und Liebe. Monarch im Reiche ſtolzer Thoren, Dich, hohes Gluͤck, verehr ich nicht! Mir ward in Phyllis mehr gebohren, Als alles, was dein Tand verſpricht. Der Traum der Wachenden, die Ehre, Der Sclaven-Stand der Eitelkeit, Schlieſſt dein Gefolg an Hoͤf’ und Heere, Bis es der letzte Schlaf befreyt. Das Recht, mein Herze zu entzuͤcken Und meiner Wuͤnſche Ziel zu ſeyn, Raͤum ich nur einer Phyllis Blicken, Nur Jhrer ſeltnen Schoͤnheit ein. Wie ſtolz war ich, Sie zu gewinnen! Auch dieſer Ruhm verewigt ſich. Beneidet Sie, ihr Koͤniginnen! Und, Koͤnige! beneidet mich. O Phyllis, Seele meiner Lieder! Mich reizt kein himmelhoher Flug. Mich liebeſt Du, Dich lieb ich wieder. Sind wir nicht beyde froh genug? An treuer Bruſt, an treuer Seiten Macht uns die Liebe groß und reich. Ach ſey, an wahren Zaͤrtlichkeiten, Unendlich jener Taube gleich! Den Adler ſah die Turteltaube, Die in der Stille girrt und liebt, Wie ihn Gewalt und Muth zum Raube Jn koͤniglichen Thaten uͤbt. Sie ſah ihn Sieg und Ehre finden, Dem Kranich ſtolz entgegen ziehn, Sich heben, kaͤmpfen, uͤberwinden, Und alle Voͤgel vor ihm fliehn. Sie ſprach: Jch will dich nicht beneiden: Sey immer groß und fuͤrchterlich. Gepruͤfter Liebe ſuͤſſe Freuden! Nur ihr allein begluͤcket mich. Mir will ich keinen Sieg erwerben, Als den mein Gatte mir gewaͤhrt. Mit ihm zu leben und zu ſterben Jſt alles, was mein Wunſch begehrt. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0027" n="13"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Hoheit und Liebe.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>onarch im Reiche ſtolzer Thoren,</l><lb/> <l>Dich, hohes Gluͤck, verehr ich nicht!</l><lb/> <l>Mir ward in Phyllis mehr gebohren,</l><lb/> <l>Als alles, was dein Tand verſpricht.</l><lb/> <l>Der Traum der Wachenden, die Ehre,</l><lb/> <l>Der Sclaven-Stand der Eitelkeit,</l><lb/> <l>Schlieſſt dein Gefolg an Hoͤf’ und Heere,</l><lb/> <l>Bis es der letzte Schlaf befreyt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Recht, mein Herze zu entzuͤcken</l><lb/> <l>Und meiner Wuͤnſche Ziel zu ſeyn,</l><lb/> <l>Raͤum ich nur einer Phyllis Blicken,</l><lb/> <l>Nur Jhrer ſeltnen Schoͤnheit ein.</l><lb/> <l>Wie ſtolz war ich, Sie zu gewinnen!</l><lb/> <l>Auch dieſer Ruhm verewigt ſich.</l><lb/> <l>Beneidet Sie, ihr Koͤniginnen!</l><lb/> <l>Und, Koͤnige! beneidet mich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O Phyllis, Seele meiner Lieder!</l><lb/> <l>Mich reizt kein himmelhoher Flug.</l><lb/> <l>Mich liebeſt Du, Dich lieb ich wieder.</l><lb/> <l>Sind wir nicht beyde froh genug?</l><lb/> <l>An treuer Bruſt, an treuer Seiten</l><lb/> <l>Macht uns die Liebe groß und reich.</l><lb/> <l>Ach ſey, an wahren Zaͤrtlichkeiten,</l><lb/> <l>Unendlich jener Taube gleich!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den Adler ſah die Turteltaube,</l><lb/> <l>Die in der Stille girrt und liebt,</l><lb/> <l>Wie ihn Gewalt und Muth zum Raube</l><lb/> <l>Jn koͤniglichen Thaten uͤbt.</l><lb/> <l>Sie ſah ihn Sieg und Ehre finden,</l><lb/> <l>Dem Kranich ſtolz entgegen ziehn,</l><lb/> <l>Sich heben, kaͤmpfen, uͤberwinden,</l><lb/> <l>Und alle Voͤgel vor ihm fliehn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie ſprach: Jch will dich nicht beneiden:</l><lb/> <l>Sey immer groß und fuͤrchterlich.</l><lb/> <l>Gepruͤfter Liebe ſuͤſſe Freuden!</l><lb/> <l>Nur ihr allein begluͤcket mich.</l><lb/> <l>Mir will ich keinen Sieg erwerben,</l><lb/> <l>Als den mein Gatte mir gewaͤhrt.</l><lb/> <l>Mit ihm zu leben und zu ſterben</l><lb/> <l>Jſt alles, was mein Wunſch begehrt.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
VII.
Hoheit und Liebe.
Monarch im Reiche ſtolzer Thoren,
Dich, hohes Gluͤck, verehr ich nicht!
Mir ward in Phyllis mehr gebohren,
Als alles, was dein Tand verſpricht.
Der Traum der Wachenden, die Ehre,
Der Sclaven-Stand der Eitelkeit,
Schlieſſt dein Gefolg an Hoͤf’ und Heere,
Bis es der letzte Schlaf befreyt.
Das Recht, mein Herze zu entzuͤcken
Und meiner Wuͤnſche Ziel zu ſeyn,
Raͤum ich nur einer Phyllis Blicken,
Nur Jhrer ſeltnen Schoͤnheit ein.
Wie ſtolz war ich, Sie zu gewinnen!
Auch dieſer Ruhm verewigt ſich.
Beneidet Sie, ihr Koͤniginnen!
Und, Koͤnige! beneidet mich.
O Phyllis, Seele meiner Lieder!
Mich reizt kein himmelhoher Flug.
Mich liebeſt Du, Dich lieb ich wieder.
Sind wir nicht beyde froh genug?
An treuer Bruſt, an treuer Seiten
Macht uns die Liebe groß und reich.
Ach ſey, an wahren Zaͤrtlichkeiten,
Unendlich jener Taube gleich!
Den Adler ſah die Turteltaube,
Die in der Stille girrt und liebt,
Wie ihn Gewalt und Muth zum Raube
Jn koͤniglichen Thaten uͤbt.
Sie ſah ihn Sieg und Ehre finden,
Dem Kranich ſtolz entgegen ziehn,
Sich heben, kaͤmpfen, uͤberwinden,
Und alle Voͤgel vor ihm fliehn.
Sie ſprach: Jch will dich nicht beneiden:
Sey immer groß und fuͤrchterlich.
Gepruͤfter Liebe ſuͤſſe Freuden!
Nur ihr allein begluͤcket mich.
Mir will ich keinen Sieg erwerben,
Als den mein Gatte mir gewaͤhrt.
Mit ihm zu leben und zu ſterben
Jſt alles, was mein Wunſch begehrt.
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