Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich hörte allerdings nur den Schluß, denn diesen gackerte er so hell heraus, wie eine Henne beim Eierlegen:

"So wollen wir denn in unserer gemeinschaftlichen Zuneigung und Liebe zu Ernst wieder näher treten und um seinetwillen alles Vergangene begraben und vergessen sein lassen."

Amen, brummte ich vor mich hin, dann pfiff ich; es muß ein durchdringender Pfiff gewesen sein.

Er ließ seinen Borstenkopf auf einmal niedersinken und spie über die Tischplatte. Er wäre gleich eingeschlafen. Das gieng mir aber wider den Strich. Ich brauchte ihn jetzt nothwendig. Er war mir wirklich ganz unentbehrlich. Er war ein Misthaufen, mit dem ich die Kraft meiner Seele düngen wollte. Ich riß ihn auf, hieng ihm seinen mit Fettflecken übersäeten Mantel um und schleppte ihn mühsam ins Kaffeehaus.

Grog, Grog, Grog.

Weiter ist nichts zu berichten.

Als es vier Uhr schlug, trieb ich zum Aufbruch. Meine Zeit kam heran. Ich begleitete ihn bis ans Hausthor. Dort fiel er mir um den Hals, küßte mich in die Lippen hinein und drückte mir warm die Hand. Mir war es jetzt ganz egal. Ich empfand gar nichts. So war es recht.

Ich hörte allerdings nur den Schluß, denn diesen gackerte er so hell heraus, wie eine Henne beim Eierlegen:

„So wollen wir denn in unserer gemeinschaftlichen Zuneigung und Liebe zu Ernst wieder näher treten und um seinetwillen alles Vergangene begraben und vergessen sein lassen.“

Amen, brummte ich vor mich hin, dann pfiff ich; es muß ein durchdringender Pfiff gewesen sein.

Er ließ seinen Borstenkopf auf einmal niedersinken und spie über die Tischplatte. Er wäre gleich eingeschlafen. Das gieng mir aber wider den Strich. Ich brauchte ihn jetzt nothwendig. Er war mir wirklich ganz unentbehrlich. Er war ein Misthaufen, mit dem ich die Kraft meiner Seele düngen wollte. Ich riß ihn auf, hieng ihm seinen mit Fettflecken übersäeten Mantel um und schleppte ihn mühsam ins Kaffeehaus.

Grog, Grog, Grog.

Weiter ist nichts zu berichten.

Als es vier Uhr schlug, trieb ich zum Aufbruch. Meine Zeit kam heran. Ich begleitete ihn bis ans Hausthor. Dort fiel er mir um den Hals, küßte mich in die Lippen hinein und drückte mir warm die Hand. Mir war es jetzt ganz egal. Ich empfand gar nichts. So war es recht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0115" n="117"/>
          <p>Ich hörte allerdings nur den Schluß, denn diesen gackerte er so hell heraus, wie eine Henne beim Eierlegen:</p>
          <p>&#x201E;So wollen wir denn in unserer gemeinschaftlichen Zuneigung und Liebe zu Ernst wieder näher treten und um seinetwillen alles Vergangene begraben und vergessen sein lassen.&#x201C;</p>
          <p>Amen, brummte ich vor mich hin, dann pfiff ich; es muß ein durchdringender Pfiff gewesen sein.</p>
          <p>Er ließ seinen Borstenkopf auf einmal niedersinken und spie über die Tischplatte. Er wäre gleich eingeschlafen. Das gieng mir aber wider den Strich. Ich brauchte ihn jetzt nothwendig. Er war mir wirklich ganz unentbehrlich. Er war ein Misthaufen, mit dem ich die Kraft meiner Seele düngen wollte. Ich riß ihn auf, hieng ihm seinen mit Fettflecken übersäeten Mantel um und schleppte ihn mühsam ins Kaffeehaus.</p>
          <p>Grog, Grog, Grog.</p>
          <p>Weiter ist nichts zu berichten.</p>
          <p>Als es vier Uhr schlug, trieb ich zum Aufbruch. Meine Zeit kam heran. Ich begleitete ihn bis ans Hausthor. Dort fiel er mir um den Hals, küßte mich in die Lippen hinein und drückte mir warm die Hand. Mir war es jetzt ganz egal. Ich empfand gar nichts. So war es recht.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0115] Ich hörte allerdings nur den Schluß, denn diesen gackerte er so hell heraus, wie eine Henne beim Eierlegen: „So wollen wir denn in unserer gemeinschaftlichen Zuneigung und Liebe zu Ernst wieder näher treten und um seinetwillen alles Vergangene begraben und vergessen sein lassen.“ Amen, brummte ich vor mich hin, dann pfiff ich; es muß ein durchdringender Pfiff gewesen sein. Er ließ seinen Borstenkopf auf einmal niedersinken und spie über die Tischplatte. Er wäre gleich eingeschlafen. Das gieng mir aber wider den Strich. Ich brauchte ihn jetzt nothwendig. Er war mir wirklich ganz unentbehrlich. Er war ein Misthaufen, mit dem ich die Kraft meiner Seele düngen wollte. Ich riß ihn auf, hieng ihm seinen mit Fettflecken übersäeten Mantel um und schleppte ihn mühsam ins Kaffeehaus. Grog, Grog, Grog. Weiter ist nichts zu berichten. Als es vier Uhr schlug, trieb ich zum Aufbruch. Meine Zeit kam heran. Ich begleitete ihn bis ans Hausthor. Dort fiel er mir um den Hals, küßte mich in die Lippen hinein und drückte mir warm die Hand. Mir war es jetzt ganz egal. Ich empfand gar nichts. So war es recht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/115
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/115>, abgerufen am 24.11.2024.